Gevelsberg. Nach drei Jahren schließt Robin Kolb seine Diskothek Club One in Gevelsberg wieder. In dem Gebäude war zuvor Jahrzehnte lang das RPL beheimatet.
Die Lichter sind aus, der Laden ist leer, als Robin Kolb auf der Tanzfläche des Club One steht, die Daumen in die Gürtellaschen hängt, sich umblickt und sagt: „Niemand kann uns vorwerfen, dass wir nicht alles probiert hätten.“ Nach drei Jahren schließt Kolb seinen Club One an der Kölner Straße. Die letzten beiden Partys im ehemaligen RPL finden am Freitag, 28., und Samstag, 29. Februar, statt. Wie das Gebäude danach genutzt wird, steht in den Sternen, dass dort erneut jemand eine Disko öffnet, scheint allerdings ausgeschlossen.
Die Gründe sind recht einfach: „Steigende Kosten bei sinkenden Besucherzahlen“, bringt Kolb, der das Gebäude gepachtet hat, auf den Punkt. Zuletzt seien pro Wochenende nur noch 350 Leute gekommen. „Ich habe fast die gesamte Zeit über Geld in den Club One gesteckt, aber jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem die Zuschüsse zu hoch wären, um den Laden noch zu betreiben.
Mitten im Diskotheken-Sterben
Die Geschichte begann bereits turbulent, was mit der Historie der Disko zu tun hat. Denn hier war fast 40 Jahre lang das RPL. Eine Rockdiskothek, die ganz eng mit ihrem Besitzer Armin Becker verknüpft war. Nach dessen Tod Anfang März 2014 hatte es viel Streit gegeben bei diversen Versuchen, das RPL weiterzuführen. Nachdem der Laden einige Monate leer stand, eröffnete der damals 29-jährige Robin Kolb am 4. Februar 2017 mit einer grandiosen Party die Disko als „Club One“ neu, mit einem Konzept, das auf Lounge- und Clubatmosphäre setzte, in dem die harten Rocker aus den RPL-Zeiten sich zunächst nicht wiederfanden und der Sache extrem skeptisch gegenüberstanden.
„Ich wollte auch sie davon überzeugen, dass dies weiterhin ihre Heimat sein kann“, erinnert sich Robin Kolb. Er begann, RPL-Revival-Partys zu schmeißen, die sehr gut besucht waren. Es ging schnell bergauf. „Das gesamte Jahr 2018 war ein riesiger Erfolg“, blickt der Clubbetreiber zurück. 500 bis 600 Gäste hätten dort an den Wochenenden gefeiert, wenn der Club freitags und samstags seine Türen öffnete. Dann kam der übliche saisonale Einbruch mit den warmen Monaten im Frühjahr 2019. „Normalerweise ziehen die Besucherzahlen ab September wieder an“, sagt Robin Kolb. Diesmal erst im Dezember, aber im Januar folgte bereits der erneute Rückgang.
„Der Blick auf die Zahlen zeigte, dass überhaupt keine Wirtschaftlichkeit mehr gegeben ist“, sagt Kolb. Die Mitarbeiter hätten sogar angeboten, auf Teile ihrer Löhne zu verzichten, doch das alles hätte aus Sicht des Chefs nichts mehr gebracht. „Das Ausgehverhalten der Leute hat sich einfach geändert.“ Weil in den Nachbarstädten auch reihenweise Diskotheken geschlossen hätten – die prominentesten Beispiele sind das Butan in Wuppertal und die Matrix in Bochum – seien zwar einige nach Gevelsberg weitergezogen, das habe die Verluste aber nicht kompensieren können.
Drei Gründe für die Schließung
Aus seiner Sicht haben drei Faktoren dazu geführt, dass die geballten Anstrengungen, die Menschen in den Club One zu locken, nicht den gewünschten Erfolg gebracht hätten. „Die Leute zieht es deutlich stärker auf Festivals, von denen es immer mehr gibt. Dazu ist es mittlerweile online viel leichter, privat Partys zu organisieren. Und nicht zuletzt hat die Summe an Veranstaltungen von Vereinen und Institutionen gewaltig zugenommen.“ Zudem sei das Problem mit der fehlenden ÖPNV-Anbindung nicht gelöst worden. Schon zur Eröffnung hatte Robin Kolb gesagt, dass er die Gespräche mit der VER diesbezüglich aufnehmen wolle, doch diese waren nicht von Erfolg gekrönt. Es gab keine Haltestelle.
Trotz allen Wehmuts will er einen krachenden Abschied feiern. Am Freitag ab 22 Uhr startet die letzte RPL-Revival-Party, bei der DJ Robinho höchstselbst auflegt. Einen Tag später öffnet der Club One ebenfalls um 22 Uhr. Unter dem Titel „Abfahrt Deluxe“ wollen es Kolb und sein komplettes Team richtig krachen lassen. „Wir müssen das Lager leer bekommen, da wird es sicherlich einige besondere Aktionen geben“, sagt Robin Kolb.
Er selbst lässt offen, ob er sich beruflich auf seine DJ-Karriere konzentriert oder eventuell an ganz anderer Stelle in der Gastronomie aktiv wird – nur nicht mehr im Club One. Da löscht er nun das Licht.