Ennepetal/Schwelm. Aus Angst vor Randale und weil der Vorrat es hergab, hat der EN-Kreis 40 Menschen unberechtigt geimpft. Was war da los in Ennepetal und Schwelm?
Der Kreis hat am späten Mittwochnachmittag 40 Menschen geimpft, die dazu noch gar nicht berechtigt waren. Offenbar bestand die Sorge, dass die Situation sonst hätte außer Kontrolle geraten können. Die Personen mittleren Alters waren am Impfzentrum in Ennepetal und am „Drive-in“ in Schwelm aufgetaucht, nachdem sie offenbar im Radio gehört hatten, es gebe noch freie Kapazitäten. Alles nur ein Missverständnis?
Augenzeugen sind der Redaktion nicht bekannt, der Ennepe-Ruhr-Kreis stellt den Sachverhalt so da: Nach 17.30 Uhr seien am Impfzentrum in Ennepetal 15 und am Drive-in in Schwelm 25 Personen erschienen, die im Radio gehört haben wollten, für den Rest des Tages würde ohne Termin und ohne Blick auf die Priorisierungsstufen geimpft. Dem war allerdings keineswegs so.
EN-Kreis: „Auf diese Weise sollten die Mitarbeiter vor Ort geschützt werden“
„Das gibt die Meldung bei Radio Ennepe-Ruhr auch nicht her“, sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Vielleicht wurde da ja auch was falsch verstanden. Der Kreis hatte mittags eine Pressemitteilung verschickt, er erweitere seine Ímpfangebote und Buchungen seien auch kurzfristig möglich. Dass dafür kein Termin nötig sei und es keine Priorisierung gebe, stand freilich nicht darin.
Dass sich das Impfzentrum nach Rücksprache mit dem Krisenstab dann aber trotzdem kurzfristig entschloss, den 40 Personen den begehrten Piks nicht zu verweigern, begründet der Kreis unter anderem so: „Auf diese Weise sollten die vor Ort beschäftigten Mitarbeiter geschützt werden.“ Drohte die Situation denn wirklich zu eskalieren?
Ärztlicher Leiter berichtet von „lauteren Wortwechseln“
„Schon in den letzten Tagen hat es häufiger Situationen gegeben, wo Einzelpersonen aggressiver aufgetreten sind“, sagt Niemann. Genau das habe man vermeiden wollen, als nun eine ganze Gruppe vor der Tür stand. Von „lauteren Wortwechseln“ berichtet der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Christian Füllers, der selbst nicht vor Ort war. Es sei jedenfalls nichts passiert.
Der Kreis erklärt die spontane Abweichung vom bisher strengen Impf-Fahrplan auch damit, dass genug Dosen übrig gewesen seien, „um neben den Impfberechtigten mit Termin sowie Bürgern, die auf der Reserveliste stehen, diese Personen zu impfen“, so Krisenstabsleiter Michael Schäfer. Die 40 Personen wurden mit Biontech geimpft.
EN-Kreis bedauert seine Entscheidung im Nachhinein
Es gibt derzeit offenbar genug Impfstoff für die Zentren. In der Spitze werden bis zu 850 Menschen im Impfzentrum und 700 weitere im Drive-in geimpft. Und wenn die Nachrückerlisten abgearbeitet sind, werden die dann noch übrigen Impfdosen ebenfalls verbraucht. Es werde nichts weggeschmissen, sagt ein „Insider“.
Dennoch bedauert der Kreis im Nachhinein seine Entscheidung. Die Priorisierungsstufen hätten in dieser Form nicht außer Acht gelassen werden dürfen, heißt es. In seiner Sitzung am Donnerstag habe der Krisenstab daher für die Zukunft „unmissverständlich“ geklärt, dass sich ein solcher Fall unabhängig von der jeweiligen Situation nicht wiederholen werde.
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