Hagen. Wie kommt die Konserve zum Patienten? Das DRK-Zentrum an der Feithstraße in Hagen ist das logistische Herzstück, wenn es um Blutspenden geht.
Anfang des Jahres gab es im Zentrum für Transfusionsmedizin an der Feithstraße in Hagen Grund zu großer Sorge. Die Vorräte an Blutkonserven gingen förmlich zur Neige. Es drohte ein Engpass, wenn nicht genügend neue Spenden eingegangen wären. Durch öffentliche Aufrufe von DRK und anderen Blutspendeeinrichtungen konnte ein Versorgungsstopp an Blutkonserven, mit dem verheerende Folgen für fast alle Krankenhäuser einhergegangen wären, dann am Ende abgewendet werden.
Doch die Lage war durchaus dramatisch, wie DRK-Pressesprecher Stephan Küpper erläutert: „Ich kann das an Zahlen festmachen. Normalerweise haben wir hier genug Präparate, um alle Einrichtungen beliefern zu können, selbst wenn wir fünf Tage lang keine einzige Spende bekommen würden. Dieser Vorrat verändert sich natürlich je nach Spendeverhalten ziemlich dynamisch, aber im Januar waren wir bei 0,9 Tagen, die wir ohne Spende ausgekommen wären. Soweit ich mich zurückerinnern kann, ist das vorher noch nie vorgekommen“.
Alle Konserven kommen nach Hagen
Aber wie kommt das Blut überhaupt zu den Patienten? Küpper klärt auf: „Mit der Spende des halben Liters Vollblut beginnt ein logistischer Prozess. Das Blut wird von den Blutspendeterminen in der ganzen Region dann hier nach Hagen gefahren“, erklärt Küpper. In Hagen landen die Konserven dann im Zentrum für Transfusionsmedizin, wo sie erstmal zwischengelagert werden.
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„Jeden Morgen gegen 4 und 5 Uhr fangen die Kolleginnen und Kollegen im Labor an zu arbeiten“, erklärt Küpper. Das Blut werde dann in die einzelnen Bestandteile verarbeitet: „Wir extrahieren im Prinzip die roten Blutkörperchen, die Thrombozyten und das Blutplasma. Das sind die drei Präparate, die dann eben auch therapeutisch eingesetzt werden. Man kann sagen: Mit einer Spende kann ich bis zu drei Menschen helfen“. Die entsprechenden Präparate werden dann aus Hagen in alle Krankenhäuser und Arztpraxen in der ganzen Region geliefert.
Blut wird getestet
Aus Sicherheitsgründen wird das Blut im Labor auch auf Krankheiten getestet, bevor es in die Einrichtungen geht. „Es wird immer getestet auf HIV, Hepatitis A, B, C und E, außerdem auch auf Syphilis und etwa das Parovirus B 19, das ist der Erreger der Ringelröteln - und in der Mückensaison, da sind wir ja jetzt mittendrin, tatsächlich auch auf Westnil-Fieber-Virus. Das ist etwas ziemlich Neues, aber wir haben inzwischen eine Mückenpopulation, die so etwas übertragen kann“, sagt Küpper.
Hagen ist bei diesem Prozess gewissermaßen das logistische Herzstück: „Das Blut wird immer hier getestet, egal ob es in Nordrhein-Westfalen, irgendwo in Rheinland-Pfalz oder im Saarland entnommen wurde“, so der Pressesprecher vom DRK.
„Jeden Tag fangen wir bei 0 an“
Zwischen 3000 und maximal 3500 Blutspenden durchlaufen diesen Kreislauf. „Das ist auch der Grund, warum ich unsere Arbeit manchmal so ein bisschen mit der Sisyphos-Arbeit aus der griechischen Mythologie vergleiche. Sisyphos ist ja die Figur, die diesen Stein den Berg hochrollt, ehe er dann kurz vor der Spitze wieder runterfällt. Und das ist bei unserer Arbeit auch so: Wenn wir heute unser Ziel erreichen, dann fangen wir morgen wieder komplett bei 0 an und müssen schauen, dass wir diese benötigte Anzahl an Präparaten auch gespendet bekommen.“
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Die Corona-Zeit, so berichtet Küpper, habe man im Blutspendezentrum ganz gut verpackt. Das habe vor allem daran gelegen, dass während der Pandemie weniger dringende Operationen aufgeschoben wurden und deshalb der Bedarf an Blutkonserven geringer wurde.
Reservierungssystem bringt Planbarkeit
Nun ist der Bedarf aber wieder größer geworden. Und die Spendenbereitschaft ist auch wieder gewachsen. Wie Küpper berichtet, hat die Corona-Zeit aber vor allem einen Vorteil gebracht: Denn aus Gründen der besseren Planbarkeit wurde im DRK-Zentrum an der Feithstraße ein Reservierungssystem eingeführt, das auch nachhaltig hilft: „Durch das System können wir grob schätzen und im Blick behalten, wie sich unsere Vorräte entwickeln werden und entsprechend darauf reagieren“, sagt Küpper. Zudem habe man gleichzeitig die Wartezeiten für die Spender reduzieren können. Nachteile gibt es nicht und die Zahl der Termine, die dann kurzfristig abgesagt oder nicht wahrgenommen werden, hielte sich in Grenzen.
Weil Termine aber trotzdem wieder frei werden können und an manchen Tagen Kapazitäten frei bleiben, „sagen wir aber auch, wenn jetzt jemand spontan Lust und Zeit hat, kann man auch ohne Termin vorbeikommen“, so Küpper.
Eigentlich fast überall unterwegs
Auch für Laien wird durch diesen Sachverhalt deutlich, wie wichtig es für das Gesundheitssystem ist, dass möglichst viele Menschen Blut spenden. Das Szenario, dass wichtige Operationen nicht durchgeführt werden können und Menschen aus Mangel an Blut-Präparaten sterben, ist Stand heute aber sehr weit weg.
Küpper wirbt jedenfalls fürs Blutspenden, auch wenn er in Einzelfällen verstehen kann, dass Menschen nicht spenden können. Nur eine „Ausrede“ lasse er nicht gelten: „Manche Menschen sagen, dass sie nicht wissen, wo sie spenden können. Ich kann glaube ich kann mit Recht behaupten, dass wir fast überall unterwegs sind, auch in ländlichen Räumen finden Termine statt“, sagt Küpper.