Essen. Es brennt und juckt: Skabies ist eine unangenehme, ansteckende Hautkrankheit. So ist die Lage in NRW - und das können Betroffene tun.

Man sieht sie mit bloßem Auge kaum: Krätzemilben sind winzig kleine Tiere, die bei Menschen aber eine besonders unangenehme und für viele mit Ekel verbundene Hauterkrankung verursachen - Skabies, oder eben Krätze genannt. Nun macht eine Krankenkasse mit neuen Fallzahlen in NRW auf die Infektionserkrankung aufmerksam. Ist die Lage problematisch?

Krätze - was ist das genau?

Skabies ist eine sehr unangenehme Hautkrankheit, die durch Milben ausgelöst und durch engen Hautkontakt übertragen wird. Typisch ist ein sehr starker Juckreiz. Erkrankte kratzen sich oft blutig, auf der Haut entstehen oft Pusteln oder Knötchen. Die Symptome entstehen durch eine Hautreizung: Die 0,3 Millimeter großen weiblichen Milben graben sich in die obere Hautschicht des Menschen und legen dort über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen ihre Eier und auch ihren Kot ab. Darauf reagiert der Körper. Milben befallen vor allem warme Körperstellen wie die Zwischenräume der Finger, Achselhöhlen und auch den Genitalbereich.

So sieht sie unterm Mikroskop aus: die Krätzemilbe.
So sieht sie unterm Mikroskop aus: die Krätzemilbe. © Kalumet | Kalumet

Wie wird Krätze übertragen?

Weitergegeben werden die Milben oft in der Inkubationszeit, in der Betroffene noch keine Symptome haben. „Gerade jetzt in der kälter werdenden Jahreszeit schätzen Betroffene eine juckende Hautstelle vielleicht auch anders ein“, sagt Kaija Elvermann, Vize-Chefin des Landesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, „Krätze ist nicht gleich der erste Verdacht.“

Ein einzelner Handschlag oder eine Umarmung sind keine Gefahr: Laut AOK Nordwest müsse ein „enger, großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt“ über mindestens fünf bis zehn Minuten bestehen - übertragen werden sie oft innerhalb der Familie, unter engen Freunden oder Sexualpartnerinnen und Sexualpartnern. Auch eine indirekte Übertragung, etwa über Handtücher oder Bettwäsche, ist möglich. Fachleute aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst betonen, dass eine Ansteckung jeden treffen könne und nicht unbedingt etwas mit mangelnder Hygiene zu tun habe.

Wie ist die Krätze-Lage in NRW?

Es besteht keine allgemeine Meldepflicht für Krätze. Das heißt: Privatpersonen müssen ihre Erkrankung nicht dem Gesundheitsamt melden. Treten Fälle in einer Kita, einer Schule, in einem Obdachlosen-, Flüchtlings- oder Pflegeheim auf, ist das aber sehr wohl meldepflichtig. Zentral in NRW gesammelt werden die Vorfälle indes nicht - eine belastbare Statistik gibt es also nicht.

Eine Quelle sind aber Versichertendaten der Krankenkassen. Als erste Versicherung mit insgesamt knapp drei Millionen Versicherten hat die AOK Nordwest jetzt auf erstmalig wieder steigende Krätze-Fälle in Teilen von NRW hingewiesen. Laut einer Auswertung sind 2023 in Westfalen-Lippe über 21.700 Fälle von Skabies aufgefallen. Das waren fast neun Prozent mehr als im Vorjahr. „Nach dem kontinuierlichen Rückgang in den letzten Jahren ist Krätze scheinbar wieder auf dem Vormarsch“, sagte AOK-Vorstandschef Tom Ackermann. Statistiken anderer Krankenkassen liegen bislang nicht vor, belastbare Daten für 2024 ebenfalls nicht.

Wie groß ist das Problem also?

Aus einzelnen Gesundheitsämtern heißt es tatsächlich, dass mehr Fälle zu beobachten seien - allerdings mit Schwankungen, sagt Amtsärztin Kaija Elvermann. „Dieser Trend sollte weiter beobachtet werden.“

Bei vielen Infektionserkrankungen gebe es mit dem Wegfall der Corona-Hygieneregeln auch wieder mehr Erkrankte, sagen Fachleute. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie sprachen einige Fachleute sogar von der Krätze-Epidemie. In Westfalen-Lippe gab es 43.000 Fälle. Das sind doppelt so viele wie aktuell. Von einem Ausbruchsgeschehen ist NRW also derzeit weit entfernt. Auch größere Kita-Träger in NRW geben Entwarnung: Krätze seinen immer mal ein Thema, aber auf moderatem Niveau, heißt es.

Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest.

„Nach dem kontinuierlichen Rückgang in den letzten Jahren ist Krätze scheinbar wieder auf dem Vormarsch.“

 Tom Ackermann

Was hilft bei Krätze?

Salben und Tabletten zielen darauf ab, die Milben mitsamt Larve und Eiern abzutöten. Wichtig ist: mehr Hygiene als sonst. Die AOK Nordwest rät dazu, dass Erkrankte häufiger Duschen oder Baden sollten. Kleidung, Handtücher und Bettwäsche sollten täglich gewechselt und bei 60 Grad gewaschen werden - geht das bei bestimmter Kleidung nicht, könne sie auch für mindestens zwei Stunden im Gefrierschrank bei mindestens minus 25 Grad aufbewahrt werden. Nicht waschbares Spielzeug sollte zwei Wochen lang luftdicht verpackt werden. Außerdem sollten Polstermöbel und Matratzen täglich abgesaugt werden.

Mein Kind hatte die Krätze und ist wieder gesund - darf es in die Kita gehen?

Laut Techniker Krankenkasse benötigen Betroffene eine Bescheinigung, dass sie frei von Milben und nicht mehr ansteckend sind. Die stellt nach Angaben aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst in der Regel der behandelnde Arzt aus.