Redaktionsleiter Stefan Scherer hat eine klare Meinung zum Umgang mit der Luca-App im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Die Kritik an der Luca-App ist mit Sicherheit gerechtfertigt. Sie hat Schwachstellen, sie bietet Angriffsflächen für Datenschützer und ist weit entfernt von Perfektion. Gleichzeitig hat sie aber etwas vollbracht, von dem die Politik und die Verwaltung im Kreishaus nur träumen können: Alle neun Städte wollen den gleichen, gemeinsamen Weg gehen. Im Übrigen: Einen Weg der funktioniert und vor allem von den Menschen aller Generationen akzeptiert ist.

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Die Leute, die zwischen Witten und Breckerfeld in die Innenstädte wollen, haben sich zu Tausenden die App geladen, die Stadtmarketingvereine berichteten von einem regelrechten Ansturm auf die Schlüsselanhänger. Das Gute trotz aller mahnender Rufe: Das System funktioniert – sogar ohne das Zutun der Politik. Damit ist bald Schluss. Denn das Land NRW geht im Gegensatz zu 13 anderen Bundesländern nicht den Weg mit Luca, und das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises hängt sich an diese Insellösung dran.

Es mag sein, dass das Ende der Pandemie in Sicht ist und die Kontaktnachverfolgung in naher Zukunft nicht mehr notwendig ist. Sollte das aber nicht der Fall sein, ist das Vorgehen des Kreises aus meiner Sicht in hohem Maße schädlich für jede einzelne Innenstadt, für Einzelhändler, für jeden einzelnen Kulturbetrieb, für jede Kneipe und jedes Restaurant. Eine einheitliche Lösung wird abgeschafft, um den Veranstaltern, Gastronomen und Händlern die Wahl zwischen 13 Apps zu eröffnen, die sie ihren Kunden anbieten können. Dieses Durcheinander werden viele Kunden mit Fernbleiben quittieren.

Auch wenn von vornherein klar war, dass Luca nur im Testbetrieb läuft: Das Argument, kein Geld für die Lizenz zahlen zu wollen, ist ein Feigenblatt. Die Kosten der teilnehmenden Bundesländer schwanken in Deutschland zwischen 20 und 40 Cent pro Einwohner jährlich. Das würde für den Ennepe-Ruhr-Kreis zwischen 60.000 und 130.000 Euro pro Jahr bedeuten. Ein Kleckerbetrag für einen Haushalt mit einem Volumen von 611 Millionen Euro.