Dortmund. Lange hatten die Anwohner drauf gewartet – jetzt ist der „Lost Place“ weg. Eine 77-Meter-Häuserzeile im Dortmunder Klinikviertel wird neu bebaut.
Dortmund hat einen Lost Place weniger: Die Geisterhäuser an der Alexanderstraße im Klinikviertel sind endlich abgerissen. Das Klinikum Dortmund will dort schon lange neu bauen – das scheiterte aber bisher am Geld. Die Kosten waren in den letzten Jahren zu sehr gestiegen. Jetzt setzt das Klinikum seine Pläne von 2019 endlich um: Die Abrissarbeiten sind bis Ende 2024 geplant, Baustart soll im Frühjahr 2025 sein.
Komplett fertig sein könnte der Neubau Ende 2026. Von der Alexanderstraße soll es drei Nebenzugänge geben, der Haupteingang liegt aber zum Klinikum hin. Zu den Gesamtkosten für den dreistöckigen Komplex mit Klinkerfassade äußert sich Klinikum-Sprecher Matthias Lackmann nicht.
+++ Folgen Sie der WAZ Dortmund auf Facebook und Instagram +++
Einziehen werden die Schule für Gesundheitsberufe und eine neue städtische Fabido-Kita für 60 Kinder. Die „Berufsschule des Klinikums Dortmund“, wie man die Gesundheitsfachschule auch nennen könnte, ist aktuell auf vier Standorte verteilt: Neben dem großen Standort an der Sckellstraße gibt es auch drei Abteilungen in direkter Klinikum-Nähe (Humboldtstraße, Beurhausstraße, Petrischule). Nach dem Umzug in den Neubau bekommt die Petrischule die Räume dazu – und auch der Standort Sckellstraße geht an die Stadt.
Die geplante Kita wird etwas ganz Besonderes: Sie liegt im dritten Stock des Neubaus und hat kein eigenes Außengelände. Stattdessen werde das Flachdach als Außenbereich genutzt, erklärt Lackmann. Genaue Planungen oder Grafiken liegen dafür noch nicht vor. Die neue Dachgarten-Kita im Klinikviertel sei aber ein Novum in Dortmund, meint auch Stadtsprecher Markus Kaminski. In Zeiten der Flächen-Knappheit in Innenstädten sei eben Kreativität gefragt. Die genauen Öffnungszeiten der Klinik-Kita (die als städtische Kita aber auch allen anderen Dortmunder offen steht) seien noch unklar. Wegen des Klinikbetriebs plane man aber mit erweiterten Betreuungszeiten.
„Lost Place“ mitten im Klinikviertel: Neun Häuser standen lange leer
Jahrelang hatte die 77 Meter breite Häuserreihe (Hausnummern 20-36) am Rande des Klinikum-Geländes vor sich hingegammelt. Den Anwohnenden war der „Lost Place“ schon lange ein Dorn im Auge: Immer wieder brachen unwillkommene Gäste ein, zuletzt gab es vermehrt Polizeieinsätze. Jetzt müssen die Bewohner der mondänen Altbauten gegenüber erstmal mit Staub und Baulärm leben. Allerdings wird der Neubau die Alexanderstraße massiv aufwerten.
Aber: Bei zwei abgerissenen Gebäuden blutet Architektur-Fans das Herz. Die aufwändigen Jugendstil-Fassaden der Altbauten (Baujahr um 1905) waren ganz besondere Schmuckstücke – mit Erkern, Giebeln, Balustraden und vorgebauten Treppenaufgängen. Von den liebevollen Verzierungen aus Ranken, Pfauen und Köpfen ganz zu schweigen. Unter Denkmalschutz standen die Häuser aber nie, erklärt Klinikum-Sprecher Lackmann.
Schwesternwohnheim, Blutbank, Stadtvillen – Nur die Trauerhalle bleibt
2021 seien die letzten Häuser leergezogen worden, so Lackmann. In den schmucklosen 60er-Jahre-Gebäuden war zuletzt noch ein Schwesternwohnheim untergebracht. Die zwei historischen „Stadtvillen“, die einst als Wohnhäuser für hohe Klinikangestellte dienten, standen schon länger leer: 2007 war die Blutbank (Institut für Transfusionsmedizin) in den Neubau an der Ecke Beurhausstraße/Alexanderstraße gezogen. Die Wohnhäuser zwischen dem Blutbank-Komplex und den jetzt abgerissenen Häusern gehören (bis auf eins) zwar auch dem Klinikum. Sie bleiben aber stehen. Auch die etwas zurückgesetzte Trauerhalle vor der Pathologie direkt an der S-Bahn bleibt.
An der Schranke zur S-Bahn hin soll ein Wendehammer entstehen, damit Eltern ihre Kita-Kinder „störungsfrei“ bringen und holen können. Darüberhinaus sei es unwahrscheinlich, dass die Verkehrsbelastung durch den Neubau stark steige, erklärt Kliniksprecher Lackmann: „Wir erwarten an der Schule einen hohen Anteil an ÖPNV-Nutzern.“ Parkplätze oder eine Tiefgarage gebe es nicht – stattdessen sollen die Azubis das bestehende „Schnecken-Parkhaus“ an der Hohen Straße nutzen. außerdem bekommt der Neubau 90 Rad-Stellplätze im Untergeschoss.
Knapper Parkraum: Klinikum erwartet keine höhere Verkehrsbelastung
Anwohner hatten schon bei der ersten Vorstellung der Planungen den knappen Parkraum angemahnt. Bisher gilt in der Alexanderstraße Parken mit Parkschein, ums Eck ist nur der vordere Teil der Hollestraße frei beparkbar. Dahinter gilt Anwohnerparken, wie auch in den meisten Abschnitten der umliegenden Straßen. In einer Antwort auf eine Frage an die Bezirksvertretung Innenstadt-West hatte der Bau- und Technikleiter des Klinikums, Marcus Krämer, damals geantwortet, man erwarte „keine signifikante Mehrbelastung der Alexanderstraße“. Das liege auch daran, dass meisten Nutzer des Neubaus schon jetzt auf dem „Campus“ an der Beurhausstraße seien. Der Verkehr bleibe also gleich.
Bis zur Fertigstellung des Neubaus dauert‘s aber noch. Man gehe von Ende 2026 aus, erklärt Kliniksprecher Matthias Lackmann. 2027 könnten die ersten Schüler und Schülerinnen einziehen. Der Kindergarten soll mit dem Kita-Jahr 2027/28 starten.