Garbeck. Tradition und Zukunft in Melodien gegossen: Tobias Schütte hat eine Hymne für Garbeck geschrieben. Wie beschreibt man einen Ort mit Musik?

Garbeck klingt wahnsinnig vielfältig: das wird am kommenden Wochenende beim Jubiläumsfest einmal mehr eindrucksvoll zu hören sein, von den verschiedenen Chören über den symphonischen Klang des Musikvereins bis zu den Partyhits der „Amigos“. Ein Beitrag aber soll herausstechen, denn Garbeck hat ein eigenes Musikstück bekommen: „Pictures of Garbeck“. Uraufführung ist am Freitag zum Festauftakt um 17 Uhr auf der großen Bühne, gespielt vom Jugendorchester des Musikvereins, dirigiert von Michael Hammecke.

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Eben jener Hammecke hatte auch die erste Idee, das Dorf mit einem eigenen Musikstück klanglich zu verewigen. Das setzte im Vorstand der Amicitia viele Räder und Gedanken in Bewegung, bis zu der Frage, wie man so ein Projekt gefördert bekommen kann - Antwort: der Landessmusikrat NRW etwa macht sowas, man hofft aber auch noch auf Spenden - bis hin zur alles entscheidenden Frage, wer denn so ein Stück passgenau für Garbeck komponieren kann. Verschiedene Möglichkeiten wurden vor gut einem Jahr ausgelotet, am Ende sei die Entscheidung aber relativ schnell gefallen, berichtet nun Fabian Schulte, der Vorsitzende des Musikvereins.

Vertrauensvoll und wertschätzend begegnet

Tobias Schütte, bekannt und gefragt als Musiker und Dirigent und in den vergangenen Jahren für einige Auftragskompositionen verantwortlich, sollte es werden. Dass er bis 2021 gute zehn Jahre das Hauptorchester der Amicitia leitete und man sich entsprechend vertrauensvoll und wertschätzend begegnet, war für die Entscheidung bestimmt nicht hinderlich.

Dirigent Michael Hammecke (rechts) probt mit dem Jugendorchester des Musikvereins Amicitia für die Uraufführung von
Dirigent Michael Hammecke (rechts) probt mit dem Jugendorchester des Musikvereins Amicitia für die Uraufführung von "Pictures of Garbeck".  © WP | Alexander Lück

Aber wie sieht der Weg aus von einem weißen (Noten-)Blatt Papier zu einem gut viertelstündigen Musikstück? Allen voran Fabian Schulte als Musikvereinsvorsitzender und Alexander Schulte, Chef vom Ortsausschuss sowie der gesamten Jubiläumsfeier und bekanntlich musikalisch auch vielfältig aktiv, tauschten sich mit Tobias Schütte aus und nannten ihm eine inhaltliche Richtung.

„Die Komposition sollte die Themen unseres Dorfes widerspiegeln und auch das Jubiläumsmotto: Tradition, Offenheit und Zukunft.“

Fabian Schulte
Vorsitzender Musikverein

„Die Komposition sollte die Themen unseres Dorfes widerspiegeln und auch das Jubiläumsmotto: Tradition, Offenheit und Zukunft“, erklärt Fabian Schulte. Bei Schütte, so erzählt er selber, habe das erstmal Assoziationsketten in Gang gesetzt: zu welchem Stichpunkt passen schnelle, wozu langsame Rhythmen? Wie muss die musikalische Stimmung einzelner Teile ausfallen, Dur oder Moll? Wenn eingängige Melodien gewünscht sind, darf der Umgang zwischen höchster und tiefster Note nicht zu groß sein, erklärt Schütte. „Ich gehe das relativ wissenschaftlich an“, beschreibt der Musikprofi seine Vorgehensweise, der für Inspiration nicht etwa eine bestimmte Umgebung brauche, aber durchaus immer wieder gerade beim Joggen gerne tüftele.

Mit hohem Tempo und mitreißenden Rhythmen

So wird der Satz „Offenheit“ nach und nach mit Instrumenten und musikalischen Ideen aufgefüllt. Der Satz Tradition wiederum ist im Walzertakt geschrieben. „Aber nicht so Schützenfest-mäßig“, lacht Schütte. Als Reminiszenz an das Geburtstagskind hat er einen Satz für das Garbecker Patronatslied „Sion auf“ geschrieben. Und der vierte und letzte Part ist schließlich dem Fortschritt gewidmet. „Der geht richtig schön nach vorne“, beschreibt ihn der Komponist. Mit hohem Tempo und mitreißenden Rhythmen und Melodien, die gut ins Ohr gehen.

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Eingängig ja, aber nicht einfach: das Werk zu spielen, sei durchaus eine Herausforderung für das Jugendorchester, sind sich die Beteiligten einig, einschließlich Dirigent Michael Hammecke. Aber Schütte kennt das Jugendorchester ja noch, weiß um deren Stärken. So habe er zum Beispiel der Rhythmussektion durchaus anspruchsvolle Parts schreiben können, die das übliche Niveau schon übersteigen.

50 Beteiligte

Michael Hammecke berichtet, dass die Musikerinnen und Musiker erfreulicherweise auch in den Sommerferien für sich gut an ihren Instrumenten geübt hätten. „Man konnte nach und nach immer mehr erkennen, wie es einmal fertig klingen wird, und das macht allen viel Spaß.“ 50 Leute sind etwa beteiligt, im Frühsommer hatte die gemeinsame Arbeit begonnen. Jetzt, kurz bevor es ernst wird, konnte bei einer Probe in der Schützenhalle auch der Komponist zuhören und mit Hammecke zusammen Tipps für die Nachwuchsmusiker geben. Die ersten Klänge von „Pictures of Garbeck“ sind eine Fanfare und sollen Musiker und Zuhörer sofort in den Bann ziehen. Deshalb appellierten Hammecke und Schütte auch an das Orchester: „Der erste Akkord muss strahlen!“

Strahlen werden hoffentlich auch alle Beteiligten und Zuhörer bei der Uraufführung am Freitag um 17 Uhr auf der großen Bühne beim Auftakt ins Jubiläumswochenende. Von Anfang an war geplant, dem Jugendorchester diesen Auftritt anzuvertrauen und nicht dem Hauptorchester. Auch, um die ganze Amicitia-Bandbreite, beginnend mit den Jüngsten bei der Akademie, beim Fest zu präsentieren.

„Es ist eine große Ehre für das Jugendorchester, so ein Stück von einem absoluten Fachmann uraufführen zu können.“

Fabian Schulte
Vorsitzender Musikverein

Fabian Schulte macht klar: „Es ist eine große Ehre für das Jugendorchester, so ein Stück von einem absoluten Fachmann uraufführen zu können.“ Die Gestaltung in vier Sätzen ist auch beabsichtigt, denn so kann es - auch in einzelnen Teilen - in kommenden Jahren immer wieder mal aufgeführt werden bei passender Gelegenheit - zum Beispiel der Satz zu „Sion auf“ im kirchlichen Rahmen, und so als ganzes eine neue Hymne des Dorfes werden.

Auch Orga-Chef Alexander Schulte ist begeistert und voller Vorfreude: „Das ist absolut einzigartig und herausragend, dass wir mit so einer tollen Komposition, gespielt von diesem tollen Orchester, das Fest beginnen können.“