Beckum. Die Viertklässler der Grundschule Beckum haben im Steinbruch Hand angelegt. Was sie dort gelernt und gefunden haben.
Im Steinbruch auf den Spuren der Dinosaurier. Warum findet man im Kalkgestein ihre Überreste? Einen Ausflug zu den Dinosauriern, die vor 125 Millionen Jahren auch in Beckum lebten, gab es für die Kinder der vierten Klasse der Europaschule St. Nikolaus Beckum in der vergangenen Woche.
„Wir besuchen gern außerschulische Lernorte“, so Klassenlehrerin Claudia Richter, die zusammen mit der Sportlehrerin Bettina Bokeloh die Kinder begleitete. Auch Georg Wortmann, Ortsvorsteher in Beckum, und Sebastian Dräger vom Kalkwerkbetreiber Lhoist waren mit dabei. Dr. Achim Schwermann, seit 2017 Leiter der Ausgrabungen im stillgelegten Steinbruch, widmete den Kindern einen Vormittag. Der Geologe und Paläontologe beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erklärte bei einem Rundgang durch den Steinbruch vieles, was man auf den ersten Blick gar nicht erkennt. Er machte Unsichtbares sichtbar.
Drei Studierende der Geowissenschaften, Nadine Deklein, Mike Schimpf und Andreana Wenzel, schlossen sich der Gruppe an und demonstrierten später die Arbeit bei einer wissenschaftlichen Ausgrabung.
„Wir stehen hier mitten im Kalkgestein, das für die Industrie heute ein wertvoller Rohstoff ist. Man macht Zement, Schotter, Zusätze für Tierfutter, Medikamente und mehr daraus“, erläuterte Schwermann das heutige Umfeld. „Wir müssen in die Erdgeschichte schauen, um zu erfahren, wie der Kalk entstanden ist.“
Die Erde vor 380 Millionen Jahren: Beckum auf der Südhalbkugel
Auf einer Karte zeigte der Paläontologe die Erde vor 380 Millionen Jahren: „Hier, wo der rote Punkt ist, war damals Beckum.“ Zum Erstaunen aller lag Beckum auf der Südhalbkugel und wanderte mit den Kontinenten Gondwana und Laurasia Richtung Norden zum Äquator. Beckum lag im Wasser. Damals hätten sich die die kalkhaltigen Bestandteile der Tiere hier abgelagert. Zum Beweis zeigte er Brachiopoden, die ähnlich wie Muscheln aussahen, aber eigentlich keine waren. Auch Korallen lagerten sich ab.
„Im Schlamm befanden sich Überreste der Lebewesen, die heute nur noch in kleinen Teilen geborgen werden können.“
Die große Frage war für die Kinder: „Wie kamen die Dinos in das Gestein?“ Schwermann löste dieses Rätsel auf: „Dass sich heute Lebenszeugnisse von Dinos aus der Kreidezeit finden lassen, ist tiefen Höhlen und Spalten im Kalkstein zu verdanken. Diese brachen von unten bis an die Oberfläche durch. Später spülten Regen und Schlamm die Höhlen und Spalten wieder zu. Im Schlamm befanden sich Überreste der Lebewesen, die heute nur noch in kleinen Teilen geborgen werden können.“ In Spalten im Gestein finde man daher auch heute noch Zähne und Knochenfragmente von Dinosauriern, Säugetieren und anderen Lebewesen der Kreidezeit.
Um die Zeitabläufe der Erdgeschichte deutlich zu machen, stellte Schwermann vier Kinder und sich selbst zu einem Zeitstrahl auf: „Lukas, du stehst für heute.“ Connor stand für die Zeit vor 65 Millionen Jahren, als die Dinos verschwanden. Jette symbolisierte die Zeit der Dinos vor 125 Millionen Jahren. Max zeigte den Ursprung der Riesenechsen vor 230 Millionen Jahren an. Weit entfernt stand Dr. Schwermann: „Hier wo ich stehe, vor 380 Millionen Jahren, entstand das Kalkgestein.“
Er zeigte an den Felswänden die Auffaltung des Gebirges, das einst vielleicht mehrere Tausend Meter hoch war, heute aber wieder fast verschwunden ist. „Alles ist im Wandel. In einem Menschenleben bekommt man diese langsamen Veränderungen nicht zu sehen“, erklärte der Paläontologe.
Teil einer Schildkröte
Dann ging es zu einer Grabungsstelle. Alle schauten in ein tiefes Loch, in dem Studentinnen und Studenten im Matsch nach tierischen Überresten schürften. Mit einem Zehenknochen in der Hand kam Schwermann zu den Kindern. Alle wollten „mal fühlen“. Er erklärte angesichts des kleinen Knochenstücks: „Das ist nur ein Zehenknochen. Wir haben nicht die Illusion, hier ein ganzes Skelett zusammensetzen zu können.“ Überreste von Sauropoden, Langhalssauriern, habe man gefunden. „Und vielleicht haben wir auch einen Vorfahren des Tyrannosaurus entdeckt“, erklärte er.
Dann kam noch ein Teil einer Schildkröte zum Vorschein, bevor sich die Kinder selber ans Werk machten, um Schlamm und Matsch zu sieben. Ausgerüstet mit Schutzbrille, Handschuhen und Sieben ging es an die mit Schlamm gefüllten Kübel. Das eine oder andere Bröckchen blieb im Sieb hängen. Das Rätselraten begann.
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