Ennepetal.. Christlicher Fanclub „Mit Gott auf Schalke“ verbindet Glaube mit der Leidenschaft für den Verein. Warum für sie Religion und Fußball zusammen passt
Wenn der Pfarrer den Gottesdienst anpfeift, zum Altar dribbelt und über dem Beffchen ein FC-Schalke-04-Fanschal liegt, dann ist König Fußball auch in der Kirche angekommen. Statt schicker Sonntagskleidung tragen die Besucher Trikots ihres Vereins, in der Hand – wie sollte es anders sein – die Schalke-Bibel.
Zum Start und Abpfiff der Bundesligasaison feiern Schalke-Fans mit Pfarrer Ernst-Martin Barth einen ökumenischen Gottesdienst. Und auch bevor das Derby zwischen Borussia Dortmund und den Königsblauen startet, treffen sich die christlichen Fanclubs „Mit Gott auf Schalke“ und „Totale Offensive BVB 09“ in der Hoffnungskirche Herten. „Wir sind zwar auch in der Kirche nach Farben getrennt, aber wir können trotzdem respektvoll miteinander umgehen und zusammen beten“, sagt Schalke-Fan Björn Söhndel (35). Klar, Rivalität gehöre beim Fußball dazu.
Fußball als Vorbild
„Aber auch im Stadion sollten christliche Werte wie Toleranz und Respekt gelten. Mit dem Derby-Gottesdienst wollen wir ein Zeichen gegen Gewalt und Randale setzen“, sagt Eckhard Stolz, 1. Vorsitzender des christlichen Schalke-Clubs. 2007 hat der Ennepetaler den Verein gegründet, nachdem er gemeinsam mit David Kadel die Idee zu der Schalke-Bibel hatte. „Wenn schon das Buch da ist, warum nicht auch gleich ein christlicher Fanclub?“, fragte sich Eckhart Stolz. Heute hat der Verein etwa 100 Mitglieder aus ganz Deutschland.
Religion und Fußball – passt das überhaupt zusammen? Auf jeden Fall. Findet zumindest Eckhard Stolz, für ihn könnte Fußball sogar als Vorbild für Gläubige herhalten. „Sowohl der christliche Glaube als auch Sport sind doch mit Begeisterung verbunden. Im Stadion ist das sogar noch mehr zu sehen, als in der Kirche. Dabei sollte es doch andersherum sein. Jedenfalls wenn ich lebe, was ich glaube.“
Der Glaube helfe auch, gegnerische Fans oder Spieler als Person zu sehen und zu verstehen. „Als Manuel Neuer zu Bayern gewechselt ist, gab es so viele üble Beschimpfungen der Fans, das war schon extrem“, erinnert sich Eckhard Stolz.
„Auch wenn man den Wechsel nicht toll findet, kann man doch versuchen, ihn zu verstehen und respektvoll gegenüber einem Spieler sein, der lange für uns gerade gestanden ist“, findet auch Björn Söhndel. Der christliche Fanclub hat Manuel Neuer zu seinem neuen Job gratuliert. Die erste positive Geste sei dies gewesen, habe der Torwart verraten.
Glaube an die Meisterschaft
Und überhaupt, wenn Glaube und Fußball zusammenpassen, dann doch nirgendwo so sehr wie auf Schalke, sagt Björn Söhndel: „Die Schalker glauben ja schon seit 50 Jahren an den Meistertitel.“
Niemals aufgeben, das Ziel vor Augen und nach Niederlagen immer wieder Vollgas geben – so sei es mit dem Glauben und auf Schalke. Ein Fußballspiel an sich habe ja auch fast religiöse Züge, sagt Eckhard Stolz: „Man bereitet sich vor, ist am Tag sehr emotional, fiebert auf einen Moment hin. Für viele ist das nicht nur ein Teil des Lebens sondern ,der’ Teil.“ Beten würde Björn Söhndel aber nicht für einen Sieg, nicht mal für die Meisterschaft: „Ich glaube, dass wir Meister werden. Darauf haben viele ihr Leben ausgerichtet, aber was kommt dann?“
Ja, dann würden vielleicht einige Fans merken, dass Fußball doch nicht alles ist im Leben und nicht alles trägt, vermutet Söhndel. „Zum Glück haben wir dann noch den Glauben.“