Gevelsberg. Bochumer Schauspielerin Maria Wolf gibt in Realschule Gevelsberg ein Online-Benimm-Training. Wichtige Tipps für virtuelles Vorstellungsgespräch.
Die Fragen vor einem Bewerbungsgespräch sind immer die gleichen: Egal ob in Präsenz oder Digital: Was ziehe ich an? Worauf muss ich achten? Nur die Antworten fallen anders aus, weiß Maria Wolf. Die Bochumer Schauspielerin ist ein sogenannter Auftritts-Coach und weiß, wie man sich für ein Online-Gespräch vorbereiten muss und wie man lieber nicht vor dem Monitor erscheinen sollte. Im Rahmen eines Angebots der Malteser probte sie mit Schülerinnen und Schülern der Realschule Gevelsberg gemeinsam mit der ehrenamtlichen Benimm-Trainerin Dr. Dagmar Saballeck-Vaca den Bewerbungsgespräch-Ernstfall.
Die Vorbereitung
Ob digital oder nicht: Die Vorbereitung für ein Bewerbungsgespräch ist immer die gleiche: Wichtig sei es, Informationen über das Unternehmen einzuholen. Agiert es nur national oder auch international? Wie sieht das Gebäude von außen aus? Wie hat der Bewerber von der Stellenanzeige erfahren? Und ganz wichtig sei, den Inhalt der Stellenanzeige und der eigenen Unterlagen präsent zu haben, erklärt Maria Wolf. Der Vorteil einer virtuellen Besprechung sei, dass die Papiere ruhig neben dem Rechner zurecht gelegt werden können. Gedanken machen sollte man sich im Vorfeld, was die eigenen Stärken sind, warum man dieses Unternehmen ausgesucht hat. Der potenzielle Arbeitgeber werde auch Fragen zur persönlichen Lebenssituation stellen, wo man wohnt, was die Hobbys sind, welche Berufserfahrungen man bereits gemacht hat. Darauf sollte man sich vorbereiten.
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Fragen stellen
„Wichtig ist es, auch selbst Fragen zu stellen“, erklärt Maria Wolf. Das zeige, dass Interesse an dem Unternehmen bestehe und dass man sich Gedanken über den weiteren persönlichen Werdegang macht. Mögliche Fragen seien: Wo ist die Berufsschule? Wird Blockunterricht angeboten? Wie sind die Aufstiegsschanchen und welche Entwicklungsmöglichkeiten bestehen in dem Unternehmen?
Die Kleidung
Gekämmt und vernünftig angezogen zu sein, sei auch bei einem Online-Gespräch für den ersten Eindruck entscheidend, betont die Online-Trainerin. Hemd oder Bluse statt T-Shirt, keine allzu bunten Oberteile tragen, das mache das Bild zu unruhig. Wichtig sei dabei, auch auf den Hintergrund zu achten. Von einer weißen Bluse vor einer weißer Wand rät Maria Wolf ab. Die Kleidung sollte sich vom Hintergrund absetzen und dennoch dezent sein.
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Die Technik
Auch hier gilt: Wer zu spät kommt, ist schon fast raus aus dem Rennen um einen Ausbildungsplatz. Auch digital. Wichtig ist, sich frühzeitig in die Konferenz einzuwählen, lieber zehn Minuten zu früh, als eine Minute zu spät. Im Vorfeld sollte die Kamera geprüft werden, die Lautstärke, die Stummschaltung und wie der Name bei der Anmeldung erscheint. Nicht, dass das System den Nickname des Rechners oder des Tablets übernimmt? Das könne zu Irritationen führen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch die Geschwindigkeit des Systems überprüfen. Maria Wolf rät die Seite www.fast.com, wer mehr als 30 Mbit pro Sekunde hat, sei auf der sicheren Seite.
Das Gespräch
Der Tipp der Benimm-Trainerin: Man sollte sich einen ersten Satz überlegen, mit dem man in das Gespräch startet. „Hallo Herr oder Frau xxxx, mein Name ist xxx, ist meine Verbindung in Ordnung?“ Immer in die Kamera schauen, für Ruhe im Raum sorgen, Handy aus, alle weiteren Anwendungen am Rechner schließen und „nicht wie ein Wasserfall reden, sondern immer wieder kurze Pausen machen“, raten die Expertinnen. Bestenfalls sollte man diese Gesprächssituation vorher üben. Auch das Ende sollte höflich gestaltet werden: „Vielen Dank für das Gespräch und ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.“ Ziel sei es eine Beziehung zu seinem Gesprächspartner aufzubauen, das gelinge über Augenkontakt und die persönliche Anrede, erklärt Maria Wolf. Absolut verboten sei es zu essen, Kaugummi zu kauen oder aus der Flasche zu trinken. Ein Glas Wasser sollte auf jeden Fall parat stehen.
Die Beleuchtung
„Der potenzielle Arbeitgeber will die Augen seines Gegenübers sehen“, weiß Maria Wolf und rät, das Licht am Monitor so einzustellen, dass die Brille nicht zu sehr spiegelt. Eine wichtige Rolle spielt auch die Beleuchtung im Raum. Am besten sei ein Deckenfluter, der das Gesicht gleichmäßig anstrahlt. Sonnenstrahlen von der Seite und Licht von hinten sorgen für ein Schatten. „Es geht darum, eine angenehme Gesprächssituation zu schaffen“, erklärt Maria Wolf.
Die Haltung
Ehrenamtliches Engagement
Die Benimm-Kurse werden von den Maltesern schon seit 2011 in den Schulen der Region angeboten. Finanziert wird das Angebot über Spenden. Der Maltester-Benimmkurs „Dein perfekter Auftritt“ werde gut angenommen, erklärt Marion Wiemann, die das Projekt leitet. Natürlich soll es auch in Präsenz weiter gehen, aber aufgrund der Pandemie erst einmal nur virtuell. Die Benimm-Trainer arbeiten ehrenamtlich. Maria Wolf wurde als professionelle Kraft engagiert. Gemeinsam wurde ein Konzept erarbeitet, in dem virtuelles Auftreten geübt wird. „Netiquette“ - Im Online Vorstellungsgespräch überzeugen - so lautet das erste digitalisierte Kursmodul, das 2021 gestartet ist. Hier werden Schülern der 9./10. Klasse hilfreiche Tipps für die perfekte Vorbereitung für ein virtuelles Vorstellungsgespräch gegeben. Die Corona-Pandemie habe die Digitalisierung in vielen Bereichen stark vorangetrieben, weiß Maria Wolf. Ihr Einsatz als Online-Coach ist immer mehr gefragt und auch die Arbeitgeber würden immer mehr auf Online-Gespräche setzen. „Hier ist der erste Eindruck noch entscheidender als in einem Bewerbungsgespräch vor Ort“, sagt die Schauspielerin. Die Gespräche am Rechner sind kürzer, und es gibt noch viel mehr Dinge, auf die zu achten sind.
Während des Gesprächs sollte die Bewerberin, der Bewerber aufrecht sitzen, auf Augenhöhe mit der Kamera. Der Ausschnitt des Bildes sollte so gewählt werden, dass der Kopf vollständig zu sehen ist, ebenso wie ein Teil des Oberkörpers. „Auch für das Internet gibt es eine Netiquette“, sagt Maria Wolf. Also Regeln der Höflichkeit, des respektvollen Umgangs. Von oben in die Kamera zu schauen gehöre nicht dazu, „man darf nicht die Decke des Raumes zeigen, ebenso wenig sollte man zu weit weg von der Kamera zu sitzen. Wichtig sei auch, dass das Zimmer aufgeräumt wird, man sich vorher genau überlegt, wie man seine Umgebung zeigen möchte. „Ein unaufgeräumtes Bett sollte nicht dazu hören.“ „Es geht darum, die beste Seite von sich zu zeigen“, erklärt Dr. Dagmar Saballeck-Vaca. Mit diesen Tipps sollte das gelingen.