Ennepetal. Wer jetzt einen Blühstreifen für Insekten einsät, schafft bis in den Herbst eine Oase für Bienen. Experten aus Ennepetal und Schwelm geben Tipps.
Nicht alle Blumen, die schön aussehen, wirken auch auf Insekten anziehend. Wer für Bienen und co. etwas in seinem Garten tun möchte, der sollte sich deshalb vorher informieren. „Wenn die richtigen Pflanzen da sind, dann kommen auch die Insekten“, weiß Dirk Kalthaus.
Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen hat mit seinen Kollegen auf einer Länge von mehr als 200 Kilometern drei Meter breite Blühstreifen auf den Ackerfeldern der Region angelegt. Diese Artenschutzmaßname bietet Nektar für Schmetterlinge, Bienen und viele weitere Insekten. Auch wenn die Zahl der Insekten in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist: In Sachen Insektenschutz sieht Dirk Kalthaus nicht schwarz, denn immer mehr private und kommunale Flächen würden immer bunter gestaltet. „Wir sind zusammen auf einem guten Weg.“ Und für alle, die ihren Garten noch nicht insektenfreundlich gestaltet haben, richtet er einen Appell, etwas zu tun. „Eine kleine Ecke im Garten oder einen Rasenstreifen haben doch die meisten übrig“. Sein Tipp: „Rufen Sie beim Imker an, der kann Ihnen genau sagen, welches Saatgut für diese Flächen das richtige ist.“
Die Imker
„Das stimmt“, sagt Werner Körsgen vom Imkerverband des Ennepe-Ruhr-Kreises. Bevor es an die Bepflanzung geht, sei es wichtig zu schauen, welches Insekt schon im Garten und wie die Beschaffenheit des Bodens ist. Gründünger eigne sich besonders. Pflanzen wie Lupinen, Phacelia oder Senf verbessern nicht nur die Bodenqualität, sie würden auch gerne von Insekten angeflogen. Wichtig sei, Pflanzen mit ungefüllten Blüten zu säen, damit die Insekten ungehindert an Pollen und Nektar kommen. Edelrosen sehen toll aus, durch die vielen Blütenblätter sei aber für die Insekten kein Durchkommen. Wildrosen seien besser geeignet, ebenso Löwenzahn, Kornblumen, Mohn, Beeren, Küchenkräuter wie Rosmarin, Salbei oder Thymian.
In der Regel müsse ein Blühstreifen in jedem Jahr neu angelegt werden. Nur wenige Pflanzen würden wiederkommen. „Dann zeigt sich, was sich im Garten durchsetzt, was hinein passt.“ Werner Körsgen erklärt, dass zwar jeder Garten individuell zu betrachten sei, etwas für Insekten zu tun, sei aber überall möglich. „Sogar in einem Balkonkasten.“
Die AGU
Mehrere 1000 Quadratmeter hat die Arbeitsgemeinschaft Umwelt, AGU, vornehmlich in Schwelm bereits insektenfreundlich gestaltet. Der Vorsitzende Michael Treimer berichtet, dass die Blühstreifen Mitte Mai eingesät wurden und mittlerweile die Keimlinge zu sehen sind. Noch ist Zeit, seine Blühwiese anzulegen. „Wer jetzt einsät, hat bis zum Frost etwas von der Blütenpracht – und die Bienen einen wichtigen Lebensraum.“ Treimer erklärt: Nach der Obstblüte und dem Raps sei das Angebot für Bienen in der Natur dürftig.
„Das Saatgut einfach auf der Wiese zu verteilen reicht aber nicht aus“, erklärt Michael Treimer. Wichtig sei, dass die Fläche vorbereitet werde. Die Grasnarbe müsse abgetragen werden, der Boden durchgefräst und geharkt und danach geglättet werden. Danach: Saatgut auftragen, andrücken und feucht halten. Gedüngt werden müsse nicht, aber Sand unterzumischen wäre nicht schlecht. Am besten kurz vor dem Regen säen.
Eine eigene große Wiese wurde von der AGU Am Tannenbaum insektenfreundlich gestaltet, drei weitere Flächen wurden den Aktiven von Eigentümern zur Verfügung gestellt, sogenannte Blühpaten. Zum Einsatz kommen verschiedene Saatmischungen, die allesamt viel für Bienen und Insekten zu bieten haben, unterschiedlich hochwachsen und robust sind. In diesem Saatgut finden sich jeweils zwischen 23 und 28 verschiedene Kräuter und Blumen wieder. 2 Euro kostet ein Tütchen, das für eine Fläche von 3 bis 5 Quadratmetern reicht, erklärt der Vorsitzende Michael Treimer. Es ähnelt der Mischung, die auch bei der Aktion „Schwelm blüht auf“ verwendet wird. Gekauft werden kann es in vielen Schwelmer Geschäften, unter anderem bei der Werbegemeinschaft.
Die Landwirte
„Blühendes Band durch Bauernhand“ lautet der Name der Initiative, die die Landwirtschaftsverbände vor etwa vier Jahren ins Leben gerufen haben. Es werde dabei auf heimische Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten geachtet, damit den Tieren ein kontinuierliches Nahrungsangebot geliefert werde, erklärt der Rüggeberger Dirk Kalthaus. Die richtige Mischung im Saatgut sorgt für Kontinuität bis in den Herbst. Warum es nur Blühstreifen auf Ackerflächen gibt? Dirk Kalthaus erklärt: Das habe mit dem sogenannten Grünlandumbruchsverbot zu tun. Wer als Landwirt dennoch die Fläche umgestalte, auch wenn es ökologisch wertvolle Blühstreifen sind, werde mit einer Ordnungswidrigkeit belegt.
Hobbybauern und Gärtner haben freie Hand, ihre Flächen zu gestalten, um dem Verlust an Artenvielfalt entgegenzuwirken und einen entscheidenden Beitrag für den Umweltschutz zu leisten.
Sämtliche Teile, die im Rahmen unserer Serie „Lust auf Garten“erscheinen, sammeln wir auf unserer Internetseite, zu erreichen unter www.wp.de/schwelm.