Gevelsberg. Gangster-Rapper Sido sorgt für viel Ärger: Er hat als Gaffer den schweren Lkw-Unfall in Gevelsberg gefilmt auf Instagram veröffentlicht.

Gangster-Rapper Sido wird zum Gaffer in Gevelsberg: Der Musiker aus Berlin filmte die komplette Unfallstelle auf der A1, wo am Freitag ein 35-Jähriger Lkw-Fahrer so schwer verunglückt war, dass er auch jetzt noch um sein Leben kämpft. Der Musiker stellte das Video auf seinen Instagram-Account, dem 1,1 Millionen Menschen folgen. Die Polizei verteilte an diesem Tag nur bei diesem Unfall acht Ordnungswidrigkeitsanzeigen an Gaffer. Der Rapper scheint nicht darunter zu sein.

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Wie viele tausend andere Autofahrer stand offenbar auch Sido, der mit bürgerlichem Namen Paul Würdig heißt, am vergangenen Freitag in dem zwölf Kilometer langen Stau auf der Autobahn 1. Dort war in Fahrtrichtung Bremen kurz vor der Ausfahrt Gevelsberg ein 35-Jähriger aus Lippstadt mit seinem Lkw nahezu ungebremst auf den Vordermann gefahren. Die Schwelmer Feuerwehr musste den Trucker aus dem komplett deformierten Fahrerhaus schneiden. Mit einem Rettungshubschrauber kam er in ein Krankenhaus, wo er auch noch am Montag in Lebensgefahr schwebt.

Über viele Stunden war die A1 in Fahrtrichtung Bremen komplett gesperrt. Der 35-jährige Lippstädter, der den Unfall verursachte, kämpft auch drei Tage später noch um sein Leben.
Über viele Stunden war die A1 in Fahrtrichtung Bremen komplett gesperrt. Der 35-jährige Lippstädter, der den Unfall verursachte, kämpft auch drei Tage später noch um sein Leben. © WP | Bernd Henkel www.berndhenkel.com

Der Einsatz lief noch, da erschien auf dem Instagram-Account „Shawnstein“, den Sido offiziell betreibt, ein 16-sekündiges Video in der Story. Dies löscht sich zwar nach 24 Stunden von allein, doch so lange konnten diejenigen, die sich den Film anschauten, genau sehen, wo die Einsatzkräfte der Feuerwehr gearbeitet haben, wie extrem das Fahrerhaus deformiert war, wie lang die Einsatzstelle ist.

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„Wir haben an diesem Tag an dieser Einsatzstelle allein acht Ordnungswidrigkeitsanzeigen gegen Autofahrer geschrieben“, sagt Kristina Purschke, Pressesprecherin der Dortmunder Autobahnpolizei, die für diesen Abschnitt zuständig ist. Dies seien durchweg Anzeigen gegen Fahrzeugführer, die während der Fahrt das Geschehen an der Unfallstelle gefilmt haben. „Sie müssen ein Bußgeld zahlen, weil sie das Telefon am Steuer benutzt haben“, sagt Kristina Purschke. Dazu kommen natürlich die vielen Leute, die vom Beifahrersitz oder der Rückbank aus das Unfallgeschehen auf der Autobahn aufgenommen haben. Und diejenigen, die die Polizei nicht erwischt hat.

Schock für Angehörige

„Das Problem nimmt zu. Und die wirkliche Schwierigkeit ist, dass sie an der Unfallstelle so stark bremsen, dass sie den Stau verschlimmern oder weitere Unfälle – auch auf der Gegenfahrbahn – verursachen“, sagt die Polizeisprecherin und macht noch auf ein weiteres Problem aufmerksam. Wenn die Gaffer-Videos geteilt werden, bekommen Angehörige möglicherweise so mit, dass ein Verwandter gestorben oder schwer verunglückt ist, weil sie sein Auto wiedererkennen.

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Einsatzleiter der Schwelmer Feuerwehr – die für diesen Autobahnabschnitt zuständig ist – war bei diesem viele Stunden langen Einsatz Oliver Dag. Aus seiner Sicht war diese Einsatz nicht von besonders aggressiven oder außerordentlich vielen Gaffern begleitet. Generell sei man hier noch noch nicht mit den ganz großen Problemen und gewalttätigen Menschen an den Einsatzstellen konfrontiert, wie man es aus anderen Städten höre.

Polizei muss oft eingreifen

Aus Sicht von Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm, der am Freitagabend selbst an der Unfallstelle war, ist ein härteres Vorgehen gegen Gaffer dennoch notwendig. „Oft wird es an den Einsatzstellen erst ruhiger, wenn auch die Polizei eingetroffen ist.“ Die Feuerwehr und der Rettungsdienst müssten zunehmend mit Stellwänden vor allem zum Sichtschutz der Unfallopfer an den Einsatzstellen arbeiten.