Schwelm. Wer ein Haus für möglichst viel Geld verkaufen will, kommt am Homestaging kaum noch vorbei. Schwelmer Makler erklären, wie das funktioniert.
Der Duft frischen Kaffees umschmeichelt die Nase, zurückhaltendes Licht taucht aufgeräumte Räume in eine Wohlfühlatmosphäre. Es ist blitzeblank sauber, die Farben der zurückhaltenden Einrichtung harmonieren. Wer diese Zimmer während der Hausbesichtigung betritt, fühlt sich wohl. Das potenzielle neue Heim präsentiert sich heimisch – und fast alles davon ist Show. „Homestaging“ ist der Fachausdruck dafür, Immobilien so herzurichten, dass sich die Kaufinteressenten darin wohlfühlen.
In den USA seit Jahrzehnten Standard
In den USA ist es seit vielen Jahrzehnten Standard, die Häuser und Wohnungen entsprechend vorzubereiten, um sie Interessenten von der besten Seite zu präsentieren. Der Erste, der dies auch nach Schwelm und die Region brachte, ist Makler Horst Prange, Inhaber der Schwelme Immobilien. Seit 2008 arbeitet er mit Wiebke Rieck, Inhaberin der Firma Homestaging Ruhr, zusammen. Seinerzeit kamen sie damit sogar ins Fernsehen; heute ist das Vorgehen üblich, aber was steckt da genau hinter?
„Vor allem bei leerstehenden Immobilien haben wir tolle Ergebnisse erzielt“, sagt Horst Prange. Leere Räume oder welche, in denen nur noch die Einrichtungsgegenstände zurückgeblieben sind, die eigentlich auf den Müll kommen, versprühen einerseits gar keinen Charme, keine Wohlfühlatmosphäre. „Andererseits fehlt den meisten Leuten die Vorstellungskraft, wie Räume eingerichtet aussehen können“, sagt Prange. Exakt an dieser Stelle setzt das Homestaging an. Zwei bis acht Tage benötigt Wiebke Rieck dafür, ein Haus auf Vordermann zu bringen.
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Es wird gestrichen, eingerichtet, eine Küche aus Pappe aufgebaut, penibel geputzt, viele Lampen sorgen für Lichtinseln. Und selbst schlimmste Fliesen in Bädern aus den 70er Jahren kann die Fachfrau mit dezenten Handtüchern und einer passenden Beleuchtung aus dem Fokus rücken. Das Ziel ist klar: Die Kaufinteressenten sollen sich wohlfühlen und dort einziehen wollen, so dass sie am Ende bereit sind, dem Verkäufer einen guten Preis zu zahlen. Prange erinnert sich: „In Hasperbach gab es ein Haus, an dem sind mehrere Makler gescheitert. Wir haben es innerhalb kürzester Zeit verkauft bekommen.“ Ein besonderer Trick: Die Kaffeemaschine läuft, wenn die Leute die Immobilie betreten und verströmt ihren Duft.
Investition rentiert sich vielfach
Aber auch bei Häusern und Wohnungen, die noch bewohnt sind, lohnt es sich durchaus, zu stagen. Ein Zauberwort lautet: Entpersonalisierung. Heißt konkret: Niemand will das Foto von der Oma an der Wand sehen, oder gemeinsame Urlaubserinnerungen der aktuellen Bewohner. „Wenn ich die Wohnung neutralisiere wie bei Ikea, und noch den Grundsatz ,weniger ist mehr’ beachte, dann bringt mir das enorm viele Punkte.“ Ein weiterer Grundsatz lautet: Durch das Staging dürfen keine Mängel übertüncht werden. Das Erscheinungsbild muss authentisch bleiben.
Wie wichtig ein gepflegtes Umfeld einer Wohnung ist, weiß auch ein andere Schwelmer Makler. Paul Timmerbeil ist seit viele Jahrzehnten im Geschäft und macht deutlich: „Es muss penibel geputzt sein. Niemand will Haare am Waschbecken sehen.“ Außerdem dürfe die Wohnung beziehungsweise das Haus nicht komplett vollgestopft sein. Genau wie Horst Prange kann man bei ihm auch eine Beratung bekommen. Die Arbeiten zahlt in jedem Falle der Verkäufer. „Einige scheuen sich davor, dieses Geld zu investieren, weil sie sagen, dass sie ohnehin ausziehen werden“, sagen die beiden Makler. Doch mit dem, was ein gutes Homestaging beim Verkaufserlös bringt, würde sich dieses Invest um ein Vielfaches rentieren.
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Vor allem vor Corona, als das Immobilienangebot in Schwelm und den Nachbarstädten noch deutlich größer war, hatte sich dieses Mittel, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen auch hier immer weiter etabliert.