Balve. Speisepilz oder Giftpilz: Was Pilzsammler in Balve und Umgebung wissen müssen. Revierförster Richard Nikodem erklärt Regeln
Der makabere Spruch: „Alle Pilze sind essbar, manche allerdings nur einmal“, hält viele Pilzliebhaberinnen und Pilzliebhaber jedoch nicht davon ab, in der Pilzsaison, die im Allgemeinen im Juli beginnt und im November endet, auszuschwärmen und die Köstlichkeiten aus Wald und Flur zu sammeln und zuzubereiten. In diesem Jahr ist das Pilzvorkommen besonders gut.
Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass es in diesem Jahr einige schwere Vergiftungen gab. Das führte dazu, dass in Essen und Münster Menschen, darunter auch Kinder, eine neue Leber bekamen bzw. bekommen werden. Ursache ist meistens ein leichtfertiger Umgang mit Pilzen aus Unkenntnis. Da landet dann schon mal ein Knollenblätterpilz im Korb, von dem bereits 50 Gramm Mahlzeiten tödlich sein können.
Anspruchsvolle Aufgabe
Pilze zu bestimmen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die auch durch eine App nicht leichter wird. Keines der getesteten Programme kann unerfahrene Pilzsammelnde sicher durch die verwirrende Vielfalt an Pilzarten und Fruchtkörperformen geleiten, die wir im Wald finden. Speisepilz-Sammelnde, die sich bei der Bestimmung nur von einer einzigen App leiten lassen, spielen grob fahrlässig mit ihrer eigenen Gesundheit oder der anderer.
Fachleute zu finden, ist nicht einfach. Revierförster Richard Nikodem macht keine Beratungen. Sein Vorgänger Norbert Tennhoff lebt nicht mehr in Balve und hat sich aus der Pilzberatung zurückgezogen. Im Sauerländischen Gebirgsverein gab es ebenfalls einen Fachmann. Doch Vorsitzender Andreas Romberg teilte mit: „Unser SGV-Mitglied und ehemaliger Sachverständiger, nimmt grundsätzlich keine Anfragen in Sachen Pilze mehr an.“
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGFM) hat geprüfte Pilzkenner. Diese können vorgelegte Pilze erkennen und bestimmen sowie ihren Speisewert einschätzen. Die Sachverständigen kennen die Grundlagen der Mykologie, ökologische Zusammenhänge, Schutzbestimmungen und Gesetzesgrundlagen. Leider ließen sich auf der Website der DGFM für den Bereich Balve und Umland keine Sachverständigen ausmachen. So gibt es hier zurzeit niemanden mit Sachverstand, dem man Pilze zur Bestimmung oder Kontrolle vorlegen kann.
Wenn die Pilzjagd erfolglos bleibt, sind oft schnell Schuldige gefunden. „Da waren Profisammler am Werk“, raunt man sich oft unter Pilzfreundinnen und -freunden zu. Unter Profisammlern werden in Gruppen auftretende Sammlerinnen und Sammler verstanden, die sich angeblich über ganze Bestände her machen und Tabula rasa hinterlassen.
Das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen sagt dazu: „Unser Wald ist der Klimaschützer Nummer Eins in Nordrhein-Westfalen. Deswegen ist es wichtig, auf ihn Acht zu geben. Dazu gehört auch, achtsam mit Naturschätzen des Waldes wie zum Beispiel Pilzen umzugehen.“
Beim Sammeln im Wald müssten Pilzsammelnde Regeln beachten: Denn nicht überall im Wald, wo Pilze wachsen, dürften sie auch gesammelt werden. In Naturschutzgebieten sei das Sammeln von Pilzen grundsätzlich verboten.
Sammeln nur für den Eigenbedarf erlaubt
Das Sammeln für den Eigenbedarf sei ansonsten erlaubt „Wer Pilze in gewerblichem Maße sammelt, begeht eine Straftat. Übermäßiges Sammeln von Pilzen, erst recht in Naturschutzgebieten, schadet zugleich in deutlichem Maße dem Ökosystem Wald.“
„Pilzsammlerinnen und -sammler dürfen nur maximal zwei Kilogramm ernten. Pilze zu sammeln, um sie zum Beispiel in der Gastronomie oder auf Märkten zu verkaufen, ist artenschutzrechtlich verboten.“
Richard Nikodem, Revierförster in Balve vom Regionalforstamt Märkisches Sauerland Wald und Holz NRW, sagt dazu: „Pilzsammlerinnen und -sammler dürfen nur maximal zwei Kilogramm ernten. Pilze zu sammeln, um sie zum Beispiel in der Gastronomie oder auf Märkten zu verkaufen, ist artenschutzrechtlich verboten.“
Dies sei zurzeit in Balve kein großes Thema. Die großen, durch den Borkenkäfer verursachten, Kahlflächen haben die Bedingungen für die Pilze verändert. „Die Biotope sind im Umbruch. Bei jeder Veränderung verändert sich auch der Lebensraum der Pilze. Gewohnte Pilze bleiben aus, neue kommen hinzu. Sie erscheinen jedoch nur dann, wenn alle Bedingungen optimal stimmen. Sie kommen und gehen wie eine Laune der Natur“, so Nikodem.
Förster ist Waldpolizei
Er habe immer ein Auge darauf, was im Wald passiert: „Ich bin unter anderem eine Art Waldpolizei. Die Überwachung der Einhaltung des Landesforstgesetzes gehört zu meinen hoheitlichen Aufgaben“, so Nikodem. Würde er Leute treffen, die das Gesetz missachten, würde er diese ansprechen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen. „Die Pilze nehme ich denen dann auf jeden Fall ab.“