Balve.. „Kunst kennt keine Grenzen, Kunst führt die Völker zusammen.“ Dieses Motto des langjährigen Festspiel-Intendanten Professor Hermann Wedekind (1910 – 1998) ist bis heute der Leitspruch des kulturtreibenden Vereins.
Seine grenzübergreifende Arbeit brachte Hermann Wedekind unter anderem im Jahr 1995 die Ehrenbürgerschaft Georgiens ein, die ihm durch den am 7. Juli 2014 verstorbenen, damaligen georgischen Ministerpräsidenten Eduard Schewardnadse verliehen wurde. Der frühere Außenminister der ehemaligen Sowjetunion wurde zum Freund Hermann Wedekinds und der Festspiele Balver Höhle. Eduard Schewardnadse war einer der Wegbereiter der deutschen Wiedervereinigung.
Gemeinsam mit seinem Balver Freund Theodor Pröpper (1896 – 1979) hatte Professor Wedekind dem Festspielverein den Weg geebnet, die Balver Höhle zu einem Mekka für Kunst- und Musikfans zu machen. 1984 erweckte Hermann Wedekind die Höhlenspiele der 20er und 50er Jahre zu neuem Leben und übernahm die künstlerische Leitung bis 1995.
Seine Tätigkeit in Balve war auch dem Bemühen der verstorbenen Ehrenvorsitzenden Agatha Allhoff-Cramer zu verdanken. Bereits ab 1949 hatte Wedekind die künstlerische Leitung drei Jahre lang inne.
1985 wurde der Verein Festspiele Balver Höhle gegründet. Als Intendant der Festspiele verstand es Professor Wedekind, den Ruf der Balver Höhle über die Landesgrenzen hinauszutragen. „Hermann Wedekind war sehr begeisterungsfähig“, erinnert sich Werner Ahrens, der viele Jahre im Vorstand des Festspielvereins ehrenamtlich aktiv war und ebenso wie der Festspiel-Ehrenvorsitzende Werner Traud mit Professor Wedekind zusammen arbeitete. Besonders die Menschen aus Georgien und deren Mentalität hätten Wedekinds Verbindungen dorthin wachsen lassen, sagt er.
Schauspieler, Regisseur, Opernsänger und Intendant
Hermann Wedekind war Schauspieler, Opernsänger, Regisseur und Intendant (Bonn, Münster, Saarbrücken, Balve).
Er war mit der Schauspielerin Grete Schaun-Wedekind (1911 – 2007) verheiratet.
Regisseur Michael Wedekind ist einer seiner Söhne. Seine Tochter Claudia Wedekind-Felmy war seit 1986 mit Hansjörg Felmy († 2007) verheiratet.
Gastspiele des Polyansky Chors aus Moskau (1986) und des georgischen Tanz- und Gesangsensembles Rustavi aus Tiblissi (1988) in der Balver Höhle festigten die Beziehungen. „Das war damals sehr spannend, denn die Künstler wurden inoffiziell in deutschen Gastfamilien untergebracht“, erzählt Werner Ahrens. „Die Gastauftritte wurden von den sowjetischen Beobachtern strengstens bewacht, um zu verhindern, dass die Künstler im Westen blieben.“
Werke in deutscher Sprache
Wedekind inszenierte in Opernhäusern und Theatern in Georgien und Moskau Werke in deutscher Sprache und brachte 1984 erstmals mit dem Festspiel-Ensemble in der Balver Höhle das Stück „Katharina von Georgien“ auf die Bühne, das er später auch in Tiblissi inszenierte. Nach der Inszenierung der Oper „Fidelio“ mit dem Ensemble der Balantschivadze-Oper der Stadt Kutassi (1995) wurde Professor Wedekind durch den damaligen Oberbürgermeister Teimuras Schaschiaschwilli die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen.
Durch die Musen der Kunst habe Hermann Wedekind die Berliner Mauer als Erster durchbrochen, hatte der dabei anwesende Schewardnadse in einem Fernsehinterview erklärt. Das Opern-Ensemble aus Kutassi gastierte noch im gleichen Jahr mit „Fidelio“ in der Balver Höhle.