Langenholthausen. Seit 2017 gibt es in der Sokola.de das Klön- und Lesecafé. Was die graue Tonne und die Sauerländer Tischordnung damit zu tun haben.

Es gibt viel zu erzählen in Langenholthausen. Und damit dafür Ort und Zeit vorhanden sind, hat der Verein Sokola.de das Klön- und Lesecafé ins Leben gerufen. Und so treffen sich seit 2017 Seniorinnen und Senioren „immer wenn die graue Tonne geholt wird“ in der ehemaligen Schule, um eher zu klönen, als zu lesen. Die graue Tonne wird in Langenholthausen alle zwei Wochen mittwochs geleert, und dient somit als Erinnerung, dass das Treffen ansteht.

Domizil im Erdgeschoss

Elisabeth Latzer, heute 74, wurde damals angesprochen, ob sie dabei wäre, die Treffen zu organisieren. „Warum nicht, ich bin ja Rentnerin und habe Zeit“, erinnert sie sich an die Anfänge. Während der Bauarbeiten in der ehemaligen Schule sei der Treff im Haus mehrmals umgezogen und habe nun sein Domizil im Erdgeschoss gefunden. Und so treffen sich inzwischen regelmäßig bis zu 20 Seniorinnen und Senioren zwischen 60 und 96 Jahren bei Waffeln und Kaffee, um den neuesten Dorftratsch auszutauschen oder zu erfahren, wer Geburtstag habe oder auch wer gestorben sei.

Die Männer sitzen an einem eigenen Tisch. Die Gesprächsthemen sind verschieden zu denen der Frauen. 
Die Männer sitzen an einem eigenen Tisch. Die Gesprächsthemen sind verschieden zu denen der Frauen.  © WP Balve | Annett Albach

Ute Papic und Elisabeth Meschede kochen Kaffee und backen Waffeln, für die Elisabeth Latzer traditionell den Teig liefert. Außerdem gibt es kalte Getränke und in einer bereitgestellten Kasse hinterlässt jeder einen kleinen Obolus, um das ganze zu finanzieren.

„Mir hat der regelmäßige Besuch hier sehr geholfen, im Dorf Fuß zu fassen.“

Elisabeth Meschede
ist vor vier Jahren nach Langenholthausen gezogen

Die 69-jährige Elisabeth Meschede ist erst vor vier Jahren nach Langenholthausen gezogen und hat durch eine Nachbarin vom Klön- und Lesecafé erfahren. „Mir hat der regelmäßige Besuch hier sehr geholfen, im Dorf Fuß zu fassen.“ Ute Papic freut sich darüber und ergänzt: „Man muss natürlich selber offen sein.“ Das sind sie hier, aber bei einer Sache, bleibt man sich treu. Sie nennen es die „Sauerländer Tischordnung“ - heißt, dass Männer und Frauen getrennt sitzen. Daher käme auch der Erfolg der Veranstaltung, lassen die Männer augenzwinkernd wissen.

Unterschiedliche Themen, die besprochen werden

Eher liegt es aber wohl an den unterschiedlichen Themen, die besprochen werden. Denn die Männer sprechen gern über Fußball, Politik oder Fahrradfahren. „Und Frauen“, ergänzt Werner Pröpper, der übrigens extra aus Beckum zu den vierzehntäglichen Treffen kommt. Der älteste Teilnehmer heute ist Franz Kemper mit 91 Jahren. Und nicht nur er schimpft darüber, dass sich in Sachen Hochwasserschutz noch immer nichts getan hat in Langenholthausen. Seit Jahren würde versprochen, dass am Mühlenteich etwas passiert. Der müsse ausgebaggert werden, aber dann geschehe wieder nichts, weil auf Tiere Rücksicht genommen würde. Und somit stehe der Bereich bei jedem Starkregen unter Wasser, machen die Männer ihrem Unmut Luft.

Das Lesen, welches im Namen der Veranstaltung ebenfalls erwähnt wird, findet dann zu Hause statt. Aus dem offenen Bücherregal nimmt sich jeder, der mag, zwei oder drei Bücher mit und stellt sie beim nächsten Mal zurück. Und somit bleibt genug Zeit zum Klönen, bis Johannes Schwartpaul das Geschirr einsammelt und die Spülmaschine einräumt. Das ist für alle das unausgesprochene Signal, dass für diesen Tag das Treffen beendet ist. Und schon beim Nachhauseweg ist die Vorfreude groß, dass in zwei Wochen wieder die graue Tonne abgeholt wird.