Balve. Das Monster-Tief „Bernd“ hält die Balver Feuerwehr auf Trab. Garbeck und Balve saufen ab. Und dann bricht der Verkehr im Hönnetal zusammen.
Das Monster-Tief „Bernd“ hat in Balve einen neuen Rekord aufgestellt. Am Mittwochmorgen fielen binnen einer Stunde 19,8 Millimeter Regen pro Quadratzentimeter, exakt um 2.47 Uhr, wie auf der Homepage der privaten Wetterseite balve.de nachzulesen ist. Dennoch stellte Feuerwehr-Chef Frank Busche morgens um sieben auf Anfrage der Westfalenpost fest: „Im Prinzip ist Balve bis dato relativ glimpflich davon gekommen.“ Nachmittags war alles ganz anders. Garbeck soff ab. Die Chronik eines Chaos-Tages.
Baustelle Garbeck
In der Nacht zu Mittwoch wurde die Wehr zu drei Einsätzen alarmiert. Zunächst wurde der Löschzug 2 Garbeck gegen 2.48 Uhr zur Baustelle in der Dorfmitte gerufen, weil dort ein kleiner „Damm“ gebrochen war. Die bauausführende Firma hatte ihn im Rahmen der Umgestaltung der Dorfmitte aufgeschüttet. Die Baufirma wurde informiert. Sie kümmerte sich um die Angelegenheit.
Ferner haben die Einsatzkräfte anschließend noch an einem Privathaus in der Königstraße in Garbeck eine sogenannte Hauseinführung (Strom/Gas/ Wasser/Telefon) abgedichtet, weil Wasser in den Keller eindrang.
Einsatz in Balve
Um halb vier wurde dann noch die Löschgruppe Balve zu einem Mehrfamilienhaus im Bereich Mühlenweg/Am Stadtgraben in Balve gerufen. Dort war, bedingt durch den Starkregen, Wasser über eine defekte Balkon-Hauswand-Abdichtung in das Haus gelangt. Das hatte zu einem kleine Wassereinbruch in der darunter liegenden Wohnung geführt. Die Suche nach der Ursache des Wassereinbruchs gestaltete sich etwas schwieriger, da sie zunächst nicht zu erkennen war. Die Einsatzstelle wurde nach gut einer Stunde an den Hausverwalter übergeben; er bemüht sich Schadensbegrenzung und Reparatur.
Für Frank Busche und seine Truppe gibt es zunächst keine Entwarnung: „Für den heutigen Tag sind weiter Extrem-Niederschläge auch für den Bereich Balve gemeldet. Hoffen wir mal, dass uns das Tief ,Bernd’ weitestgehend verschont.“
Sperrungen in Altena, Neuenrade, Werdohl und Iserlohn
In Altena hat „Bernd“ allerdings tüchtig hingelangt. Am Mittwochmorgen gegen sieben waren nach Angaben der Polizei die B 236 (ab Einsal), der Brachtenbecker Weg, die Lüdenscheider sowie die Werdohler Straße komplett gesperrt. Das Lenneufer hingegen ist frei. „Es kommt zu massiven Staus“, hieß es am Morgen. Mehr noch: Die Derwentsider Straße sowie der Höllmecker Weg im Bereich Werdohl/Neuenrade seien voll gesperrt, hieß es. Die Plettenberger Straße sei nur einseitig befahrbar. Die Feuerwehr sei im Einsatz.
In Iserlohn sei die Durchfahrt nach nicht möglich. Die Feuerwehr sperrte gegen 4 Uhr den Lasbecker Weg, Ecke Wulfeistraße. Dort war es nach einem Dammbruch zu einem Wassereinbruch in mehrere Gebäude gekommen.
Bäume auf Straßen in Mühlenrahmede, Nachrdt und Leinschede
In Altena (Mühlenrahmede) und Nachrodt (Kreinberger Weg) lagen Bäume auf der Straße und mussten durch die Feuerwehr beseitigt werden, ebenfalls auf der L619 in Plettenberg-Leinschede.
Chaos in Garbeck
Der Regen hörte nicht auf. Bereits am frühen Nachmittag erreichten die Niederschlagsmengen Rekordwerte, wie wetter-balve.de vermeldete. Das hatte Folgen für Garbeck. Der Garbach in der Baustelle für die neue Dorfmitte füllte die ganze Breite aus. Überschwemmungsgefahr! Weiter oben stand die Märkische Straße in Richtung Leveringhausen bereits unter Wasser; ein Durchkommen mit Pkw war nicht mehr möglich.
Verkehr bricht im Hönnetal zusammen
Die Einsatzbereitschaft der Wehr stellt sich als bitter nötig heraus. Sandsäcke müssen her. Keller laufen voll. Die Wehr weiß kaum, wo sie anfangen, wo sie aufhören soll.
Derweil bricht der Verkehr zusammen. Soziale Netzwerke wie Facebook quellen über. Von Sperrungen ist die Rede, von Umleitunen. Offizielle Nachfragen bringen nichts. Die Leitstelle der Kreispolizei würgt Anrufer umgehend ab.
Situation immer schlimmer
Feuerwehr-Sprecher Gerold Vogel sagte gegen 18 Uhr, alle großen Straßen seien gesperrt: durchs Hönnetal, nach Neuenrade, nach Werdohl. Das erschwerte auch der Wehr die Arbeit. Sie hatte am frühen Abend drei Großeinsatzstellen. In Langenholthausen, Volkringhausen und Balve spitzte sich die Lage zu. Bewohner mehrerer Straßenzüge mussten evakuiert werden. Wo sie unterkamen, war zunächst nicht in Erfahrung zu bringen. Eine Entwarnung war nicht absehbar. Gerold Vogel: „Die Hönne drückt an der Sparkasse in Richtung Innenstadt.“
Die amtliche Wetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes finden Sie hier.