Balve. Die historische Kornmühle, die seit Jahren verfällt, ist nicht mehr zu retten. Denkmal an der Luisenhütte wird aber nicht vollends verschwinden.

Eigentlich wollte der Balver Rat schon vor gut zwei Monaten sprichwörtlich Nägel mit Köpfen machen und den Abriss der Wocklumer Mühle auf den Weg bringen. Doch zu groß war der Widerstand, das Gebäude aus der Denkmalliste austragen und damit dem Erdboden gleichzumachen. Nun gibt es einen Kompromiss zwischen Stadt und Eigentümer.

Stadt einigt sich mit Eigentümer und LWL

Geht es nach dem Naturhistorischen Verein Hönnetal, dann sollte die Wocklumer Mühle auch in einigen Jahren noch ein Dreh- und Angelpunkt im Stadtbild sein. Kein Wunder, lassen sich an ihr Arbeits- und Lebensweise früherer Tage erkennen. Doch aus der Wunschvorstellung wird nichts. Zumindest nicht so richtig. Denn die Tage der Wocklumer Mühle sind nun gezählt.

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Dabei hat das Thema zuletzt die Gemüter regelrecht kochen lassen. Vor allem auf Seiten der UWG. „Illegales Handeln darf sich nicht lohnen“, so UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt. Gemeint war damit der Eigentümer der Wocklumer Mühle. Der habe über Jahrzehnte das historische Gebäude im Komplex der Luisenhütte bewusst verfallen lassen, um es dann irgendwann abreißen zu können. Einwände, die in Ausschüssen und im Rat vor gut zwei Monaten hitzig diskutiert wurden, ehe die Verwaltung selbst einschritt. Seit der Septembersitzung habe sich laut Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) einiges getan. Die Stadt habe Gespräche mit Eigentümer und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gesucht mit Blick auf eine Austragung aus der Denkmalliste. Zudem habe ein Gutachter den Abriss des historischen Gemäuers ebenso empfohlen. „Wir sind diesen Empfehlungen nachgekommen“, sagt Mühling am Mittwochabend im Rat.

„Wir wissen nicht, ob noch Mühlensteine im Gebäude sind. Wenn sie gefunden werden, werden sie Teil der Station.“

Hubertus Mühling
Bürgermeister

Dabei seien jedoch gleich mehrere Fragen von zentraler Bedeutung gewesen: Was kann aus dem alten Gebäude entstehen? Sind einzelne Elemente bei einem Abriss möglicherweise zu retten? Eine Lösung präsentiert der Bürgermeister dafür auch gleich. Überreste der Wocklumer Mühle - wie Fachwerkbalken, Ziegel oder historische Betonsockel - sollen erhalten werden und zu einer Station im Geschichtspark Balve umgebaut werden. „Wir wissen nicht, ob noch Mühlensteine im Gebäude sind. Wenn sie gefunden werden, werden sie Teil der Station“, erklärt Mühling. Damit würde zumindest ein Teil der Mühle - wenn auch an einem anderen Ort - als markanter Punkt der Stadt erhalten bleiben. Eine Stelle für das Vorhaben sei mit dem Eigentümer bereits abgesprochen worden. Auf einer kleinen Freifläche unweit des Sägewerks sollen Pavillon und Infostele ihren Platz finden. Wie das alles aussieht, zeigt der Verwaltungschef auch gleich im Rat. „Für die, die nicht digital unterwegs sind, wird es auch Infotafeln geben“, so Balves Bürgermeister.

Einige Teile des historischen Gebäudes sollen Teil einer Station im Balver Geschichtspark werden.
Einige Teile des historischen Gebäudes sollen Teil einer Station im Balver Geschichtspark werden. © Sven Paul | Sven Paul

Appell: Vorgehen darf sich nicht wiederholen

Zuspruch für das Vorgehen gibt‘s derweil aus den Fraktionen. „Gut, dass wir das Thema in der letzten Sitzung vertagt haben. Das ist ein wunderbarer Kompromiss“, freut sich CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Schulte. Cay Schmidt stößt ins selbe Horn: „Gut, dass der Abriss nicht beschlossen worden ist. Es ist ein Erfolg, dass etwas von der Mühle übrig bleibt.“ Doch der Chef der Balver SPD-Fraktion mahnt auch zur Vorsicht: „Wir haben noch sehr viel mehr Denkmäler, die gefährdet sind.“ Dabei denke er unter anderem an das alte Backhaus in Beckum. Ein Vorgehen wie an der Wocklumer Mühle „wollen wir nicht nochmal erleben“, so Cay Schmidt. Und auch für die UWG hätte trotz des „guten Kompromisses“ rund um das historische Gebäude mehr passieren können. „Das ist schon sehr, sehr wenig“, so Susanne Schnadt.

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Doch ähnliche „Extremfälle“ wie die Mühle befürchtet Balves Bürgermeister nicht in absehbarer Zeit. „Wir sind bemüht, im Einvernehmen mit den Eigentümern, uns um den Erhalt zu kümmern“, sagt Mühling. Ein gewisses finanzielles Risiko für Eigentümer von Denkmälern will er dabei allerdings nicht verheimlichen. „Es ist schon eine finanzielle Belastung, wenn man dem Denkmalschutz auf Punkt und Komma folgen will.“

„Wir haben noch sehr viel mehr Denkmäler, die gefährdet sind.“

Cay Schmidt
SPD-Fraktionsvorsitzender

Einstimmig beschließt der Rat schließlich die Austragung aus der städtischen Denkmalliste - und macht damit den Weg für den Abriss der Wocklumer Mühle frei.