Balve. Ein besonderer Abend im Reitstadion: Der Balver Männerchor lädt zum Sommer-Open-Air nach Wocklum ein mit Chorgesang und Tanzmusik.

Es war die Zeit unter Reichskanzler Otto von Bismarck, die zweite Wahl zum deutschen Reichstag fand statt und ebenso wurde, das haben die Mitglieder des Balver Männerchores herausgefunden, die Passauer Löwenbrauerei gegründet. Und ebenfalls fällt ins Jahr 1874 die Gründung des Balver Männerchores. Wie sich das Ensemble und die Vereinsarbeit über die Zeit verändert hat.

Eine Premiere und VIP-Zugang

Schon vor den historischen Gegebenheiten fanden sich in der Hönnestadt kräftige Männerstimmen zusammen, um den Chorgesang, aber auch die Geselligkeit zu pflegen, wie die Chroniken zu berichten wissen. Pfarrarchivar und langjähriger Schriftführer des Männerchores, Rudolf Rath, weiß da einiges zu berichten. Auch war es erst später möglich, dass nicht-katholische Herren dieser Gemeinschaft beitreten.

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Heute schaut da freilich keiner mehr so genau drauf. Einfach ist es für die Chorlandschaft aber trotzdem nicht in den vergangenen Jahren; die Corona-Pandemie hat da nur Entwicklungen verschärft, nicht ausgelöst. Gerade Männerchöre mussten viele aufgeben in den vergangenen Jahren, zuallererst wegen Nachwuchsmangels. Den 150. Geburtstag feiern zu können, ist daher „ein Ereignis, auf das der Chor mit Stolz blickt“, schreibt dazu Patrick Löchel, zweiter Schriftführer im Vorstand des Vereins. „Aber stehen geblieben und darauf ausgeruht wird sich trotzdem nicht.“ Und so weisen die Verantwortlichen nachdrücklich darauf hin, dass für die zukunftstaugliche Aufstellung des Chores immer wieder Neuzugänge nötig sind, und die Türen der Probe zum Reinschnuppern (immer montags auf dem Drostenboden) weit offen stehen für Neugierige.

„Das ist ein Ereignis, auf das der Chor mit Stolz blickt. Aber stehen geblieben und darauf ausgeruht wird sich trotzdem nicht.“

Patrick Löchel
Zweiter Schriftführer

Eine große, treue Schar an Sängern über eineinhalb Jahrhunderte ist es natürlich einerseits, die dieses besondere Jubiläum ermöglicht, aber andererseits natürlich auch Gönner, anderweitige Unterstützer, Partnerinnen der Sänger und vor allem ein treues Publikum. Und all denen macht der Männerchor nun ein Geschenk zu seinem Fest und hofft auf große Resonanz. Das Sommer-Open-Air am kommenden Samstag, 22. Juni, startet um 18 Uhr im Reitstadion Wocklum. Der Eintritt dazu ist frei. Im überdachten VIP-Bereich der Anlage ist man an der frischen Luft, vor Wetterkapriolen aber trotzdem geschützt. In zwei Blöcken wird zunächst der Männerchor ein abwechslungsreiches Programm aus seinem Repertoire, auch auch ein paar Premieren, zu Gehör bringen. „Ruhige, aber auch schnelle, rhythmische Lieder“, verspricht Schriftführer Patrick Löchel. Darunter auch viele Klassiker und Lieblingslieder vom Chor und seinem Publikum wie „Die Rose“ oder „Seemann, lass das Träumen“. Nach dem Konzert der Geburtstagskinder können dann alle gemeinsam noch bei der Aftershow-Party mit dem „Duo Calimero“ feiern.

Musik verbindet einen ganzen Ort

In Sachen Marketing lässt sich der Chor auch immer wieder was Neues einfallen: Schon länger gibt es die eigene Würstchenkreation MC 1874-Griller, nun auch direkt vom Rost beim Sommer-Open-Air oder aktuell in den Metzgereifilialen von Jedowski in Balve und Neuenrade. Hier wie dort: Zehn Cent jeder verkauften Wurst kommen der Arbeit des Balver Männerchores zugute.

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Was die Gemeinschaft seit jeher auszeichnet und zum festen Programm gehört, sind die mehrtägigen Chorfahrten, in der Regel alle zwei Jahre, bevor auch hier Corona einiges durcheinander brachte. Jetzt kürzlich an Pfingsten ging es mit über 60 Teilnehmern ins bayrische Altmühltal. Ein Zwischenstopp auf der Hinfahrt führte zunächst nach Heidelberg, dann weiter nach Süden endlich im Hotel angekommen, konnten die Sänger spontan einer Hochzeitsgesellschaft dort ein Ständchen bringen.

Im weiteren Verlauf gestalteten sie einen Pfingstgottesdienst musikalisch mit, ließen sich im Planwagen durch die schöne Landschaft kutschieren, erkundeten Nürnberg und ließen auch hier bei einem kleinen Flashmob in der Innenstadt noch einmal die Stimmen erklingen. Alles in allem tolle und unvergessliche Tage und gemütliche Abende, wofür alle Reisenden vor allem dem Organisator Marc Gilles danken möchten. Musik verbindet eben, ist man sich im Balver Männerchor ganz sicher, und möchte so am liebsten auch die nächsten 150 Jahre angehen. Im Verweis auf Hans-Christian Andersen, dass Musik dort am besten wirkt, wo die Worte fehlen.