Gevelsberg/Schwelm. Ein Stück Jakobsweg führt auch durch Gevelsberg und Schwelm. Beide Städte haben rund um die berühmte Pilgerstrecke einige Angebote geschaffen.
Er gilt als der berühmteste Pilgerweg der Welt: der Jakobsweg. Ein kleines, etwa 20 Kilometer langes Teilstück des weit verzweigten Wegenetzes durch ganz Europa führt durch den heimischen Südkreis. Wer hier unterwegs ist, der kann zum einen die sehr sehenswerte Landschaft genießen und zum anderen geschichtlich bedeutende Stätten kennenlernen, die vielfach schon vor Jahrhunderten für die Pilger eine Rolle spielten. Vor etwa zehn Jahren haben die Städte Gevelsberg und Schwelm – Ennepetal wird vom Jakobsweg nur an einigen Stellen gestreift – den Trend zum Pilgern beziehungsweise zum Wandern auf Pilgerpfaden aufgegriffen und rund um den Weg verschiedene Angebote aufgebaut. Nicht zuletzt gibt es an mehreren Stellen die gefragten Pilgerstempel.
Wo kommt’s her?
Der Jakobsweg durch Westfalen, der die heimische Region durchquert, beginnt in Osnabrück. Auf der etwa 170 Kilometer langen Gesamtstrecke liegen Lengerich, Ladbergen, Münster, Rinkerode, Herbern, Werne, Lünen, Dortmund Herdecke und Hagen-Haspe.
Wo geht’s lang?
An der Gevelsberger Stadtgrenze zu Hagen, im Bereich Aske, erreicht der Weg den Südkreis. Von dort aus geht es durch den Stadtwald bis zum Wildschweingatter und dann hinunter nach Gevelsberg. Weiter führt die Strecke durch die Mittelstraße und die Elberfelder Straße bis zum Stift, dann über den Stüting nach Schwelm. In der Kreisstadt zieht sich der Jakobsweg vom Brunnenhof über Haus Martfeld weiter durch die Kölner Straße und die Max-Klein-Straße bis nach Beyenburg.
Bevor es nach der Porta Westfalica über die Wupper geht, führt ein kleines Stück des Weges auch über Ennepetaler Stadtgebiet.
Was gibt’s zu sehen?
Auf die Pilger und Wanderer wartet im Südkreis zum Teil wunderschöne Natur. Insbesondere der Weg durch den Gevelsberger Stadtwald und das letzte Stück durch einen alten Hohlweg von Schwelm hinunter nach Beyenburg bieten mit sattem Grün, plätschernden Bachläufen und viel Ruhe echte Bilderbuchatmosphäre. Darüber hinaus befinden sich entlang der Strecke einige historische Bauten. Darunter sind Gebäude, die zum einstigen Sühnekloster gehörten, das nach dem Mord an Erzbischof Engelbert 1225 errichtet worden war und das als die Keimzelle der Stadt Gevelsberg gilt. Das Brunnenhäuschen, das Haus Martfeld und die Christuskirche in Schwelm zählen zu den weiteren Sehenswürdigkeiten, ebenso wie am Ende die herrlich über dem Stausee gelegene Kloster- und Pfarrkirche in Beyenburg.
Was wird Pilgern geboten?
Gevelsberg bietet den Pilgern fast eine Rundum-Versorgung. Am Weg sind Informationstafeln aufgestellt worden, auf denen unter anderem die Stempelstellen und Unterkünfte in der Stadt verzeichnet sind. Nicht zuletzt gibt es mit dem Ehepaar Beatrix und Klaus-Detlev Fröhlich, die nur wenige Meter vom Jakobsweg am Stadtwaldrand wohnen, sowie Ulla und Dietmar Grimm, dem Chef von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing bei der Stadt, zwei Kümmerer-Ehepaare. Als das Jakobswege-Buch des LWL 2008 erschienen war, hatte Dietmar Grimm aufseiten der Stadtverwaltung begonnen, den Gevelsberger Jakobsweg ins touristische Angebot einzubeziehen. Anbieter von Unterkünften wurden aufgelistet und Stempelstellen eingerichtet (unter anderem bei den Kirchengemeinden, der VHS, im Hotel Alte Redaktion, im Rathaus und bei Familie Fröhlich an der Friedhofstraße).
Außerdem suchte die Stadt so genannte Kümmerer – und fand mit Beatrix und Klaus-Detlev Fröhlich ein Paar, das die Aufgabe bis heute mit großer Freude ausführt. „Meine Frau sagt immer: ,Ich habe mir die Welt ins Haus geholt’“, erklärt Klaus-Detlev Fröhlich. Beide sind Ansprechpartner für die Jakobspilger, helfen bei der Unterkunftssuche, bieten Kaffee oder ein Süppchen an. Dadurch lernten sie Menschen verschiedener Nationalitäten kennen, hörten ergreifende Lebensgeschichten. „Mal sind es Tageswanderer, aber immer wieder auch Pilger, die in Teiletappen oder sogar am Stück den Jakobsweg bis zum Ende gehen wollen“, so Klaus-Detlev Fröhlich. Letztere pilgern vor allem aus Dankbarkeit, weil sie Probleme verarbeiten oder von einer Drogenabhängigkeit los kommen wollen“, so Beatrix Fröhlich. „Und fast jeder öffnet bei uns sein Herz.“ Etwa 200 bis 300 Pilger und Wanderer stünden jährlich bei ihnen auf der Matte, schätzen die Fröhlichs.
Schwelm hat ebenfalls Angebote rund um den Jakobsweg geschaffen. So richtete die Propsteigemeinde St. Marien als Vorreiter eine Stempelstelle im Pfarrbüro ein. Stempel gibt es zudem im Café Rabenschwarz (Kirchstraße) und bei Elektro Nockemann (Hauptstraße). Händler der Kirchstraße stifteten in Kooperation mit der früheren Gesellschaft für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung (GSWS, heute Stadtmarketing Schwelm) einen Wegweiser. Heike Rudolph, Pressesprecherin der Stadt berichtet, dass es immer wieder Anrufe und Besuche von Pilgern im Schwelmer Rathaus gebe.
„Schwelm hat 2011 eine besondere Initiative ins Leben gerufen“, ergänzt Rudolph. „So können Bürger, Firmen, Einrichtungen einen Pilgerstein erwerben und ihn auf dem Schwelmer Jakobsweg in den Boden senken lassen. Dieser Stein trägt das Muschelsymbol, den Namen des Stifters und die Angabe des Breitengrades.“ Gegossen und gepflegt werden die Steine (Preis: 99 Euro) von der Firma Gerbracht.
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Wie geht’s weiter?
Wer den Südkreis verlassen und das bergische Land erreicht hat, kann von Beyenburg aus als Etappenziel Lennep ansteuern. Ein besonders schönes Teilstück führt dann zum Altenberger Dom, von wo aus Köln als nächstes großes Ziel erreicht werden kann.