Dortmund. Vor dem großen Event in der Westfalenhalle spricht WWE-Wrestler Gunther mit unserer Redaktion über Dortmund, Schalke 04 und seine Rolle im Ring.

„Naja, auf Dortmund freue ich mich nicht so sehr“, verkündete WWE-Wrestler Gunther (37) im Januar auf seinem Instagram-Account. Im März startet die „Road to Wrestlemania“-Tour in Deutschland und Österreich. Im Interview mit der Redaktion sprach er nun darüber, was für ein Verhältnis er zu Dortmund hat – und wo er eigentlich viel lieber auftreten möchte.

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Kleiner Heimaturlaub im Ruhrgebiet: Wrestler Gunther wird Freunde in Oberhausen besuchen

Hallo Gunther. Vor ein paar Wochen hast du ein Instagram-Video veröffentlicht, in dem du sagst, dass du dich sehr auf die kommenden Tour-Termine in Deutschland und Österreich freust – aber nicht so sehr auf Dortmund. Woran liegt das?

Kannst du mir sagen, was an Dortmund speziell ist? Es ist nicht so, dass Dortmund eine Stadt ist, bei der ich sage, „Da muss ich unbedingt hin“. Und der Fußballverein ist auch nicht gerade mein Favorit. Aber mal ehrlich, es muss ja auch nicht immer so sein. Natürlich freue ich mich auf alle Deutschland-Termine, aber ich war schon so oft in Dortmund. Ich habe eine Zeit lang in Oberhausen gelebt, das ist ja nicht weit weg. Es fühlt sich eher wie ein kleiner Heimaturlaub an – nicht die echte Heimat, aber trotzdem freue ich mich immer, in die Gegend zu kommen und ein paar alte Freunde zu sehen.

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Du bist ja auch Schalke-Fan. Was würdest du sagen, wenn es im kommenden Jahr ein Main Event in der Veltins-Arena geben würde?

Das wäre natürlich großartig! Besonders die Arena ist ein Stadion, das WWE wirklich gerecht werden würde, finde ich. Es gehört zu den besten Stadien, die es in Deutschland gibt, wenn es um Konzerte und Events geht. Daher wäre es vielleicht mal eine Überlegung wert, dort ein Event zu veranstalten. Egal, ob es jetzt um Schalke geht oder nicht – die Schalke-Arena ist vom Standort her auf jeden Fall eine sehr gute Wahl. Es wäre auf jeden Fall fantastisch.

Man hat ja letztes Jahr bei Taylor Swift gesehen, dass es möglich ist. Gelsenkirchen wurde kurzzeitig in „Swiftkirchen“ umbenannt. Was würdest du von „Guntherkirchen“ halten?

Fände ich nett, ich mag Gelsenkirchen. Der Name hat Tradition und ist bekannt. Ich würde sogar sagen, dass mehr Leute Gelsenkirchen kennen als Dortmund.

WWE-Wrestler Gunther ist Fußballfan: Keine Schalke-Aktion in Dortmund geplant

Unter dem Instagram-Video haben viele Fans gefordert, dass du dir etwas einfallen lässt, wenn du in Dortmund einläufst – zum Beispiel, dass du ein Schalke-Trikot oder einen Fanschal trägt. Hast du etwas in diese Richtung geplant?

Nein, das mache ich nicht. Fußball ist eher ein Hobby von mir, aber ich bin nicht militant oder extrem in meiner Unterstützung. Mein Fokus, wenn ich bei WWE im Ring stehe, liegt auf dem Wrestling und dem, was ich dort mache. Alles andere ist zweitrangig.

Am 2. Februar fand das Royal Rumble statt, mit Jey Uso als Sieger. Am Montag (10. Februar) entschied er sich, deinen Titel „World Heavyweight Champion“ herauszufordern. Wie sehr begrüßt du es, gegen ihn anzutreten?

Es ist immer aufregend, gegen jemanden wie ihn anzutreten. Beim Rumble war Jey Uso eher der Underdog, der die Erwartungen übertroffen hat. Für mich persönlich ist es eine spannende Herausforderung, gegen jemanden wie Jey zu kämpfen. Er hat eine riesige Fanbase und viel Unterstützung vom Publikum, was das Ganze noch interessanter macht. Aber wenn es nach mir geht, würde ich gern mit den Besten der Besten antreten, um den letzten Schritt nach oben zu machen.

WWE-Wrestler Jey Uso (l.) möchte den
WWE-Wrestler Jey Uso (l.) möchte den "World Heavyweight Champion"-Gürtel von Gunther (r.) haben. Er wird Gunther bei Wrestlemania im April herausfordern. © Funke Medien NRW | WWE

Du hast in einem Interview mal gesagt, dass du vor großen Ereignissen nicht unbedingt aufgeregt bist, sondern eher die Verantwortung spürst. Was genau ist das für eine Verantwortung, die du trägst?

Man ist in einer Position, in der man dafür sorgen muss, dass alles gut läuft. Die Verantwortung liegt bei dir, und du musst das Match so gut abliefern, dass du der Position gerecht wirst. Alle Augen der Welt sind auf den Event gerichtet, und du willst nicht derjenige sein, dessen Performance an diesem Tag nicht den Erwartungen entspricht. Das ist die Verantwortung, die man tragen muss.

Gunther als Bösewicht: Wrestling-Star liebt „Spielverderber“-Image

Du bist als Bösewicht bekannt, machst „Wrestling ohne Schnörkel“. Spielt da auch ein bisschen das Klischee mit, wie Deutsche und Österreicher im Ausland gesehen werden?

Nein, ich glaube, das ist einfach ein Stück weit unsere Natur. Wenn du Deutsche oder Österreicher zusammen mit Amerikanern in einen Raum stellst, merkt man relativ schnell, wer nicht aus den USA kommt. Das passiert einfach automatisch. Und diese Gegensätze, die nutzt man natürlich im Wrestling. Es geht darum, Charaktere zu schaffen, die unterschiedlich sind und gegensätzlich zueinander stehen. Die Fans reagieren darauf, wie diese verschiedenen Charaktere in bestimmten Situationen reagieren. Bei uns ist es nicht so, dass eine Rolle erfunden wird, die man dann spielen muss. Vielmehr schaut man, was in der Realität schon da ist, welche Charaktereigenschaften vorhanden sind. Diese Eigenschaften hebt man dann stärker hervor, damit sie sich abheben. Meine ganze Karriere war oft dadurch geprägt, dass ich selbst nicht besonders extrovertiert bin, sondern eher introvertiert. Und das spielt natürlich auch eine Rolle.

Was ist das für ein Gefühl, wenn du in der Halle ausgebuht wirst?

Ich habe mich immer gerne in der Rolle des Spielverderbers gesehen. Wenn mein Gegner derjenige ist, der gute Stimmung verbreitet, die Party schmeißen und das Publikum mitreißen will, dann ist es natürlich der perfekte Gegensatz, wenn ich derjenige bin, der in diese Party kommt und sie zerstört. Das hat mir bisher immer sehr geholfen. Besonders in einer Umgebung, in der jeder irgendwie herausstechen möchte. Es bietet eine gute Basis für jeden Gegner. Das funktioniert für mich gut, weil ich wirklich mit jedem in den Ring steigen kann – nicht nur aus athletischer Sicht, sondern auch aus charakterlicher Sicht.

Gibt es abseits von dem, was du als Sportler auf der Arbeit machst, noch irgendwelche Hobbys in deinem Privatleben, die denen du nachgehst?

Wrestling nimmt einen großen Teil meiner Zeit ein. Und wir haben einen Sohn, der schon ein Jahr alt ist. Das füllt eigentlich den Rest meines Lebens aus, muss ich sagen. Aktuell bleibt nicht viel Zeit für andere Hobbys, jede freie Sekunde geht in die Familie. Der Beruf nimmt schon sehr viel Zeit in Anspruch.

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