Balve. Digitalisierung lohnt sich. Sie hilft Dünger sparen - gut zu wissen, angesichts explodierender Preise. Was lernten Bauern bei einer Schulung?
In der Landwirtschaft gewinnt Digitaltechnik immer mehr an Bedeutung. Wurde noch vor wenigen Jahrzehnten Dünger von Hand, später mit mechanischen Streuern ausgebracht, wird längst auf Ausbringung mit digital gesteuerten Düngerstreuern gesetzt, die sogar mit selbstfahrenden, GPS gesteuerten Schleppern über den Acker gezogen werden können.
Den ersten digital gesteuerten Düngerstreuer dieser Art im Raum Balve haben die Landwirte Conrad Albersmeier und Alfred Reinken für ihre Maschinengemeinschaft im vergangenen Jahr angeschafft. Damit wurde ein weiterer Schritt in Richtung Smart-Farming und Präzisionslandwirtschaft getan.
Vor kurzem ging der Amazone ZA-V 4200 Düngerstreuer hinter einem Fendt 724 Schlepper auf Jungfernfahrt über den heimischen Acker. Doch bevor es losgehen konnte, gab Landmaschinenmechaniker Andreas Brunnberg von Agravis Technik Saltenbrock eine ausführliche Einweisung auf dem Albersmeierhof an der Helle.
Neben den beiden Eigentümern war auch Konrad Albersmeier senior dabei. Raphael Alberts, Max Möller-Winter, Dennis Propp, Johann Brinkschulte, und Christopher Reinken, alle Fachleute in der Landwirtschaft und mit Bezug zu den beiden Höfen wollten sich die Chance nicht nehmen lassen die neueste Technik kennen zu lernen.
„Wir wollen heute mit der Maschine Schwefeldünger ausbringen. Davon enthält das Substrat aus unserer Biogasanlage zu wenig“, verdeutlicht Conrad Albersmeier die Notwendigkeit der Düngung. Dies müsse sehr effektiv geschehen, denn durch die hohen Energiepreise und den Ukraine-Krieg sei der Preis für Düngemittel explodiert. „Die neue Technik bietet ein enormes Einsparungspotential durch Optimierung“, erklärt er weiter. Das rechne sich immer noch obwohl man die ausgebrachte Menge von Mineraldüngern durch den Einsatz von Substrat aus der Biogasanlage von 50 Tonnen Jährlich auf 15 Tonnen reduzieren konnte.
Erfahrung schlägt Technik
„Die Streuscheiben des Streuers verteilen immer, angepasst an die Geschwindigkeit. die passende Menge Dünger. Es wird nicht doppelt gestreut. Dafür sorgt das über GPS. gesteuerte Lenksystem. Auch schräg verlaufende Grenzen des Ackers werden berücksichtigt“, erklärt Alfred Reinken.
Mittlerweile ist der Landmaschinentechniker Andreas Brunnberg unter den Streuer gekrochen und erklärt ganz praktische Dinge: „Hier bitte unbedingt an den Nippeln abschmieren, damit sich nichts festsetzt. Nicht kärchern! Zum Ausspülen genügt ein Schlauch“, macht er den Anwesenden deutlich.
Es gibt viel zu beachten: „Kalibrierfaktoren werden eingegeben, der Hydraulikluftfilter muss Grün anzeigen, die Beladung geht bis 5,5 Tonnen“, erklärt der Techniker.
Erst dann geht es an die eigentliche Digitaltechnik. Fast alle Anwesenden holen die iPhones oder Smartphones heraus. „Wir steuern per App. Man gibt zum Beispiel den Streuertyp ein, die Düngersorte und andere Faktoren“, macht Brunnberg deutlich.
Nach einer genauen Einweisung in die App setzt er sich hinter das Steuer des Schleppers. Nichts sieht hier mehr so aus wie bei früheren Treckern. Ein Cockpit mit Bildschirmen dient zur Einstellung und Kalibrierung der Fahrspuren auf dem Acker. Oben auf dem Schlepper ist der GPS Pilz, der Kontakt zum Satelliten hat, sichtbar. Einmal richtig eingestellt wird der Schlepper über das Satellitensignal beim Ackern extrem genau gelenkt.
Mit einigen Handgriffen stellt Brunnberg über App und Bildschirm die neue Technik ein. Noch ein paar Handgriffe an den Einstellhebeln der Streuscheiben und das Maschinen Duo bestehend aus Schlepper und Düngerstreuer ist einsatzbereit.
Trotz aller Technik zählt immer noch sehr die Erfahrung des Landwirtes und die Kenntnis seines Ackers. „Wir müssen uns aber auch den neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen zeigen“, meint Conrad Albersmeier und Alfred Reinken fügt hinzu: „Das kommt letzten Endes allen zugute, der optimierte Einsatz von Düngemitteln nützt der Umwelt und der Wirtschaftlichkeit.“ Dann geht’s aufs Feld.