Ennepetal..
Bürgermeisterin Imke Heymann freute sich über die große Resonanz auf ihre Einladung zur Informationsveranstaltung im Hülsenbecker Tal. „Ich freue mich, dass wir sie Chance bekommen, zu erklären, was hier in den vergangenen Tagen passiert ist und was hier in den nächsten Tagen passieren wird“, sagte sie zu Beginn zu den etwa 120 Bürgerinnen und Bürgern, die am Samstag ins Tal gekommen waren. Nach der Erläuterung der Maßnahmen vor Ort stellten sich Heymann, Stadtbetriebe-Vorstand Wolfgang Schrey und Abteilungsleiter Thomas Pflug den zum Teil sehr kritischen und emotional vorgetragenen Fragen der Anwesenden.
Wie stellt sich die Ausgangslage dar?
Nach Überflutung der am unteren Ende des Hülsenbecker Tals gelegenen Grundstücke und Gebäude nach einem Starkregenereignis im Jahr 2014 war klar, dass die Stadt den Hochwasserschutz verbessern muss. Unter anderem wurde darauf hin der Damm zwischen dem oberen (Schwanenteich) und dem unteren Teich untersucht. Nachdem ein erstes Gutachten die Standfestigkeit als „wesentlich beeinträchtigt“ angesehen habe, so Thomas Pflug, sei ein zweites Gutachten Ende vergangenen Jahres zum Ergebnis gekommen, dass der Damm nicht mehr standfest sei. Nicht zuletzt hätten Bohrungen ergeben dass das Bauwerk durchweicht sei. Unter anderem seien die – vor Jahrzehnten eingebauten – Spundwände im Damm nur zum Teil miteinander verbunden. An einige Stellen treffe das Wasser aber direkt auf das Erdreich, was zur Durchweichung führe.
In Gesprächen mit der Unteren Wasserbehörde des EN-Kreises und dem Gutachter sei man zu der Erkenntnis gelangt, dass die ursprünglich geplante Aufschüttung zur Verstärkung nicht mehr ausreiche. Der Damm müsse dauerhaft entlastet, der Schwanenteich somit trocken gelegt werden. „Den Teich nur zu entschlammen, würde nicht reichen, eben weil durch das Gutachten belegt ist, dass der Damm nicht standsicher ist“, so Pflug. Er erklärte, dass der Damm sich bei völliger Durchweichung mit einem Schlag verabschieden würde. Dieser Gefahr begegne man nun. „Keiner will das Tal zerstören oder die Bürger ärgern“, betonte Wolfgang Schrey.
Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen?
Zunächst wurden aus Sicherheitsgründen der Spielplatz am unteren Ende des Tals sowie die Querwege in dem Bereich gesperrt. In den vergangenen Wochen wurde der Schwanenteich von der Hülsenbecke abgebunden. Mit Hilfe großer Sandsäcke wird der Bachlauf oberhalb in eine neue Bahn und in ein in die Erde eingebautes Rohr geleitet. „Die Sandsäcke sehen nicht schön aus, damit ist die Arbeit aber schnell gemacht“, erklärte Thomas Pflug. Das Rohr mündet seitlich unterhalb des Dammes schließlich in den unteren Teich.
Was geschieht als nächstes?
Am heutigen Montag soll mit dem Abpumpen des Wassers aus dem Schwanenteich begonnen werden. Momentan läuft das stromerzeugende Wasserrad des Vereins „Umweltfreundliche EnergiEN“ aufgrund der jüngsten Regenfälle noch. Mit Absinken des Wasserniveaus wird es aber bald still stehen. Der Schlamm auf dem Teichgrund soll austrocknen, um ihn später ausbaggern zu können. Der Damm wird geschlitzt. „Das bedeutet, dass er mit dem Absenken des Wasser- und Schlammniveaus nach und nach abgetragen wird“, erläuterte Thomas Pflug. Am Ende wird die Hülsenbecke wieder als offenes Gerinne angelegt, „das entspricht dann in etwa dem alten Lauf“, so Pflug. Damit seien die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr abgeschlossen. Der Spielplatz könne dann wieder freigegeben werden. Bis auf weiteres gesperrt bleibe aber der untere Teil des Weges zwischen Tiergehege und Musikmuschel.
Welche Kritik wurde in der Fragestunde geäußert?
Die Maßnahmen seien ohne Vorwarnung ergriffen worden. Auch die Gutachten seinen den zuständigen politischen Gremien nicht vorgelegt worden, hieß es unter anderem. Vor allem äußerten mehrere Bürger ihre Befürchtung, dass der Schwanenteich nach der Trockenlegung für immer verloren sei. „Keiner möchte, dass Mensch und Tier zu Schaden kommen“, sagte eine Bürgerin. „Mir fehlt das Vertrauen, wenn ich höre, dass es wieder einen Teich geben wird.“ Die Frage sei doch, wo. Zudem habe sie die Sorge, dass dann gesagt würde, dass das nicht bezahlbar ist. „Genau das wollen wir mit ihnen gemeinsam entscheiden“, erklärte Imke Heymann. Wolfgang Schrey betonte, dass man die bisherigen Maßnahmen habe treffen müssen, und das auch schnell. Er selbst wünsche sich, dass es wieder einen Teich gebe. Schrey erklärte auf eine darauf zielende Frage, dass es für Damm und Schwanenteich keinerlei Bestandschutz gebe, den man durch die jetzigen Maßnahmen verlieren könne. Es handele sich nicht um ein Natur- oder Bodendenkmal.
Die Frage, ob Karl-Heinz Henkel als Vertreter des Vereins „Umweltfreundliche EnergiEN“ in die Maßnahmen eingebunden gewesen sei, verneinte Thomas Pflug. Im Hinblick auf die Gefahrenabwehr sei er kein Ansprechpartner gewesen, da er keine Verantwortung übernehmen könne. Wolfgang Schrey meinte, dass man überlegen müsse, wie der Funktionserhalt des Wasserrades gewährleistet werden könne.
Imke Heymann erklärte angesichts der Kritik, dass sich die Verwaltung bewusst sei, „dass wir hier nichts tun, womit wir uns Freunde machen.“ Die Maßnahmen seien aber unvermeidbar.
Gab es auch Unterstützung für das Vorgehen der Stadt?
Der Besitzer des unterhalb der Teiche gelegenen Reiterhofs berichtete vom Hochwasser im Jahr 2014. „Ich hatte Angst um meine Familie. Die Feuerwehr hat uns nicht ins Haus gelassen, wegen der Gefahr eines Stromschlags“, erzählte er. Sein Haus sei 360 Jahre alt, das sei zu schützen. „Ich finde gut, dass hier etwas gemacht wird.“
Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Nachdem die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr laufen, steht die Planung für Neugestaltung des Hülsenbecker Tals im Mittelpunkt. Für Donnerstag, 7. April, um 18 Uhr lädt Imke Heymann zur Bürgerwerkstatt ein. Der Ort wird noch bekannt gegeben, er soll sich nach der erwarteten Teilnehmerzahl richten. „Darin können sie ihre Ideen und Wünsche äußern und die Planungen mitgestalten, damit das Hülsenbecker Tal noch schöner wird als es war“, sagte Heymann an die Besucher der Sprechstunde am Samstag gerichtet.
Im Zuge der Planungen spielt der Hochwasserschutz eine tragende Rolle. Dafür müssen verschiedene Maßnahmen getroffen werden, unter anderem der Bau eines Regenrückhaltebeckens im Bereich oberhalb der Musikmuschel. „Wir wollen den Bereich aber nicht umkrempeln“, erklärte Thomas Pflug.
Auf Nachfragen aus den Reihen der Anwesenden wollte sich kein Stadtvertreter auf genaue Termine für die Maßnahmen zur Neugestaltung festlegen. „Wenn ich das könnte, wäre ich ganz woanders tätig“, meinte Wolfgang Schrey. „Wir haben einen gewissen Plan, wie wir vorgehen wollen“, erklärte Stephan Langhard, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bürgerdienste. Am kommenden Donnerstag, 18. Februar, wolle er im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung darüber informieren.
Welche Auswirkungen haben Arbeiten auf Veranstaltungen?
Neben der Konzertreihe „Sang & Klang“, in deren Rahmen von Mai bis September mehrere Konzerte an der Musikmuschel stattfinden sollen, sind für Anfang Juli die „High-land Games“ der IG Altenvoerde sowie für September die alle zwei Jahre von Stadt und Biologischer Station organisierte Meilerwoche geplant. Man stehe in Gesprächen mit den Veranstaltern, erklärte Stephan Langhard. Für die „Sang & Klang“-Konzerte sehe er weniger Probleme.