Schwelm. Der ehemalige Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), Hartmut Ziebs aus Schwelm, will im kommenden Jahr für die CDU in den Bundestag.
Nach aufreibenden Monaten ist Hartmut Ziebs bestens gelaunt, als er sich am Telefon meldet. „Dass ich mich nicht in den Ruhestand verabschiede, war doch klar.“ Dass er als zentrale Figur des größten Bebens, das der Deutsche Feuerwehrverband jemals erlebt hat, allerdings so schnell wieder in die Öffentlichkeit tritt, damit haben die wenigsten gerechnet: Der Schwelmer will bei der Wahl im kommenden Jahr in den Deutschen Bundestag einziehen. Als Nachfolger von Dr. Ralf Brauksiepe schlägt ihn der CDU-Kreisvorstand dafür vor, im Wahlkreis 139 für die Städte Hattingen, Herdecke, Sprockhövel, Wetter und Witten anzutreten.
„Das letzte Wort über die Kandidatur hat eine Wahlkreisvertreterversammlung, die voraussichtlich im November über den Vorschlag entscheiden wird“, teilt die CDU mit. Nachdem sich der Vorstand einstimmig darauf verständigt und sich mit den Vorsitzenden der Stadtverbände beraten hatte, grenzte es allerdings an ein Wunder, wenn plötzlich ein Gegenkandidat auftauchen und Ziebs in einer Kampfabstimmung ausstechen würde.
Klare Kante gegen Rechts
Nicht so sicher ist jedoch, ob Ziebs, der zum Jahreswechsel von seinem Amt als Deutscher Feuerwehr-Präsident zurückgetreten war, auch tatsächlich in der Wählergunst das Direktmandat in dem Wahlkreis holt. Denn unabhängig von seinen Zuschnitten, ist dieser stets an die SPD gegangen. Aktuell sitzt Ralf Kapschak für den nördlichen Ennepe-Ruhr-Kreis im Bundestag, der laut Informationen dieser Zeitung aber auch nicht noch einmal zur Wahl antreten wird. Dr. Ralf Brauksiepe hatte stets sein Mandat über den Listenplatz erhalten. Dieses legte er am 4. November 2018 nieder und wechselte in die Privatwirtschaft als Arbeitsdirektor der Immobiliengesellschaft Vivawest.
Auf welchem Listenplatz Ziebs im Falle seiner Nominierung landet, ist unsicher. Unstrittig ist aber, dass sein Name in Deutschland bekannt ist, dass er in Berlin und international bestens vernetzt ist und ebenso, dass er sich stets deutlich positioniert, eine klare Meinung hat und politische Prinzipien teilt. Diese klare Haltung brachte ihm in jüngster Vergangenheit viel Ärger ein. Denn Ziebs positionierte sich deutlich gegen rechtsnationale Tendenzen in der Feuerwehr, wurde von seinen Stellvertretern als Präsident demontiert. In der Folge erhielten er und seine Familie massive Drohungen aus dem rechten Lager. Doch Hartmut Ziebs wich nie davon ab, Toleranz und Weltoffenheit als Werte hochzuhalten, bis er schließlich sein Amt niederlegte.
Nicht zuletzt durch die massiven Anfeindungen hatte er nach seinem Rücktritt zwar seinen Posten als Vizepräsident des Welt-Feuerwehrverbands behalten, aber betont, dass er sich aus den Führungsgremien des DFV komplett verabschieden wolle.
Lange Gespräche mit der Familie
Wie kommt es nun dazu, dass er doch auf das Berliner Parkett zurückkehren möchte? Denn klar sollte sein, dass er im Falle seiner Wahl als Bundestagsabgeordneter wieder wegen klarer Positionierungen in den Fokus rücken könnte. „Ich habe selbstverständlich mit meine Frau darüber gesprochen, ob ich diesen Schritt zurück in die Öffentlichkeit gehe. Sie unterstützt mich, akzeptiert, dass ich schon immer ein politischer Mensch war und mich weiter engagieren möchte“, sagt Hartmut Ziebs, der bereits in diesem Jahr für ein anderes Amt kandidiert. Denn ebenfalls für die CDU tritt er an, um in den Schwelmer Stadtrat einzuziehen.
„Ich kann einfach nicht zusehen, wenn Dinge aus meiner Sicht falsch laufen“, sagt er zu seiner Motivation. Auch in seinen Feuerwehrämtern war Hartmut Ziebs stets ein vergleichsweise sehr politischer Mensch, zuletzt parteiübergreifend in Berlin sehr gut vernetzt und im Krisenstab der Bundesregierung. Sollte er als Kandidat aufgestellt und gewählt werden, will er sein Amt beim Weltfeuerwehrverband möglicherweise aufgeben. „Ich bin da konservativ und werden im Falle einer Wahl genau erörtern, ob ich beide Ämter parallel ausfüllen kann oder ob es Sinn macht, einen Schlussstrich als Vizepräsident zu ziehen“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
Im Herzen ein Schwelmer
Anders gestalten sich seine Pläne für den Fall, dass er sowohl in den Stadtrat wie auch in den Bundestag gewählt werden würde. „Ich bin Schwelmer, ich will mich für meine Stadt einsetzen und natürlich für meinen Wahlkreis im Falle eines Bundestagsmandats.“
Auf Zeit in Berlin zu leben, ist für ihn schließlich nichts Neues, aber dass er so schnell die Chance hat, wieder dort an exponierter Stelle aktiv zu werden – damit hatte er vor wenigen Monaten noch nicht gerechnet.