Breckerfeld. Zufahrt zur Glör, Kita-Neubau, Neubaugebiet, Flüchtlinge: Bürgermeister André Dahlhaus stellt sich dem großen Jahresinterview mit der Redaktion.

Die Fahrt führt von Hagen rauf nach Breckerfeld. Nicht über die Selbecker Straße - die ist ja gesperrt. Sondern über die Osemundstraße, die irgendwann zur Prioreier Straße wird und das Auto nach einer kurvigen Fahrt fast mitten im Breckerfelder Zentrum „ausspuckt“. Treffen im Rathaus. Mit Bürgermeister André Dahlhaus wollen wir im Jahresinterview auf dieses Jahr blicken. Auf Themen und Projekte, aber auch Herausforderungen, die die Verwaltung bewegen.

Vor einem Jahr haben wir nach wichtigen Projekten gefragt. Zu einigen gibt es zumindest noch keine sichtbaren Fortschritte. Stichwort: Kita-Neubau und Neubaugebiet an der Klevinghauser Straße. Wie ist bei den Projekten der Stand?

Hier sind wir ein bedeutendes Stück vorangekommen. Wir haben bereits letztes Jahr den Auftrag für das eigentliche Gebäude erteilt, in dem künftig zwei Gruppen Platz finden können. Die Firma Marterio aus Soest wird einen Kita-Bau in Holzbauweise errichten, der natürlich auch energetisch allen heutigen Anforderungen entspricht - also beispielsweise eine PV-Anlage auf dem Dach hat und über eine Wärmepumpe verfügt. Die Arbeiten können voraussichtlich im März starten. Parallel dazu haben wir kurz vor Weihnachten den Auftrag für die Außenanlagen erteilt.

Dabei geht es nicht etwa nur um die Ausstattung mit Spielgeräten, sondern vielmehr um die komplette Zuwegung zum Gebäude über die Pastor-Hellweg-Straße und eine Rettungszufahrt über den Ostring. Außerdem muss eine Menge Material abgetragen werden, bei dem es sich um altes Bodenmaterial vom Sportplatz handelt. Das Jugendamt kümmert sich zudem um die Beschaffung der Innenausstattung. Stand jetzt könnte eine Eröffnung im Herbst/Winter erfolgen.

So weit wie hier sind wir mit dem Thema Neubaugebiet im letzten Jahr leider nicht gekommen...

Das Baugebiet Klevinghauser Straße ist ein Dauerthema – man hinkt schon fast zwei Jahre hinterher. Woran scheitert die Entwicklung des 46.988 Quadratmeter großen Areals?

Wir machen kleine Schritte voran. Es geht allerdings, das gebe ich zu, nicht so schnell, wie wir es uns wünschen würden. Es gab ja, wie hinlänglich bekannt ist, Bedenken wegen der Kapazität des Regenrückhaltebeckens, an das neben dem Heider Kopf auch Westfeld angeschlossen ist. Ein Ingenieurbüro hat dann geprüft, wie viele Flächen tatsächlich angeschlossen sind und wie ausgelastet die Kapazitäten sind. Das Ergebnis ist: Wir könnten das komplette Wasser des Neubaugebiets einleiten. Allerdings ist jetzt noch die Frage offen, wie viel Liter pro Sekunde wir in die saure Epscheid einleiten dürfen. Dazu befinden wir uns in der Abstimmung mit den Wasserbehörden.

Auf dieser Fläche soll das Neubaugebiet Klevinghauser Straße entstehen. 
Auf dieser Fläche soll das Neubaugebiet Klevinghauser Straße entstehen.  © WP | Michael Kleinrensing

Klingt kompliziert – und langwierig...

Man erkennt durch Projekte wie diese, wie schwierig es in Deutschland teilweise sein kann, größere Projekte zu gestalten. Es ist ein bürokratischer Aufwand - wobei die Fragestellungen an sich betrachtet natürlich richtig sind. In Summe aber kann das Projekte, die für eine Stadt total wichtig sein mögen, auch erheblich ausbremsen. Und in vielen Entscheidungen sind uns als Stadt dann die Hände gebunden.

Aber wir sind optimistisch, dass es jetzt weiter vorangeht. Wenn das Okay von der Wasserbehörde kommt, kann es endlich weitergehen.

Apropos weitergehen. Wie steht es denn um den Ausbau der Glörstraße? Der Märkische Kreis will sich ja nicht an der Finanzierung beteiligen. Was macht das mit der Planung des Projekts?

Ich kann hier jetzt nur aus Sicht der Stadt sprechen. Alle Gesellschafter haben für das Projekt - mit Ausnahme des Märkischen Kreises - ihr Okay avisiert und tragen die Finanzierung mit. Wir zahlen dabei natürlich einen Sonderbeitrag. Aktuell geht es darum, die wegfallende Finanzierung vom MK umzuverteilen und eine Vereinbarung zu finden, wie mit möglicherweise entstehenden Mehrkosten umgegangen wird. In der weiteren Planung müssen wir uns dann Gedanken machen, wie eine sinnvolle Umfahrung für die Zeit der Sanierung aussehen kann. Angepeilter Termin für den Baustart ist weiterhin Spätsommer/Herbst, wenn die Freizeit-Schwimmsaison vorbei ist. Wir sind also guter Dinge – und haben auch entsprechende Haushaltsmittel für dieses Jahr zurückgestellt...

Die marode Glörstraße muss saniert werden.
Die marode Glörstraße muss saniert werden. © WP | Michael Kleinrensing

Vielleicht ein krasser Themen-Sprung. Aber das Thema Zuwanderung beschäftigt derzeit viele Städte. Die Zuweisungszahlen nehmen massiv zu – und stellen vor allem die Städte mit Blick auf die Unterbringung der Menschen vor Herausforderungen. Wie ist die Situation hier in der Stadt?

Ähnlich wie in anderen Städten gibt es auch bei uns weiterhin hohe Zuweisungen. Es kommen sowohl Menschen aus der Ukraine aber auch anderen Herkunftsstaaten wie Syrien, Afghanistan oder dem afrikanischen Bereich nach Breckerfeld. Wir haben mittlerweile einen neuen Teilbereich in der Unterkunft Matthias-Claudius-Haus in Betrieb genommen, in dem rund 30 Personen untergebracht werden können. Wir wollen vermeiden, dass es so enge Belegungen der Unterkünfte gibt wie es 2015 war. Das führt automatisch zu mehr Problemen… Außerdem versuchen wir, Familien in Wohnungen zu vermitteln.

So viele Wohnungen gibt es in Breckerfeld ja nicht. Was ist, wenn diese Kapazitäten irgendwann nicht mehr reichen?

Wir haben in Breckerfeld zwar nur ein begrenztes Angebot auf dem Wohnungsmarkt, sind aber bislang damit gut zurechtgekommen. Wir versuchen, da wo es geht, umzuverteilen. Falls alle Stricke reißen sollten, könnte man möglicherweise auf den leerstehenden Heimathof bei Homborn zurückgreifen. Das Gebäude ist immer noch in einem guten Zustand und wurde im Rahmen der letzten Flüchtlingskrise als Unterkunft für Kinder und Jugendliche genutzt. Ursprünglich war in dem Gebäude eine Einrichtung für Männer in besonderen Lebenssituationen untergebracht. Wir bereiten uns also auf alle Szenarien vor.

Im Interview im letzten Jahr haben sie als ein wichtiges Projekt den barrierefreien Umbau der Haltestellen genannt. Wie geht es damit voran?

Das Matthias Claudius Haus wurde ausgebaut. Hier können jetzt 30 weitere Personen untergebracht werden.
Das Matthias Claudius Haus wurde ausgebaut. Hier können jetzt 30 weitere Personen untergebracht werden. © WP | Michael Kleinrensing

Projekte, die wir im letzten Jahr begonnen haben, konnten zum Teil noch nicht ganz abgeschlossen werden. Das hängt auch mit Materialengpässen sowie Fachkräftemangel zusammen. Im Laufe des Jahres – vermutlich ab der zweiten Jahreshälfte – soll dann noch der Busbahnhof umgebaut werden. Ein weiteres Anliegen bzw. großes Projekt wird parallel über das Jahr die Wiederherstellung der Waldwege. Sie sind durch die Holzabtransporte aber auch das Hochwasser massiv zerstört worden. Die Forstbetriebsgemeinschaft sowie der Landesbetrieb Wald und Holz hat dazu ein Schadenskataster aufgestellt. Wir wollen die Probleme nun nach und nach abarbeiten.