Balve. Ein neues Fahrzeug gilt als Gewinn für die Gesundheitsversorgung in Balve und seinen Ortsteilen. Stärkung für gesundheitliche Versorgung.
Wenn jede Minute zählt, kann diese neue Möglichkeit entscheidend sein. Die Balver DRK-Ortsgruppe und heimische Hausärzte freuen sich über die geglückte Anschaffung eines Fahrzeugs, das im Notfall allen Balver Bürgern zugute kommen soll. Wenn eine Fahrt nicht anders möglich ist, sollen die Hausärzte mit diesem Wagen zum Einsatzort kommen. Er steht ab sofort zur Verfügung. Aber warum wurde die Anschaffung überhaupt notwendig?
Fahrzeug als reiner Notfall-Transport
Seit vielen Jahren schon unterstützen Balver Hausärzte den Rettungsdienst vor Ort durch ihre Bereitschaft während der Öffnungszeiten ihrer Praxen. Sie werden dann zeitgleich mit dem Balver RTW alarmiert und von diesem dann an der Praxis abgeholt, um gemeinsam zum Einsatzort zu fahren.
Nun ist der Einsatzradius des Rettungswagens in den vergangenen Jahren aber immer größer geworden, durch größere Entfernungen zu den nächstgelegenen Krankenhäusern oder durch überörtliche Einsätze. Im Fall des Falles kommen dann Rettungswagen aus der Umgebung in die Hönnestadt: aus Hemer, Menden, Werdohl, teilweise gar aus Lüdenscheid; gleiches gilt für die Notärzte. Dann den Arzt aus Balve abholen, kann man in solchen Fällen freilich nicht. Und die Mediziner am Ort haben keine Möglichkeit, zu den Einsatzorten zu gelangen. Gleiches gilt, wenn mal ein Notarzt nachalarmiert wird. „Sonst müssten wir ja da hin laufen“, sagt Dr. Paul Stüeken, Allgemeinmediziner in der Praxis am Drostenplatz.
„Sonst müssten wir ja da hin laufen.“
Die zuständigen Behörden, so sagen die Balver Notärzte, hätten es womöglich noch am liebsten gesehen, wenn die Mediziner ihre Privat-Pkw zu Einsätzen nehmen, das sei aber keine Option. „Deswegen haben wir überlegt, wie das Problem gelöst werden kann“, erklärt Stüeken. Mit beteiligt war neben den heimischen Ärzten die Balver Ortsgruppe vom Roten Kreuz. Die Lösung: Ein eigenes Auto, nur für die Fahrt der Notärzte, falls sie mal nicht vom RTW mitgenommen werden. Dieses Fahrzeug ist nun da, angeschafft vom DRK: ein Kombi, den DRK-Vorstandsmitglied Bernhard Krämer beim benachbarten Ortsverband in Schwerte auftreiben konnte, der sich dort bereits im Einsatz bewährt hat. „Das ist aber kein Notarztfahrzeug“, erklärt Dr. Paul Stüeken. Das Auto hat keine besondere medizinische Ausstattung, dient also lediglich dem Transport des Arztes. Aber es hat eine sogenannte Sondersignalanlage, sprich Blaulicht, außerdem Funk. Auf die Fahrt kann der Arzt dann den Notfallrucksack mitnehmen.
Ein Pionierprojekt in der Region
Dr. Paul Stüeken gehört zu den Bereitschaftsnotärzten, außerdem aus der Praxis Dr. Martin Marsch und Svenja Gehring. Erstgenannter ist ja sowieso schon beim DRK engagiert, die anderen beiden Allgemeinmediziner haben dort nun auch eine Funkausbildung erhalten. Aktuell stemmt nur die Praxis am Drostenplatz diese Bereitschaft. Dr. Gregor Schmitz habe sich aus Altersgründen aus dem Notarzteinsatz zurückgezogen, stehe aber in besonders dringlichen Situationen noch zur Verfügung, berichtet Stüeken. Weiterhin wird diese Bereitschaft nun mit dem neuen Fahrzeug während der Praxisöffnungszeiten, also tagsüber montags bis freitags, aufrecht erhalten und alle Balver Ortsteile werden abgedeckt. Die neue Möglichkeit ändert auch nichts daran, dass ebenfalls parallel in Notsituationen die First Responder alarmiert werden.
„Denn hier am Standort sind wir immer im Nachteil.“
So in dieser Form ist der Wagen für die Notärzte ein Pionierprojekt in der Region. „Denn hier am Standort sind wir immer im Nachteil“, weiß Dr. Paul Stüeken angesichts der ländlichen Lage. Ein ähnliches Projekt gibt es in Kierspe. Ermöglich hat die Pkw-Anschaffung die Unterstützung durch das Leader-Projekt, ebenso die Balver Bürgerstiftung und ihr Förderverein sowie heimische Bürger und Unternehmern. „Sonst wäre das so nicht möglich gewesen“, unterstreicht Bernhard Krämer vom DRK. Leader-Regionalmanagerin Annika Kabbert betont aber auch die kurzen Wege und den engen Austausch in einer kleinen Kommune, die so eine vorbildliche Idee Wirklichkeit hätten werden lassen. Abgestellt ist das Auto in einer privat zur Verfügung gestellten Garage an der Bogenstraße, in Sichtweite zur Praxis am Drostenplatz. Die Garage muss deshalb sein, um den Pkw vor der Witterung zu schützen - die Scheiben erst kratzen zu müssen, kann im Winter schließlich wertvolle Minuten kosten. Auch gäbe es mittlerweile immer wieder Vandalismus an Einsatzfahrzeugen zu beklagen, sagt Bernhard Krämer nachdenklich. Die bisherigen Unterstützer wollen auch weiter zu den Betriebs- und Unterhaltungskosten für den Kombi beitragen, dankbar wären die Beteiligten aber auch für weitere Spenden, die direkt auf das reguläre Spendenkonto des DRK gehen können, wie Bernhard Krämer erklärt.
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Im Rahmen der Bereitschaft während ihrer Praxiszeiten hätte es zuletzt im Schnitt gut 80 Notarzteinsätze pro Jahr in Balve gegeben, berichtet Dr. Paul Stüeken. Diese Zahl, so seine Schätzung, könnte sich nun sogar annähernd verdoppeln. „Weil wir jetzt eben so flexibel sind.“ Und diese Flexibilität kann im Fall des Falles Leben retten.