Breckerfeld. Um die vielen Rehkitze zu finden, braucht es viele Helfer. Um die Suche zu vereinfachen, überlegte sich Stefan Heisig etwas ganz Besonderes:
Jedes Jahr im Mai und Juni ist es wieder so weit. Die hektargroßen Felder der Landwirte müssen gemäht werden. Dabei kommen jedes Jahr rund 100.000 Rehkitze ums Leben.
Die Rehkitze kommen im Frühling zur Welt. Das Problem: Genau zu dieser Zeit beginnt auch die Erntezeit der Landwirte. Die Rehkitze, die zwischen den hohen Gräsern von der Mutter allein gelassen werden, damit diese Nahrung suchen kann, werden meist übersehen, werden von den Maschinen überrollt und müssen qualvoll sterben.
Seit Jahren kümmern sich verschiedene Vereine darum, die Leben der jungen Kitze zu retten. Doch dafür braucht man immer viele Freiwillige – und vor allem viel Zeit. Dank der vielen Helfer konnten bereits mehrere Leben gerettet werden. „Doch eben nicht genug“, sagt Stefan Heisig, Vorsitzender des neugegründeten Vereins Kitzwächter in Breckerfeld. Aus diesem Grund entwickelte er die Idee, zukünftig die Kitze mit Hilfe einer Drohne zu suchen.
Viele Vereine machten es ihnen schon vor. Darunter zum Beispiel der Verein Rehkitzretter rund um Kevin Winterhoff und seine Mitstreiter, der zuletzt stark gewachsen war, ausrüstungstechnisch aber schon einige Schritte weiter ist als der nun gegründete junge Verein. Die Ziele aber sind die gleichen.
Es gibt zwei Probleme
Der ehemalige Fluglotse Stefan Heisig ist bereits Rentner und hat deshalb endlich die Zeit, sich mit dem Thema Kitzrettung auseinanderzusetzen. In der Coronazeit gründete er mit seinem Nachbar Herbert Muders den Verein Kitzwächter. „Mir ist es wichtig, auf die prekäre Situation der Rehkitze aufmerksam zu machen. Vielleicht schaffen wir es so, ein paar Menschen zu bewegen, auch mitzuhelfen“, sagt Stefan Heisig. Bevor die Gründer des Vereins richtig loslegen konnten, mussten sich die Retter mit gleich zwei Problemen auseinandersetzen.
Um die Drohne mit Infrarot-Funktion fliegen zu dürfen, benötigt man einen Extra-Führerschein. „Wir waren so überzeugt von der Idee, dass ich mit dem Führerschein sofort angefangen habe“, so Stefan Heisig. 6500 Euro hat Stefan Heisig für die Drohne gezahlt. 60 Prozent der Kosten werden von dem Landwirtschaftlichen Ministerium übernommen. „Es wäre natürlich toll, wenn sich Leute, die bereits einen Drohnenführerschein haben, uns anschließen“, sagt der Vorsitzende des Kitzwächter-Vereins.
Nachdem das erste Problem gelöst war, stellten die Gründer fest, dass in der Zeit der ersten Ernte im Mai alle Landwirte gleichzeitig in Breckerfeld und Umgebung die Felder mähen müssen. „Es ist unmöglich, die mehreren hundert Hektar mit einer einzigen Drohe abzufliegen. Um alle Kitze zu finden, gibt es einfach zu wenig Personal“, erzählt der erste Vorsitzende. „Deshalb ist es uns so wichtig, andere Leute zu animieren, ebenfalls zu helfen“.
Mit Körben Leben retten
Gemeinsam mit dem Jagdpächter Ernie Böcking werden im Mai und Juni die Felder in Breckerfeld mit der Drohne nach den Kitzen abgesucht. Sobald ein Rehkitz gefunden wird, werden Körbe über die Neugeborenen gelegt, so dass die Trecker die Kitze wahrnehmen können und einfach umfahren. Nachdem die riesen Flächen gemäht wurden, sammeln Ernie Böcking und die ehrenamtlichen Helfer die Körbe wieder ein, sodass die Kitze einfach von ihren Müttern wiedergefunden werden können.
„Es ist ganz wichtig, die Rehkitze nicht anzufassen, da diese sonst den menschlichen Geruch annehmen und von der Mutter verstoßen werden“, sagt Stefan Heisig. Die Jäger sind von der Idee mit der Drohne begeistert. „Je mehr Drohnen eingesetzt werden, desto besser“, sagt Stefan Heisig.