Balve. Dem Ausschuss USB liegt die Satzung für das Baugebiet Hönnewiesen vor. Nach der hochgeschwappten Diskussion ums Hochwasser gibt’s Änderungen.
In einem Jahr kann viel passieren. Das macht eine Beschlussvorlage der Stadt Balve für den Ratsausschuss USB klar. Es geht ein weiteres Mal um das umstrittene Baugebiet Hönnewiesen. Im Mittelpunkt der Beratungen steht erneut der Hochwasserschutz. Hat die Stadtverwaltung nasse Füße bekommen?
Die Vorlage beginnt, wie ein Mehrteiler im Fernsehen, mit einem Rückblick: was bisher geschah.
Der Rat hat am 23. Juni 2021 die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 51 „Hönnewiesen“ im beschleunigten Verfahren beschlossen. Damit sind die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung von Wohnbebauung geschaffen.
+++ HÖNNEWIESEN: SO EMOTIONAL WAR DIE DEBATTE +++
Dann, vom 29. Juli bis zum 30. August, erfolgte die frühzeitige Beteiligung von Öffentlichkeit, Behörden und weiteren Trägern öffentlicher Belange. Stellungnahmen nebst Abwägungsvorschläge wurden dem Rat am 23. März dieses Jahres zum Beschluss vorgelegt. Zugleich wurde die Beteiligung von Öffentlichkeit, Behörden und Institutionen beschlossen. Abermals gingen Stellungnahmen ein. Sie flossen in die abschließende Beurteilung ein. Die Verwaltung zog daraus ein Fazit: Es seien „keine Änderungen oder Ergänzungen vorzunehmen, die die Grundzüge der Planung berühren“. Bürgermeister Hubertus Mühling: „Ich schlage deshalb vor, den Bebauungsplanentwurf als Satzung zu beschließen.“
Welche Schlussfolgerungen zieht die Stadtverwaltung aus dem sogenannten Jahrhundert-Hochwasser vom 14. Juli 2021? Von der Überflutung nach dem Monster-Tief „Bernd“ waren – neben anderen Flächen – auch die Hönnewiesen betroffen. Die Stadtverwaltung ist der Meinung, der Hochwasserschutz werde gewährleistet durch die Beachtung der für die verbindliche Bauleitplanung maßgeblichen Überschwemmungsgebiete. Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 51 liegt demnach „gänzlich außerhalb der maßgeblichen Überschwemmungsgebiete“.
Am 14. Juli habe das Hochwasser die für die verbindliche Bauleitplanung maßgeblichen Überschwemmungsgebiete allerdings überstiegen, heißt es in der Vorlage. Dies stelle jedoch „keinen Hinderungsgrund für die Neuaufstellung des Bebauungsplanes Nr. 51 dar, da eine solche Überschreitung bei extremen und entsprechend selten auftretenden Hochwasserereignissen geschehen“ könne. Weiter heißt es: „Aufgrund ihrer Seltenheit entziehen sich extreme und seltene Hochwasserereignisse der Bewertung im Zuge des Bauleitplanverfahrens.“
50-Zentimeter-Wall mit Hecke
Gänzlich folgenlos bleibt die große Flut indes nicht für die Planung des Baugebietes. Im Hinblick darauf werde der Hochwasserschutz durch einen in den Bebauungsplan aufgenommenen Hinweis ergänzt. Künftigen Bauherren wird demnach aufgrund der gegebenen Gewässernähe „eine hochwasserangepasste Bauweise“ empfohlen. Zudem biete eine festgesetzte Anwallung gegenüber den Überschwemmungsgebieten „einen gewissen zusätzlichen Schutz gegenüber extremen und seltenen Hochwasserereignissen“, notierte die Verwaltung. So soll eine einreihige Hecke auf einem 50 Zentimeter hohen Wall gepflanzt und gepflegt werden.
+++ HÖNNEWIESEN: DIE ÖFFENTLICHE AUSLEGUNG +++
In dem Beteiligungsverfahren hatte unter anderem das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Bedenken gegen das Bauvorhaben angemeldet. Das Juli-Hochwasser habe beinahe das Pfarrhaus erreicht. Es habe zu Staunässe geführt. Das Presbyterium befürchtete, dass der künftige Hochwasser-Pegel durch eine Versiegelung der Hönnewiesen womöglich noch höher ausfallen könnte. Zudem verwies das Gremium auf die wissenschaftlich gestützte Erwartung vermehrter Unwetter.
+++ HÖNNEWIESEN: AUSSCHUSS SOLL TEMPO MACHEN +++
Kritisch äußerte sich auch Bruno Köck. Er kennt sich aus; er ist Wasserbauingenieur. In Balve, sagte er, komme besonders viel Wasser zusammen. Die Hönne nehme Wasser von Murmke, Amecke und Glärbach auf. Bei Starkregen vervielfache sich die Menge. Köck: „Wenn viel Wasser da ist, muss es schnell abfließen können.“ Die Brücke bei Pickhardt & Gerlach sei neun Meter breit, das Hochwasser habe 2,20 Meter hoch gestanden. Köck: „Bei einem Gefälle von realistischerweise fünf Prozent rauschten da 160 bis 180 Kubikmeter pro Sekunde durch.“ Die Brücke bei Netto sei nur sechs Meter breit. Sie markiere eine Engstelle. „Die Wassermenge, die an der Queyte noch durchgeht, passt hier nicht mehr. Also gibt es einen Rückstau in die Stadt. Immerhin konnte sich das Wasser auf den Hönnewiesen ausbreiten. In meinen Kindertagen gab es da im Winter immer Hochwasser.“