Ruhrgebiet. Reisende müssen aufpassen, denn neue Pässe haben derzeit lange Lieferzeiten. Warum es für den nächsten Urlaub schon zu spät sein könnte.
Die Ferien sind noch nicht vorbei, aber wer schon die nächsten plant, muss sich beeilen: Bürgerinnen und Bürger warten deutlich länger als sonst auf ihre Reisepässe. Die staatliche Druckerei hatte noch nie so viele Aufträge wie in diesem Sommer – und ist damit überlastet. Urlauber sollten sich deshalb schnell um ihre Dokumente kümmern.
Neue Pässe kosten eine Familie aus NRW fast 300 Euro
„Ende September wollen wir mit unserem Sohn in die USA fliegen“, erzählt eine Mutter unserer Redaktion. Im Juli kümmerte sie sich um einen Termin, Anfang August habe sie mit Mann und Kind beim Amt gesessen: Beantragung eines neuen Reisepasses. Das Problem: Aktuell dauert die Produktion bis zu zehn Wochen. Den dreien sei also nichts anderes übrig geblieben, als die Dokumente im Express-Verfahren zu bestellen. Und das kostet.
32 Euro Aufschlag berechnet die Druckerei für den Schnellversand pro Pass. Bei einer dreiköpfigen Familie kommt dadurch einiges zusammen: Die Eltern zahlen 204, für das Kind sind es 69,50 Euro – 98 Euro kostet das Eilverfahren mehr als sonst. „Ein USA-Trip ist an sich schon nicht günstig“, fügt die Mutter hinzu.
Doch wie entstehen die zusätzlichen Kosten? Das Express-Verfahren bringe mehr Aufwand mit sich, sagt das Bundesinnenministerium (BMI). Die Pässe würden einzeln verpackt und sofort versendet, nicht wie sonst gebündelt mit anderen Aufträgen. Eine zeitliche Garantie für die Lieferung gibt es nur dann.
Deutlich günstiger (26 Euro), dafür aber auch deutlich kürzer gültig (ein Jahr), ist ein vorläufiger Pass. Dieser wird sofort bei Beantragung ausgestellt, jedoch nicht in allen Ländern akzeptiert – unter anderem bei der Einreise in die USA.
Neun Wochen bleiben bis zu den Herbstferien in NRW
Kaum ist der Sommerurlaub vorbei, steht also die Planung für den nächsten Trip an. Besonders für diejenigen, die außerhalb der EU verreisen wollen, seit dem 1. Januar 2024 brauchen auch Kinder dafür einen Pass. Bisher wurden sie in den Bürgerbüros ausgestellt, laufen nun jedoch über die Bundesdruckerei, die in Berlin-Kreuzberg für ganz Deutschland Ausweise produziert.
Derzeit betragen die Wartezeiten für Reisepässe laut Druckerei zehn Wochen. Auf den Websites mehrerer Städte in NRW sind regulär sechs Wochen angegeben. Tatsächlich sieht es anders aus: In Essen und Gelsenkirchen dauert es mindestens acht , in Dortmund sogar neun, in Witten und Oberhausen schwankt es zwischen acht und zehn Wochen, heißt es auf Anfrage.
Der erste Tag für die Herbstferien in NRW ist der 14. Oktober. Zehn Wochen in der Zukunft liegt der Zeitraum vom 21. bis 27. Oktober, also die zweite Ferienhälfte. Mögliche Wartezeiten für einen Termin beim Amt kommen obendrauf.
Bundesdruckerei hatte noch nie so viele Aufträge wie aktuell
Zur Urlaubszeit im Sommer brauchen viele Menschen Pässe, im Herbst wird es dann schon weniger. Allerdings: Es gab noch nie so viele Anfragen wie in diesem Sommer, teilt das BMI mit. „Binnen vier Wochen wurden erstmals in der Geschichte weit über 600.000 Reisepässe bestellt“, sagt eine Sprecherin. In der Bundesdruckerei laufen alle Bestellungen für offizielle Dokumente zusammen. Je mehr Aufträge es gibt, desto länger kann es dauern.
Die Ursachen für das Allzeit-Hoch sind vielfältig. Eine Rolle spielen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, wegen der viele Menschen ihren Pass noch nicht erneuert haben. Hinzu kommt, dass nach der Zeit ohne Reisen für viele nun deutlich mehr Urlaub auf dem Plan steht. Für einen Trip nach Großbritannien reicht ein Personalausweis mittlerweile nicht mehr aus. Zudem tragen die steigende Zahl der Einbürgerungen und der Wegfall der Optionspflicht für Doppelstaatler dazu bei.
Beantragung von Pässen kann nicht digital erfolgen
Digital einen Pass zu beantragen, ist nicht möglich. Das Foto oder den Fingerabdruck vorab zu übermitteln, gebe ebenfalls keinen Mehrwert für den Prozess, sagt die Stadt Dortmund. Zudem sei ein Online-Antrag unter anderem aufgrund der verpflichtenden Identifizierung nicht möglich. Nach Angaben des BMI ist ab Mai 2025 geplant, Passbilder auf Papier nicht mehr zu akzeptieren.
In vielen Städten können Bürger vor ihrem Termin im Rathaus erste Schritte selbst erledigen. Für Fotos gibt es in Gelsenkirchen, Essen und Oberhausen Selbstbedienungs-Automaten. „Allein wegen der Abnahme der Fingerabdrücke ist aber eine persönliche Vorsprache in jedem Fall zwingend erforderlich“, heißt es. Anders in Witten: Dort können laut Stadt seit 2021 Fotos, Fingerabdrücke und die Unterschrift vorab über das sogenannte „Speed-Capture“ abgegeben werden.