Schwelm. Nur wenige Monate nach der Wiedereröffnung des Sportcenters Shangrila in Schwelm sorgt Corona für Stillstand. Pächterin öffnet am 29. Mai wieder.

Gerade einmal viereinhalb Monate hatte Anna Filimonova (40) ihre Fun- und Freizeitarena im alten Sportzentrum Shangrila in Schwelm geöffnet, da musste sie schon wieder schließen. Der Grund liegt auf der Hand: Corona. „Unsere Branche hat es mit am meisten getroffen. Die Leute buchen keine Events“, sagt sie. Für die 40-Jährige aber ist es so kurz nach der Eröffnung im November 2019 besonders hart. Sie kämpft in dem Traditionsfitnesscenter um ihr wirtschaftliches Überleben.

Seit 2016 ist Anna Filimonova mit ihrer Eventagentur in Wuppertal selbstständig. Die ersten drei Jahre organisiert sie mobil Firmenveranstaltungen und private Feiern. 2019 stößt die gelernte Kauffrau dann auf die Immobilie in Schwelm, drei Jahre lang stand sie leer. Filimonova sieht hier ihre Zukunft, unterschreibt den Pachtvertrag und verwirklicht ihren Wunsch nach einem festen Standort. Investieren muss sie nicht viel, der Zustand der 6000 Quadratmeter großen Halle ist gut.

Arrowtag und Trampoline sollen kommen

Bei den angebotenen Aktivitäten tut sich hingegen einiges: Wo früher mit Tennis, Squash und Badminton die Fitness im Vordergrund stand, sind nun Spiele mit Eventcharakter eingezogen: Es gibt Lasertag, Bubble Ball, Poolball, und Escape Rooms. Die Bowlingbahnen sind geblieben. Vor Corona hat Anna Filimonova noch Ausrüstung für eine weitere neue Attraktion bestellt: Arrowtag, Bogenschießen a la Völkerball. Ausprobieren konnten das Gäste aber bisher noch nicht. Auch eine Trampolinanlage ist fest geplant. Die Umsetzung des kompletten Spaßangebots ist hingegen mehr als fraglich.

In den ersten Monaten nach der Wiedereröffnung sei die Auslastung „ziemlich gut“ gewesen. Um die 25 Geburtstage hätten pro Wochenende stattgefunden. „Wir sind bei den Leuten angekommen. Es ging in die richtige Richtung“, sagt die Unternehmerin, die drauf und dran war, die Abläufe zu glätten und zu professionalisieren – von der Buchung bis zum Getränke- und Essensservice. Viel Zeit zum Geldverdienen blieb ihr allerdings nicht. Wegen der Corona-Krise musste sie am 16. März in Freizeitunternehmen in der Kreisstadt schließen.

Zahlreiche Buchungen sind geplatzt

„Im Moment ist es sehr schwierig“, gibt sie zu. Genaue Verluste will sie nicht nennen. Aber: Etwa 70 feste Buchungen musste sie seit März streichen, darunter Junggesellenabschiede und Abiturfeiern. Zu Ostern war eine große Aktion für Familien geplant, schätzungsweise 300 bis 400 Besucher hatte die Gastgeberin erwartet. Und neue Buchungen bleiben aktuell verständlicherweise aus. „Im Juni haben wir keine einzige.“ Klingelte das Telefon vorher minütlich, kommen derzeit gerade einmal zwei bis drei Anrufe in der Woche zusammen. „Es ist gar kein Interesse da“, ist Anna Filimonova beunruhigt.

Die monatlichen Betriebskosten belaufen sich auf mehrere Zehntausend Euro. Strom, Wasser und Gas kann sie stunden, die anderen Versorger aber (Telefon, Internet) und auch der Verpächter kämen ihr nicht entgegen. „Die verlängern nur die Fristen in kleinen Schritten und schicken immer weiter Mahnungen.“ Ihre Sorge ist groß, dass bald das Inkassobüro vor ihrer Tür steht. Filimonova ist Einzelunternehmerin, oft waren es Studenten, die bei ihr als Aushilfen gejobbt waren. Vom Land hat die Selbstständige daher nicht mehr als 9000 Euro Soforthilfe bekommen. „Die waren natürlich sofort weg.“

Banken geben keinen Kredit

Bei ihrer Bank hat sie um einen Kredit gebeten. Dort habe es geheißen, sie falle unter keines der Förderprogramme, weil ihr Unternehmen im vergangenen Jahr keine schwarzen Zahlen erzielt habe. „Wie soll das auch gehen, wenn ich erst im November eröffnet habe?“, fragt die 40-Jährige. Die Bürgschaftsbank NRW rufe wiederum für einen Kredit zehn Prozent Jahreszinsen auf: „Das bringt nichts, da bleibe ich ja weiter in der Überschuldung“, so Anna Filimonova. Sie ist enttäuscht von der fehlenden Unterstützung: „Es geht doch einfach nur darum, meine Liquidität zu stärken. Ich will doch das Geld nicht, um zu investieren.“ Mit Blick auf die Zukunft des Shangrila ist klar: „Wenn es so weitergeht und wir keine Buchungen ‘reinbekommen, ist das nicht machbar. Wir brauchen auf jeden Fall Kundschaft.“

Nachdem sie das Okay vom Schwelmer Ordnungsamt bekommen hat, wird sie ab Freitag, 29. Mai, wieder öffnen. Zwar vermutet sie, dass es sich finanziell nicht unbedingt lohnen wird, „aber wir können auch nicht nur herumsitzen und warten, bis alles vorbei ist“. Gern würde Anna Filimonova an ihrem ersten Öffnungstag nach Corona etwas Besonderes anbieten, doch erlauben das die Regeln zum Infektionsschutz nicht. Lockangebote könnten zu Menschenansammlungen führen.