Mellen. Vortrag der Polizei stand im Mittelpunkt der Mellener Dorfversammlung. Was beim Schutz der eigenen vier Wände am wichtigsten ist.

„Das ist keine so gute Resonanz wie erwartet“, zeigte sich Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt etwas enttäuscht am Donnerstagabend im Landmarkt angesichts von nicht einmal zwei Handvoll Teilnehmern an der letzten Mellener Dorfversammlung im Jahr 2024. Vielleicht waren alle noch ein bisschen erschöpft von einem großen und erfolgreichen Martinsmarkt am Sonntag zuvor, vielleicht, so die etwas augenzwinkernde Vermutung Schulze Tertilts, seien aber auch alle anderen schon gut ausgerüstet bei der Absicherung der eigenen vier Wände vor Einbrechern. Denn um das Abwehren von Langfingern im eigenen Zuhause ging es an diesem Abend. Ein inhaltliches Thema, was ja nun auch nicht nur die Menschen in Mellen betrifft, stand im Mittelpunkt. Schulze Tertilt wollte damit einen neuen Impuls setzen für die regelmäßigen Dorfversammlungen. „Wir müssen ja nicht immer nur Arbeitssitzungen machen“, erzählte er der WP vorab.

Christoph Preker von der Technischen Kriminalprävention bei der Kreispolizeibehörde referierte im Landmarkt über den besten Schutz vor Einbrechern.
Christoph Preker von der Technischen Kriminalprävention bei der Kreispolizeibehörde referierte im Landmarkt über den besten Schutz vor Einbrechern. © WP | Alexander Lück

Und dafür war Christoph Preker ins Golddorf gekommen, von der Kreispolizeibehörde MK, genauer aus der Technischen Kriminalprävention. Während andere Kollegen die Verbrecher jagen, ginge es hier daran, diese von vornherein zu verhindern, erklärte Preker. „Wir ermächtigen die Bürger zur Selbsthilfe.“ Wie also, um diese Frage ging es dann konkret, schütze ich Haus oder Wohnung vor Einbrechern? Zunächst gehe es darum, so Preker, im Gebäude Anwesenheit anzuzeigen, auch wenn gar keiner da ist. Er riet allen Zuhörern, einfach selber mal mit offenen Augen durchs Dorf zu gehen und auf Anzeichen in anderen Häusern zu achten, durch Licht, hochgezogene Rolläden, ein offenes Garagentor. Anderswo wiederum sei offensichtlich, dass das Haus gerade leer ist. Wenn man darauf achte, welchen Eindruck das Haus mache, könne man als ersten Schritt Täter schon dazu leiten, es hier gar nicht erst zu versuchen.

„ Der Täter geht dahin, wo er denkt, dass niemand zu Hause ist.“

Christoph Preker
Technische Kriminalprävention bei der Kreispolizeibehörde

Das Aussehen eines Gebäudes, ob eher schlicht oder vermeintlich luxuriös, sei eigentlich egal, betonte der Polizeibeamte. „Der Täter geht dahin, wo er denkt, dass niemand zu Hause ist.“ Auch für tagelanges Auskundschaften von Anwesenheit und Gewohnheiten seiner Opfer sei eigentlich keine Zeit, wenn jemand regelmäßig Beute machen muss. Ein Tagesablauf des potenziellen Opfers könne sich schließlich auch täglich ändern.

Einbrüche oft auch tagsüber

Eingebrochen werden auch deshalb vor allem tagsüber. Und meist nicht durch die Haupteingangstür. Die ist oft nicht nur besser gesichert, sondern auch besser einsehbar. Weil Täter gerne hinter das Haus gehen, um schlechter sichtbar den Einbruch zu starten, nütze oft auch ein hoher Zaun um den Garten. Dies und andere Hindernisse „zwingen den Täter, sich auffällig zu verhalten“, wenn er etwa über einen Zaun klettern muss. Soziale Kontrolle in der Nachbarschaft schaffe weiteren Schutz, erklärte Christoph Preker, weshalb im ländlichen Raum deutlich weniger Langfinger unterwegs seien. „Auf dem Dorf fällt jemand eher auf“, betonte er.

Statistisch ein Einbruch täglich im Märkischen Kreis

Selbst in der Kriminalstatistik innerhalb des Märkischen Kreises lasse sich das nachvollziehen, mit Schwerpunkten eher in Iserlohn, Menden oder Lüdenscheid denn im kleineren Balve mit seinen Vororten. Im Durchschnitt werde im Märkischen Kreis pro Tag ein Einbruch begangen. Für ganz Balve blieb die Zahl bei der letzten Erhebung im Jahr hingegen einstellig.

Symbolbild Einbruch in die Wohnung, Wohnungseinbruch. Ein Maskierter Mann schaut durch ein Fenster unter einem Rolladen von einem Haus und versucht in ein verschlossenes Haus einzudringen
Ein maskierter Mann schaut unter einem Rollladen in ein Haus und versucht, die Terrassentür aufzuhebeln (Symbolbild). © picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Prekers größtes Anliegen der Einbruchsicherung war aber dieses: der mechanische Grundschutz von Türen und Fenster, sprich aller Zugangspunkte innerhalb des Mauerwerks in einem Haus. „Das ist das A und O.“ Fenster und Türen verschiedener Widerstandsklassen, verstärkte und einbruchhemmende Schließzylinder, abschließbare Fenster und Türen (aber nur wenn der Schlüssel dann nicht steckt), Gitter vor Kellerfenstern, all das sei der beste Schutz und hemme den Einstieg in das Haus entweder ganz oder verzögere ihn zumindest so weit, dass ein Langfinger doch schnell wieder ablasse.

Zeit ist entscheidender Faktor für Einbrecher

Denn Zeit ist der entscheidende Faktor, selbst ein modernes Fenster lasse sich in Sekunden öffnen oder mit einem Stein einschlagen, um dann mechanisch zu öffnen. Technische Sicherungen wie Alarmanlagen, Videoüberwachung oder Bewegungsmelder seien, wenn überhaupt, nützliche Zugaben. Auch ein (Wach-)Hund sei nicht nützlich, wenn er mit Herrchen und Frauchen gerade auf Gassigang ist oder sich durch Leckerchen vom Einbrecher besänftigen lässt.

Christoph Prekers wichtigster Tipp bei der Dorfversammlung: die Polizei schaue sich jede Wohnung und jedes Haus kostenlos an, um den Einbruchschutz zu analysieren. Es gäbe dann eine Liste zertifizierter Firmen, die einbruchhemmende Umbauten vornehmen. Preislich sei hier auch für verschiedene Geldbeutel etwas dabei. Die wenigen Zuhörer im Landmarkt jedenfalls waren von den Ausführungen sehr angetan und wollten diese weiterverbreiten oder eine Beratung zeitnah in Anspruch nehmen.