Ennepetal. Ennepetal: Der gestohlene Graupapagei Charly und der verschwundene Hund Lilli sind wieder da. Das ist passiert.

„Charly“ war weg und „Lilli“ auch. Der Graupapagei und die Pudelmix-Hündin haben zwar nichts miteinander zu tun, sie waren aber beide vor dem Wochenende zum Gegenstand polizeilicher Ermittlungen geworden. Ihr Verschwinden hatte für große Unruhe unter Tierfreunden gesorgt. Doch jetzt gibt es in beiden Fällen Entwarnung – und ein Happy End.

Rückblende: Der Schock saß tief, als die beiden städtischen Tierpfleger Rita Hein und Sebastian Quadflieg am Donnerstagmorgen an der Vogelvoliere im Hülsenbecker Tal erschienen: Drei wertvolle Vögel waren verschwunden. In der Nacht hatten Diebe den Graupapagei Charly und eine Venezuela-Amazone sowie eine Grauwangen-Amazone aus dem Gehege gestohlen.

Tier irrte auf Fahrbahn umher

Nur einen Tag später war „Lilli“ weg. Die kuschelige Pudel-Mix-Dame verschwand Freitagmittag aus einem unverschlossenen Auto vor der Bahnhof-Apotheke in Altenvoerde. Rentner Heiner Sippl (78) hatte nur kurz ein Medikament gekauft, doch als er nach fünf Minuten zu seinem an der Mittelstraße abgestellten Fahrzeug zurückkehrte, war das putzige Hündchen schon nicht mehr da. „Ein großer Schreck fuhr mir in die Glieder“, sagt Sippl, der zunächst noch verzweifelt alles im Wagen absuchte. Deprimiert fuhr nach der Busunternehmer im Ruhestand zurück nach Oelkinghausen, um seiner Frau Bärbel (75) zuhause die traurige Mitteilung zu überbringen: „Lilli ist weg!“

Aus den Volieren im Hülsenbecker Tal wurden in der Nacht zum Donnerstag, 25. Februar 2021, ein Graupapagei namens
Aus den Volieren im Hülsenbecker Tal wurden in der Nacht zum Donnerstag, 25. Februar 2021, ein Graupapagei namens "Charly" sowie eine Venezuela-Amazone (rechts) und eine Grünwangenamazone (links) gestohlen. © Unbekannt | Privat

Im Falle der drei gestohlenen Vögel hatten die unbekannten Täter ein Kettenglied an der Schutzhaustür aufgehebelt und an der Haupttür der Voliere den unteren Teil des Drahtgeflechts herausgeschnitten. Die beiden Tierpfleger verständigten nach der Entdeckung des Diebstahls sofort die Polizei. Die Kripo nahm Spuren auf: Es gab am Tatort gut sichtbare Schuhabdrücke. Auch beim Rentner-Ehepaar Sippl erschien die Polizei. Drei Beamte ließen sich den Fall erläutern nahmen eine Diebstahl-Anzeige auf: „Die waren sehr freundlich und nett. Sie haben mich getröstet, dass wir Lilli vielleicht doch noch wiederbekommen“, erinnert sich Bärbel Sippl. Durch Presse-Mitteilungen der Polizei und der Stadt wurde auf die spurlos verschwundenen Tiere aufmerksam gemacht, eine freundliche Nachbarin der Sippls verbreitete die Vermisst-Meldung der schwarzgrauen Pudeldame über Facebook-Gruppen. Die Nachrichten über die verschwundenen Vögel und den verschwundenen Hund sorgten unter Tierfreunden weit über Ennepetal hinaus für große Aufregung und heftige Diskussionen. Denn: Am Freitagmittag hatte die Hagener Polizei eine Meldung herausgegeben. Ausgerechnet zum selben Zeitpunkt war in Hohenlimburg von unbekannten Tätern versucht worden, einen Hund zu kidnappen und zu rauben. Neben einer Frau, die ihren Hund spätabends nach 23 Uhr Gassi führte, hatte ein Fahrzeug angehalten. Der Beifahrer sprang raus, griff ans Halsband des Tieres und versuchte es der Halterin zu entreißen. Dabei trat er dem Hund in den Bauch und der Frau gegen den Oberschenkel. Die Täter flüchteten ohne Erfolg in einem schwarzen Mini-Van mit getönten Scheiben und Duisburger Kennzeichen. In den sozialen Netzwerken kam Unruhe auf. Dabei wurde hitzig die Frage diskutiert: Gibt es einen möglichen Täter-Zusammenhang zwischen den verschwundenen Vögeln und dem verschwundenen Hund aus Ennepetal und dem Hunde-Raubversuch in Hohenlimburg? Sind „Charly“ und „Lilli“ womöglich einer organisierten Tier-Mafia in die Hände gefallen?

Christoph Engel, selbst Hundefreund, hat den verschwundenen Hund gefunden und sich beim Tierheim gemeldet.
Christoph Engel, selbst Hundefreund, hat den verschwundenen Hund gefunden und sich beim Tierheim gemeldet. © WP | Helmut Ullrich

Den entscheidenden Tipp zur Aufklärung des Hunde-Falles gab am späten Freitagnachmittag das Ennepetaler Tierheim: Dort hatte man von Lillis Verschwinden aus dem Internet erfahren und dort hatte sich auch Christoph Engel (35) gemeldet, der die quirlige Pudelmix-Dame hilflos auf der Fahrbahn zwischen fahrenden Autos herumirren sah, anhielt, das Tier beherzt aufgriff und mitnahm. Das war für den Breckerfelder, der ein großer Hundefreund ist und selbst einen Labrador besitzt, ganz selbstverständlich: „Wenn uns das mal passiert, würde ich mir wünschen, dass jeder andere genauso reagieren würde - das abhanden gekommene Tier von der Straße aufnimmt und uns zurückbringt.“

Diebe gaben Vögel in Kiste ab

Der Graupapagei namens
Der Graupapagei namens "Charly" ist wieder da. © Unbekannt | Privat

Das Rentnerleute Sippl waren aufgeregt und sehr erleichtert, als sie am Telefon die frohe Nachricht erreichte, dass ihre Pudeldame gefunden und bereits auf dem Weg von Breckerfeld zurück nach Oelkinghausen sei. Überglücklich konnten sie ihre „Lilli“ wieder auf den Arm nehmen. „Irgendjemand muss die Tür vom Auto aufgemacht und den Hund herausgelassen haben“, glaubt Heiner Sippl. Wie auch immer: Nach zehnjähriger Familienzugehörigkeit hätten sie das quirlige Hündchen schmerzlich vermisst.

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Übrigens: Auch der Fall von Graupapagei „Charly“ und den beiden gestohlenen Amazonen konnte gelöst werden: Unbekannt gebliebene Betrunkene hatten die gefiederten Freunde zunächst mitgenommen. Später – und offenbar wieder nüchtern – hat sie die Reue gepackt. Die Vögel wurden in Boxen und mit einem Entschuldigungsschreiben vor einer Wuppertaler Tierarztpraxis abgestellt. Sie sind inzwischen zurück in Ennepetal.