Gevelsberg. Der Gevelsberger Pfarrer Helmut Kirsch geht eineinhalb Jahre eher in den Ruhestand. Er erklärt warum.

Für viele Menschen in dieser Stadt hat Helmut Kirsch eine ganz besondere Rolle im Leben gespielt. Seit 2003 ist er Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg, hat für viele Paare den Bund der Ehe geschlossen, unzählige Kinder getauft, Konfirmanden unterrichtet und Familien auf ihrem Weg begleitet – bis zum Tod und den Abschied. Helmut Kirsch gehört zum Stadt- und Seelsorgerischen Leben fest dazu – seit dem 31. Juli ist er im Ruhestand.

Er kam im Sommer 2003 in die Stadt

Von Seiten der Kirche wird dringend empfohlen, als Ruheständler ein Jahr auszusetzen. „Daran werde ich mich auch weitgehend halten“, erklärt Helmut Kirsch. „Bestimmte Dinge allerdings sind gesetzt: Zwei Trauungen und die nachzuholende Konfirmation werde ich durchführen. Die Begleitung der laufenden Gruppen werde ich nicht völlig einstellen. Das ist doch klar, dass man sich nicht ganz aus der Gemeinde zurückzieht.“

Schließlich bleibe er ja auch hier wohnen: „2007 haben wir das Pfarrhaus, in dem wir wohnen, gekauft und für unsere Bedürfnisse umgebaut. So hat meine Frau Ulrike dadurch ihre Heilpraktiker-Praxis in unserem Haus starten können.“

Eigentlich hätte er noch bis Januar 2022 arbeiten müssen. Aber andere Aufgaben warten auf ihn. „Meine Schwiegereltern müssen verstärkt betreut und gepflegt werden. Außerdem möchte ich mehr Zeit für meine Frau, meine fünf Kinder und bald fünf Enkelkinder haben“, erklärt Pfarrer Kirsch, warum er 1,5 Jahre früher als regulär in den Ruhestand geht.

Im Sommer 2003 ist Helmut Kirsch mit seiner Familie nach Gevelsberg gezogen. Zuvor war er neun Jahre Pfarrer in der deutschsprachigen Gemeinde in Windhoek/Namibia.

Der gebürtige Wittener leistete nach seinem Abitur den Wehrdienst im Westerwald ab. „Ich bin bewusst als Sanitäter zur Bundeswehr gegangen, weil ich eine andere Welt als Schule und Studium erleben wollte. Außerdem war es eine Zeit des Nachdenkens.“

Berliner Luft geschnuppert

Nach dem Wehrdienst studierte Pfarrer Kirsch zuerst Germanistik und dann Evangelische Theologie in Bochum und Marburg. Nach seiner Hochzeit zog er mit seiner Frau Ulrike nach Berlin. „Meine Frau hat dort die Ausbildung zur Ergotherapeutin gemacht und hatte anschließend in Berlin eine feste Stelle.“

Helmut Kirsch studierte vier Jahre in Berlin und absolvierte dort ein Gastvikariat. „Uns gefiel es sehr gut in Berlin, und wir wären gerne dageblieben. Damals haben wir es bedauert, dass die Evangelische Kirche von Westfalen unserem Wunsch nach einem Wechsel in die ehemalige Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg (West-Berlin) nicht zugestimmt hat. Heute sind wir sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.“

Also zog das Ehepaar Kirsch wieder nach Westfalen. „In Harsewinkel habe ich dann meinen Hilfsdienst absolviert und anschließend 6,5 Jahre in Isselhorst als Pfarrer gearbeitet, bevor wir dann mit drei Kindern nach Namibia gegangen sind“, erzählt Helmut Kirsch.

Seelsorge liegt ihm am Herzen

„Die Seelsorge war und ist mir auch weiterhin besonders wichtig“, erklärt Pfarrer Kirsch. Besonders der Besuchsdienst, den er vor einigen Jahren aufgebaut hat, liegt ihm am Herzen. „Ungefähr acht Personen aus unserer Gemeinde besuchen regelmäßig Alte und Kranke und kümmern sich um die Hilfsbedürftigen und Einsamen.“

Neben der Seelsorge hat sich Pfarrer Kirsch besonders im Bereich Diakonie engagiert und den Arbeitskreis Kirchgeld geleitet. „Der Konfirmanden-Unterricht war mir auch immer besonders wichtig und hat mir sehr großen Spaß gemacht. Mein Ziel war immer, dass die jungen Menschen denk- und sprachfähig werden“, erzählt Pfarrer Kirsch.

Denk- und Sprachfähigkeit wünscht Helmut Kirsch der Ev. Kirchengemeinde Gevelsberg auch für die Zukunft.