An Rhein und Ruhr. Immer wieder entdecken Menschen in NRW die Bernstein-Waldschabe in ihrer Wohnung. Woher kommt das Insekt? Und wie gefährlich ist es? Experten klären auf.

Sie hat hellbraune Flügel, lange Fühler und sorgt in nordrhein-westfälischen Haushalten immer wieder für kurze Schreckensmomente. Die aus Südeuropa stammende Bernstein-Waldschabe sieht der Deutschen Schabe zum Verwechseln ähnlich. Auch bei Abdul Abdullatif in Essen klingelt immer öfter das Telefon. Am anderen Ende der Leitung melden sich Menschen, die Sorge haben, Kakerlaken hätten sich bei ihnen eingenistet.

„Meistens kann ich am Telefon schon aufklären und sagen, dass es sich bei dem Tier nicht um eine Deutsche Schabe, sondern um eine Waldschabe handelt“, erzählt der Kammerjäger, der mit seiner Schädlingsbekämpfung „Domentos“ im Ruhrgebiet und am Niederrhein unterwegs ist. „Es passiert immer häufiger, dass die Insekten auch in Wohnungen entdeckt werden“, klärt der Experte auf. Der Grund? „Immer mehr Waldflächen werden abgeholzt, die Waldschabe verliert dadurch ihren Lebensraum.“ Besonders häufig kämen Beobachtungen in Neubauwohnungen vor.

Bernstein-Waldschabe in NRW: Erste Sichtung im Jahr 2015

Wenn sich dann besorgte Kundinnen oder Kunden bei Abdullatif melden, könne er schnell beruhigen: „Die Bernstein-Waldschabe ist für uns Menschen völlig ungefährlich.“ Auch Birgit Königs, Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) NRW erklärt: „Sie lebt von absterbendem Pflanzenmaterial, verursacht keine Schäden an Lebensmitteln und überträgt keine Krankheiten. Im Haus oder in der Wohnung würde sie innerhalb kurzer Zeit sterben, da sie dort nicht ausreichend Nahrung findet.“ Wer eine solche Waldschabe in seiner Wohnung entdeckt, solle sie einfach mit Glas und Papier nach draußen setzen.

Bei der Bernstein-Waldschabe handelt es sich also – im Gegensatz zu ihrem Doppelgänger – nicht um einen Schädling. Und wer genau hinsieht, kann weitere Unterschiede erkennen: So sei die Waldschabe ein „ziemlich kleines und zartes Insekt, hell-bernsteinfarben“, so die Nabu-Sprecherin. Während die Deutsche Schabe nachtaktiv und in Häusern und Wohnungen anzutreffen ist, sei die Bernstein-Waldschabe tagaktiv und komme nur aus Versehen in die Häuser. „Der Bernstein-Waldschabe fehlen zudem zwei für die deutsche Schabe charakteristische schwarze Längsstriche auf dem Halsschild“, so Königs weiter.

Das erste Mal sei das kleine Insekt mit dem wissenschaftlichen Namen Ectobius vittiventris im Jahr 2015 in NRW aufgetaucht. Fünf Jahre zuvor gab es die erste Sichtung deutschlandweit in Baden-Württemberg. Das Krabbeltier stammt ursprünglich aus Südeuropa und ist nun durch den Klimawandel in Deutschland heimisch. Wer auch das harmlose Kakerlaken-Double nicht in seiner Wohnung wünscht, dem rät Kammerjäger Abdul Abdullatif zu Fliegen- und Insektenschutzgittern. Auch Fenster- und Türrahmen sollten gut verschlossen sein.