Hagen-Mitte. Zwei junge Hagener eröffnen einen besonderen Concept-Store in der Hagener City und erfüllen sich ihren Traum. Ein Blick in das „Mosaique“

Wie ein Mosaik fügt sich jedes noch so kleine Detail in dem Laden zu einem Konzept zusammen. In dem Ladenlokal steckt viel Liebe, Detailreichtum und Kreativität. Und irgendwie auch die Vision, sich einfach mal zu trauen, etwas anders zu machen und aus den fest vorgeschriebenen Rollen auszubrechen, die der Beruf des Friseurs für die beiden Hagener vorher mit sich gebracht hat.

Benjamin Bonfiglio (33) und Inhaber Timo Haneke (29) haben viele Stunden, Tage und Wochen in den Laden gesteckt. In einen Laden, der vielleicht beispielhaft zeigen kann, wie Innenstadt sich heute entwickeln muss und welche Konzepte es braucht, um dem Herzen der Stadt wieder ein Stück weit mehr Leben einzuhauchen und attraktive Angebote für Bummler zu schaffen.

Kunst in allen Ecken – an der Decke ist ein großes Kunstwerk ein Blickfang. Das Ladenlokal wird auch als Ausstellungsfläche für lokale Künstler genutzt.
Kunst in allen Ecken – an der Decke ist ein großes Kunstwerk ein Blickfang. Das Ladenlokal wird auch als Ausstellungsfläche für lokale Künstler genutzt. © WP | Michael Kleinrensing

Der Concept-Store „MOSAÏQUE“ in der Goldbergstraße verbindet mehrere Ideen miteinander. Im vorderen Bereich ist ein Barbier-Bereich geschaffen worden, umrahmt von großen Spiegeln, Marmor-Ablagen und Vintage-Friseursesseln.

+++ Lesen Sie auch: „Ganz in Weiß“ – besonderes Picknick wird abgesagt +++

Auf der rechten Seite des Geschäfts finden sich Damen-Frisierplätze und ein Lounge-Bereich, im hinteren Teil ist über die letzten Monate ein kleines Modeatelier entstanden, ein kleiner Gang fügt sich an. Er soll zum Kunstatelier werden und lokalen Künstlern die Möglichkeit bieten, ihre Arbeit zu zeigen.

Grüner Hinterhof mit Platz für Kunst

Im Außenbereich soll noch ein urbaner, grüner Hinterhof entstehen – auch dort soll Raum für lokale Künstler geschaffen werden. „Ich wusste immer, dass ich mehr sein kann, als ,nur’ ein Friseur“, sagt Inhaber Timo Haneke und lächelt. Für Benjamin Bonfiglio, der ihn von der Idee bis zur Umsetzung begleitet hat, gilt das im gleichen Maße. Und so wuchs die Idee, gemeinsam etwas anzugehen, das mehr ist, als ein ,einfacher’ Friseurladen.

Im Gang ist ein kleines Kunstatelier entstanden. Auch der angrenzende Innenhof soll bespielt werden.
Im Gang ist ein kleines Kunstatelier entstanden. Auch der angrenzende Innenhof soll bespielt werden. © WP | Michael Kleinrensing

Eine gemeinsame Vision, die verbindet

„Wir waren beide vorher im Friseurbereich tätig – und auch über mehrere Jahre selbstständig, haben aber neue Herausforderungen gesucht“, erklärt Benjamin Bonfiglio. „Dass wir uns zusammenschließen, war für uns schnell klar – wir hatten die gleiche Vision.“ Weil sie parallel Friseursalon, Mode- und Kunstatelier sind, erhoffen sie sich, ein breiteres Publikum anzusprechen. Unterstützt werden sie von mehreren Mitarbeiterinnen, die den Damenbereich abdecken.

„Hier klingelt kein Telefon. Jeder kann sich seine Termine mit seinen Kunden selbst einteilen“, sagt Timo Haneke. „Für die Leute, die herkommen, soll es sich anfühlen wie eine Auszeit. Sie sollen in Ruhe stöbern, sich unterhalten und einfach abschalten können.“

Benjamin Bonfiglio und Timo Haneke: beide sind froh, ihre Vision verwirklicht zu haben. Bis ins kleinste Detail haben sie den Laden geplant und gestaltet.
Benjamin Bonfiglio und Timo Haneke: beide sind froh, ihre Vision verwirklicht zu haben. Bis ins kleinste Detail haben sie den Laden geplant und gestaltet. © WP | Michael Kleinrensing

Im kleinen Modeatelier hinten gibt es aktuell noch hauptsächlich Männermode. Auch die Teile dort sind mit Sorgfalt von den Gründern ausgewählt. Es gibt Vintage-Ware – fast alles Einzelstücke – die Timo Haneke mit Bedacht auf Reisen oder Vintage-Stores ausgewählt und teilweise „upgecyclet“ hat – zum Beispiel ein Lacoste-Pullunder aus den 70ern, „natürlich muss die Qualität der Sachen noch perfekt sein“, sagt Haneke. Ebenso gibt es moderne Kollektionen von, auch von bekannten Social-Media-Bloggern.

+++ Freundesgruppe aus Hagen in Wacken: Knöcheltief im Schlamm – aber glücklich +++

„Für junge Leute gibt es kaum noch Angebote in der Hagener Innenstadt – oder nur Stangenware, die jeder hat. Wir möchten damit eine Lücke bedienen“, erklärt Benjamin Bonfiglio die Idee dahinter. Wer zum Friseurbesuch kommt, kann in der Lounge entspannen, die Kunst bewundern oder im Atelier stöbern. „Wir freuen uns aber über jeden, der auch so einfach vorbeischaut und stöbern möchte.“

In einer Lounge-Ecke können Besucher Platz nehmen und entspannt einen Kaffee trinken.
In einer Lounge-Ecke können Besucher Platz nehmen und entspannt einen Kaffee trinken. © WP | Michael Kleinrensing

Die Mitarbeiterinnen kommen alle aus verschiedenen Städten und bringen zum Teil ihre Kunden schon mit. „Künftig ist es geplant, auch mit einem Provisionsmodell zu arbeiten, sodass die Friseurinnen an ihrem Erfolg mitverdienen können“, erklären die Hagener das Modell.

Vier Monate Renovierungsarbeit vor Eröffnung

Ähnlich funktioniert das Prinzip der Kunstausstellung: „Lokale Künstler sollen hier Möglichkeit haben, ihre Arbeit zu zeigen. Wir verkaufen hier auch Kunst – der gesamte Erlös geht an die Künstler.“ Der Laden bekomme zwar eine kleine Provision, wolle daran aber nichts verdienen. „Wir möchten den Künstlern, die es oft schwer haben, Ausstellungsflächen zu finden, eine neue Möglichkeit bieten.“

Insgesamt stecken rund vier Monate Renovierungsarbeit, Schweiß und Zeit im Laden – und noch ist nicht alles fertig. Im Außenbereich stehen noch Restarbeiten an. Außerdem gibt es noch einen Kellerbereich, der umgebaut werden soll.

Allem voran aber, sind Timo Haneke und Benjamin Bonfiglio nun erst einmal eins: zufrieden. Sie stehen in dem fertigen Laden. Ein Laden, den sie selbst aufgebaut haben, hinter dem eine besondere Vision steckt. „Wir sind erleichtert, dass wir jetzt nach der vielen Arbeit starten konnten.“

Geöffnet ist das Ladenlokal in der Goldbergstraße dienstags bis freitags von 12 bis 20 Uhr.

Moderne Gestaltung: Vier Monate lang haben die Gründer mit Unterstützung das Ladenlokal in der Goldbergstraße renoviert.
Moderne Gestaltung: Vier Monate lang haben die Gründer mit Unterstützung das Ladenlokal in der Goldbergstraße renoviert. © WP | Michael Kleinrensing