Krefeld. Ein 26-Jähriger soll in den Toilettenräume zweier Schulen in Krefeld zwei Kinder missbraucht haben. Jetzt fordern Eltern mehr Sicherheit. So geht es nun weiter.

Das Ende des Schultags ist noch viele Minuten entfernt, da stehen schon zahlreiche Eltern vor der Schule und warten auf ihre Kinder. Sie warten nicht im Auto oder auf dem Parkplatz, an diesem kalten Donnerstagmittag stehen alle direkt vor dem Schultor der Paul-Gerhardt-Schule in Krefeld-Uerdingen. Die meisten Eltern schweigen und blicken besorgt auf das Schulgelände, das sie an diesem Tag nicht betreten dürfen.

Am Mittwoch (20. November) soll sich ein 26-Jähriger an zwei Schulen in Krefeld Zutritt zu den Toiletten verschafft haben und dort jeweils ein Kind sexuell missbraucht haben. Nach Informationen unserer Redaktion sollen sich die Vorfälle an der Paul-Gerhardt-Schule im Stadtteil Uerdingen und an der Johansenschule in Linn zugetragen haben.

Kinder in Krefeld missbraucht: Verdächtiger festgenommen

Wie die Staatsanwaltschaft und die Polizei mitteilen, hätten beide Schulen sofort die Polizei informiert, die wiederum eine Fahndung einleitete. Der Verdächtige sei kurze Zeit später festgenommen und am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt worden. Derzeit sitze er in Untersuchungshaft. Ihm wird schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.

Einen Hinweis auf einen weiteren Täter gebe es indes nicht. Trotzdem zeigte der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) an den beiden Grundschulen am Donnerstag verstärkte Präsenz – „insbesondere zu den Abholzeiten der Kinder“, sagte ein Stadtsprecher auf NRZ-Nachfrage.

Die Polizei zeigte am Donnerstag an zwei Grundschulen in Krefeld, der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen (links im Bild) und der Johansenschule in Linn, Präsenz.
Die Polizei zeigte am Donnerstag an zwei Grundschulen in Krefeld, der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen (links im Bild) und der Johansenschule in Linn, Präsenz. © FFS | FFS

Eltern besorgt: „Wir machen uns Sorgen, natürlich“

„Jeder, der ein Kind hat, kann sich sicherlich vorstellen, wie es uns gerade geht“, sagt ein Vater, der am Donnerstagmittag vor dem verschlossenen Tor der Paul-Gerhardt-Grundschule auf sein Kind wartet. „Wir machen uns Sorgen, natürlich.“ An dem Tor der Grundschule hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Zugang nur für Schüler und Schülerinnen sowie Personal“.

Auch die Minister für Schule und für Inneres, Dorothee Feller und Herbert Reul (beide CDU), äußerten sich besorgt. „Das ist ein irrer, erschreckender Vorgang“, sagte Reul dem WDR. „Das hatten wir noch nicht - ich kann mich nicht erinnern.“ Beide Minister zeigten sich entsetzt, dass solche Straftaten in einem „Schutzraum für Kinder“ passierten.

„Zugang nur für Schüler und Schülerinnen sowie Personal“ steht auf einem Schild am Zaun der Paul-Gerhardt-Schule.
„Zugang nur für Schüler und Schülerinnen sowie Personal“ steht auf einem Schild am Zaun der Paul-Gerhardt-Schule. © NRZ | Julian Heppe

Missbrauch auf Schultoiletten: Bildungsdezernent ist „fassungslos“

Unmittelbar nach Bekanntwerden habe die Stadt Krefeld im Rahmen des schulischen Krisenmanagements die Angebote des Psychologischen Dienstes an beiden Standorten bereitgestellt. Die Eltern der betroffenen Schulen sowie die Schulleitungen aller weiteren Schulen im Stadtgebiet seien über die Vorfälle informiert worden. „Die Betreuung des Psychologischen Dienstes dauert so lange, wie sie von Seiten der Betroffenen benötigt wird.“ Auch die kommunale Schulsozialarbeit sei intensiv in die Betreuung vor Ort eingebunden, berichtete der Sprecher weiter.

Die Maßnahmen hatte Stadtdirektor und Bildungsdezernent Markus Schön zuvor in enger Abstimmung mit Oberbürgermeister Frank Meyer veranlasst.

„Die Ereignisse an den zwei Krefelder Grundschulen machen mich fassungslos und tief betroffen. Städteseitig setzen wir seit Mittwoch alles daran, die unmittelbar betroffenen Kinder und deren Familien zu unterstützen.“

Markus Schön, Krefelder Bildungsdezernent

Am Donnerstagnachmittag hatte der Stadtdirektor deshalb alle beteiligten Akteure – unter anderem die betroffenen Schulleitungen und die Schulrätin – zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengerufen.

Krefelder Eltern fordern mehr Sicherheit: Videoüberwachungen möglich

„Als Sofortmaßnahme soll ein Sicherheitscheck in den kommenden Tagen, zunächst an allen Grundschulen, etwaige akute Nachbesserungsbedarfe identifizieren und beheben.“ Im Januar sei, „unabhängig von den gestrigen Ereignissen“, ein Runder Tisch zum Thema „Sicherheit an Schulen“ stattfinden, erklärte der Sprecher. Dort kämen alle Vertreter der Krefelder Schulen und der Stadtverwaltung als Schulträgerin mit dem Ziel zusammen, Sicherheitsmaßnahmen weiterzuentwickeln, zu denen beispielsweise auch Videoüberwachungen gehören könnten.

Eine Idee, die auch viele Krefelder Eltern scheinbar begrüßen: Nach den Vorfällen am Mittwoch fordern viele von ihnen mehr Sicherheit. Schon seit Mittwochabend gibt es auf der Plattform „Change.org“ dafür eine Petition, die sich an den Oberbürgermeister Frank Meyer richtet. Gefordert werden Videoüberwachung in den Eingangsbereichen der Krefelder Grundschulen sowie der Einsatz von Sicherheitspersonal. Bis Donnerstagnachmittag hatten mehr als 2.600 Menschen unterzeichnet. (mit dpa)

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