Gevelsberg. Nachdem Zugführer Menschen im Gleis sieht, ist Strecke zwischen Hagen und Wuppertal gesperrt. Jugendlichen machen hier oft Mutproben.
Mit 150 Stundenkilometern rast der Regionalzug durch den Gevelsberger Stadtwald. Eine freie Strecke mit einer langen Geraden, auf der der Zugführer plötzlich etwas sieht. Ein Mensch im Gleisbett. Sofort leitet er eine Notbremsung ein. Kurz darauf sind Feuerwehr, Polizei, Bahnpolizei und Mediziner vor Ort. Sie suchen nach einer Leiche, die es offenbar gar nicht gibt. War am Ende alles eine Mutprobe unter Jugendlichen?
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Um 15.07 wird die Feuerwehr zum Bahnübergang im Twiesack alarmiert. Die Hauptwache sowie die Freiwilligen der Löschzüge 1 und 2 rücken, aus. Die Einsatzleitung hat der stellvertretenden Feuerwehr-Chef Rüdiger Kaiser, ebenso ist der zweite Stellvertreter, Stephan Breger, vor Ort, wo sie auf einen sichtlich mitgenommenen Zugführer treffen, der ihnen zunächst berichtet, zwischen den beiden Fahrspuren hätte eine Person gestanden, die sich dann zum fahrenden Zug hin habe fallen lassen. Später sagt er, es könne auch sein, dass die Person auf dem Boden gelegen habe. Sofort schwärmen die 30 Einsatzkräfte aus.
Polizeihubschrauber kreist
Während der Notseelsorger der Bahn sich um den Zugführer kümmert, durchkämmen die Einsatzkräfte die Bahnstrecke und den Wald. Die Feuerwehr Ennepetal hilft bei der Suche nach einem möglichen Verletzten von der anderen Seite des Buchenbergs aus. „Wir haben außerdem unsere Drohneneinheit in die Luft geschickt“, sagt Rüdiger Kaiser. Zusätzlich kreist der Polizeihubschrauber. Doch sie alle finden nichts. Von einer Leiche oder einem Verletzten gibt es keine Spur.
Derweil steht der Zug, in dem 60 Personen sind. Ein Fahrgast bekommt Atemnot, muss medizinisch behandelt werden, aber nicht ins Krankenhaus. Weil über die Strecke mehrere Regionalbahnen, der IC und der ICE fahren ist der Bahnverkehr in NRW erheblich beeinträchtigt, bis die Strecke wieder freigegeben werden kann.
Alles nur eine Einbildung des Lokführers? Wahrscheinlich nicht, denn der Bundespolizei, die für die Bahnstrecken verantwortlich zeichnet, ist bekannt, dass Jugendliche diesen Streckenabschnitt in Gevelsberg gern für Mutproben nutzen. Sie legen sich in das Steinbett zwischen den beiden Fahrspuren, wenn ein Zug mit 150 km/h an ihnen vorbeifährt.