Gevelsberg.. Gevelsbergerin Simone Kowalewski beschreibt sich selbst als eine moderne Schamanin. Wie sie ihre Gabe lebt und anderen hilft
Es rasselt, und rasselt und rasselt. Rauchwolken von angezündetem weißen Salbei, Lavendel und Rosmarin wabern durch die Luft und verströmen ihren Duft. Sieben Frauen stehen im Kreis, wortwörtlich wie in Trance.
Die Hände zu Fäusten geballt, halten sie sie an die Bauchmitte, der Kopf leicht nach hinten gelehnt, der Mund geöffnet und die Augen geschlossen. Simone Kowalewski schüttelt unablässig ihre braune Holzrassel an der zwei dunkle Federn baumeln. Selbst wie in Trance bewegt sie sich barfuß in rhythmischen Bewegungen immer wieder um die Frauen herum und rasselt.
Da geht die Seele auf
„Boah“, entfährt es einer Teilnehmerin, als sich endlich Stille über den Raum legt, „das war anstrengend.“ Gemeinsam mit den anderen Frauen trifft sie sich einmal im Monat zum schamanischen Abend. Schamane? Da erscheinen im Kopf gleich Bilder von einem bunt bemalten Mann mit Federn auf dem Kopf, der in Sibirien um eine Feuerstelle tanzt.
Statt einem Mann mit bunter Kopfbekleidung tanzt heute Sabine Kowaleswki um das Teelicht in der Mitte des Raums. Die rotblonden Haare fallen ihr bis zur Schulter, der weiße Flatterrock zu dem pinken T-Shirt schwingt bei jedem Schritt mit. Und statt in Sibirien ist sie mitten in Gevelsberg in ihrem Wintergarten.
„Ich bin eine moderne Schamanin“, sagt die Gevelsbergerin. Noch vor einiger Zeit hätte sie das nicht so offen zugegeben. „Man macht sich ja schon Gedanken, wie das Umfeld reagiert“, sagt sie. Aber jetzt stehe sie einfach dazu, wer sie wirklich sei. Schon früh merkte Sabine Kowaleswki, dass sie anders ist. „Ich habe schon immer viel geräuchert, war gern in der Natur und habe mit Blumen geredet.“
Auch an Elfen, Feen und Meerjungfrauen hat sie geglaubt. Schon als Jugendliche wusste sie sich geführt und bewacht. „Damals dachte ich, das ist Jesus, jetzt weiß ich, dass es schon immer schamanische Kräfte waren, die mich begleitet haben.“ Als sie 2003 auf Empfehlung einer Freundin das Buch „Weg des Schamanen“ las, wusste sie direkt: „Das bin ich. Da gingen mein Herz und meine Seele auf“, erinnert sich die 41-Jährige. Noch heute kriegt sie eine Gänsehaut, wenn sie sich an dieses Gefühl des Erkennens zurück erinnert.
Mit den Ahnen sprechen
Die gelernte Chemikantin schult zur Heiltherapeutin und Trauerbegleiterin um. Ihre schamanischen Kräfte lässt sie auch bei dieser Arbeit einfließen, sagt sie und erklärt: „Ich kann mit Ahnen und Verstorbenen in Kontakt treten und Ihnen helfen, unsere Welt zu verlassen.“ Sterben sei nur eine Art Umzug, ein Wandlungsprozess, der zur Natur dazugehöre. Sie selbst beschreibt sich als eine Mittlerin zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.
Mit sehr diesseitigen Problem kommen die Teilnehmer zu Einzelsitzungen oder zu den Schamanischen Abenden. Von September bis März arbeitet die Schamanin mit den Teilnehmern dann ein Mal im Monat an einem körperlichen oder seelischem Problem. Gabriele (64) besucht die Abende seit 2008, hat eine Krebserkrankung überstanden. „Die schamanische Heilung lindert vielleicht nicht alle körperlichen Krankheiten, aber sie ändert die innere Einstellung, und man geht die Dinge ganz anders an“, sagt die 64-Jährige. Auch heute lauscht Gabriele wieder der Heiltrommel von Simone Kowaleswki. Der Blick nach oben durch das Glasdach in den dunklen Himmel. Die Schamanin dankt dem Wind, der Erde und erzählt eine Geschichte über eine Zeit, in der Mensch und Natur im Einklang lebten.