Küntrop..


Das hat die St.-Sebastian-Schützenbruderschaft seit etlichen Jahren nicht mehr erlebt – ein Jungschütze holte gestern Morgen den hölzernen Aar von der Stange und tritt somit die Nachfolge von Jürgen Gräf an.

Und es waren in erster Linie auch die Jungschützen, die das Geschehen an der Schießstange dominierten. Nach den ersten Treffern der Grünröcke sah es allerdings so aus, als wollte der Königsvogel – ganz im Gegensatz zu den Vorjahren – nicht so recht „Federn“ lassen. Allmählich stellten sich die zahlreichen Zuschauer auf ein längeres Schießen um die Königswürde ein, als völlig unerwartet Jungschütze Frederik Stork für einen wahren Aufschrei unter den Zuschauern sorgte; er selbst nahm vom Schießstand flink Reißaus und rannte vor Schreck zurück in die „schützende“ Gruppe seiner Kameraden, die ihn lautstark feierten.

Auf einen Schlag

Der 22. Treffer hatte dem Holzvogel mächtig zugesetzt. Krone, Apfel, Zepter und linker Flügel schmetterte Frederiks Einschlag in einem Nu davon. Fortan war bei Schützen wie Zuschauern die volle Aufmerksamkeit wieder da. Und lange sollte es auch nicht dauern, bis wieder gejubelt werden konnte. Nur sieben Minuten und sechs Schüsse später splitterte das Holz erneut – Sven Schlotmann traf; der rechte Flügel fiel zu Boden.

52. Schuss sitzt

Die Zeit der Jungschützen war gekommen. Mit dem 35. Schuss setzte Sven Schlotmann erneut ein Ausrufezeichen, als er zielsicher eine Hälfte des verbliebenen Vogelrumpfes abschmetterte und seiner Ambition auf die Königswürde Taten sprechen ließ. So kämpften in der Endrunde letztlich nur noch Sven Schlotmann und Jungschützen-Papa Christian Kontowski um die Königswürde, der Senior blieb am Schießstand jedoch glücklos. Um 11.03 Uhr fiel mit dem 52. Schuss auch das letzte „Vogel“-Stückchen – für die Jungschützen gab es daraufhin kein Halten mehr. Sie stürmten den Schießstand, um ihren „Schlotti“ lautstark zu feiern.

Abschied mit großem Umzug

Gründe zu Feiern hatten die Grünröcke bereits an den vorangegangenen Festtagen. Zum einen präsentierte sich das scheidende Königspaar Jürgen und Birgit Gräf in einem großen Umzug dem Schützenvolk – allerdings sorgte der Regenschauer, der pünktlich zum Festumzug einsetzte, doch dafür, dass viele Straßengäste zunächst lieber zuhause blieben. Dennoch jubelten die Schützen-Freunde dem Regentenpaar und Hofstaat zu. Zum anderen nutzte Schützen-Vorsitzender Ralf Tönnesmann anschließend die Gelegenheit, die Jubelpaare der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft zu ehren. Vor 25 Jahren regierten Ulrike Wiesemann und Heinz Bachmann; Maria Hesse und Alfred Marek feierten vor 40 Jahren mit den Küntroper Grünröcken das grün-weiße Hochfest. 50 Jahre ist es her, dass das Schützenvolk Ursula Schroer und Franz Berghoff zujubelte; vor 60 Jahren regierten Mathilde Schulte und Otto Plasmann.

Traditionell begann das Küntroper Schützenfest bereits am Freitag. Abends fanden dann in der gut besuchten Halle der Kommers und der Große Zapfenstreich statt. Ralf Tönnesmann gedachte in seiner Ansprache zur Kommerseröffnung des kürzlich verstorbenen Alfons Fuderholz und wünschte sich, dass es nach den schweren Tagen irgendwie gelänge, den Schalter nun umzulegen. Einen besonderen Dank sprach er den Jungschützen aus, ohne die die Bruderschaft nur die Hälfte wert wäre.

Ehe der Musikzug Langenholthausen und das Tambourcorps Küntrop zum Großen Zapfenstreich aufmarschierten und diese ganz besondere Schützenfestatmosphäre erzeugten, nahm die Bruderschaft noch die Ehrung der Jubilare vor.