Dortmund. Am Dortmunder Hafen wird nun eines der modernsten Bahnwerke Europas gebaut, 500 Mitarbeiter werden gesucht. Einblick in die Abläufe eines ICE-Werks.
Wo Züge Pause machen: Längere Zeitfenster zwischen den Fahrten eines ICE nutzt die Deutsche Bahn, um Lokomotive und Waggons in ihren Werkstätten zu warten und zu reinigen. Das passiert in riesigen Hallen – solche werden nun bis 2027 auch am Dortmunder Hafen gebaut. Rund 500 neue Arbeitsplätze sollen dort entstehen, damit in der Nordstadt künftig bis zu 17 ICE pro Tag abgewickelt werden können.
Die Bahn spart nicht an Superlativen für das Projekt. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs an Westfaliastraße und Mallinckrodtstraße entstehe „eines der modernsten und klimafreundlichsten Bahnwerke Europas“. Dortmunds Bürgermeister Norbert Schilff spricht im Namen der Stadt von einem „zukunftsweisenden Projekt“. Was passiert eigentlich in einem ICE-Werk genau, und warum hat man sich für Dortmund als Standort entschieden?
ICE-Werk für 400 Millionen Euro am Verkehrsknotenpunkt Dortmund
Dortmund ist einer der wichtigsten Knotenpunkte der Bahn in Westdeutschland. Mehrere Linien beginnen beziehungsweise enden hier – eine gute Gelegenheit, um die Züge zwischen ihren planmäßigen Fahrten vom Hauptbahnhof ins Werk zu bringen. Das soll künftig über das bestehende Schienennetz zwischen Bahnhof und Hafen erfolgen.
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Herzstück des neuen ICE-Werks wird die 480 Meter lange Werkshalle mit vier Gleisen. Bis zu 40 Mitarbeiter gleichzeitig überprüfen hier jeden Zug und nehmen, falls nötig, Reparaturen vor. Um von den Stromabnehmern auf dem Dach bis zu den Bremsbelägen unter dem Fahrzeug auf alle Bereiche des Zuges zugreifen zu können, stehen in der Halle vier Ebenen zur Verfügung. Die einfachste Form der Instandhaltung dauert rund eine Stunde. Es gibt aber auch umfangreichere Wartungen, die in Abständen von mehreren Wochen oder sogar Jahren durchgeführt werden.
Im Anschluss werden die Züge aus der Werkshalle herausgefahren. Es folgt dann die Innenreinigung, für die es einen eigenen Bahnsteig gibt. Fenster wischen, Böden saugen, Toilettenwasser abpumpen und auffüllen – bis zu drei Stunden dauert allein dieser Vorgang, je nach Zustand des Zuges. Alle drei Tage fährt ein ICE zudem in die Waschanlage, die ebenfalls auf dem Gelände in Dortmund entsteht.
Bahn sucht in Dortmund Ingenieure, Mechaniker und weiteres Personal
Für all diese Arbeiten braucht es Menschen und Expertise. Die Bahn will deshalb Mitarbeiter mit ganz verschiedenen Kenntnissen und Fähigkeiten suchen: Ingenieure, Disponenten, Fachkräfte aus den Bereichen Elektronik, Mechatronik, Schlosserei sowie Triebfahrzeugführer und Reinigungspersonal.
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Die bis zu 500 Arbeitsplätze werden am Dortmunder Hafen gänzlich neu geschaffen, versichert die Bahn – eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl am bestehenden Fernverkehrswerk Dortmund-Spähenfelde zugunsten des neuen Standortes sei nicht vorgesehen, eine Schließung schon gar nicht. Das Verkehrsunternehmen plant, seine Flotte in den kommenden Jahren deutlich zu erweitern, sodass beide Werke benötigt würden.
Mit dem Spatenstich am Mittwoch, 20. November, gelang der Startschuss für die Bauarbeiten früher, als es der Zeitplan ursprünglich vorsah. Die Bahn, die in das neue ICE-Werk nach eigenen Angaben mehr als 400 Millionen Euro investiert, geht deshalb von einer pünktlichen Fertigstellung im Jahr 2027 aus.