Elspe. Mit einem Bob-Dylan-Abend eröffnete BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken den „Indian Summer“ in Elspe. Auch Hund Fussel stürmte auf die Bühne.
Mit einem musikalisch-literarischen Sommerspecial eröffnete BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken die „Indian Summer“-Konzertreihe auf dem Gelände des Elspe-Festivals. Fast alles drehte sich an diesem eher leisen und leicht melancholischen Abend um Bob Dylan. „Für mich ist er der größte unter den amerikanischen Songwritern. Kein anderer Musiker hat mir einen tieferen Einblick in die amerikanische Seele gegeben. Viele meiner Songs wären ohne das Werk Bob Dylans nicht entstanden“, hat der 70 Jahre alt gewordene Niedecken einmal über den zehn Jahre älteren Literatur-Nobelpreisträger gesagt. Aber Wolfgang Niedecken wäre nicht Wolfgang Niedecken, wenn er sein großes Vorbild nicht ab und zu vom Sockel stoßen würde. Beispielsweise, wenn ein Konzert des lustlosen Dylan völlig aus dem Ruder gelaufen ist.
Der „Indian Summer“ in Elspe war kurz vor und auch noch während des Konzertes krachend zu Ende gegangen. Der Regen prasselte auf das Zeltdach, Blitze zuckten über der riesigen Bühne. Wenige Minuten vor dem Auftritt von Wolfgang Niedecken, der musikalisch kongenial von seinem langjährigen Freund, dem Pianisten, Arrangeur und Bigband-Dirigenten Mike Herting, begleitet wurde, schrubbten Techniker die letzten Pfützen vom Bühneneingang. Kurz nach 20 Uhr war es dann soweit. Mit leichter Verspätung betraten Niedecken, mit Hut und dunkler Brille, und Herting die Bühne.
„Mit der Band bin ich irgendwann schon mal hier gewesen. Es muss Ende des vorigen Jahrhunderts sein“, begrüßte Wolfgang Niedecken das Publikum, darunter viele BAP-Fans. „Diese Tour macht mir unglaublich Spaß nach dieser Zeit.“ Und dann bedankte sich der kölsche Jung mit dem Spitznamen „Südstadt-Dylan“ bei den Verantwortlichen, die das Risiko eingegangen sind und solche Konzerte nach der langen Corona-Zwangspause ermöglicht haben.
Im „Butterfahrtteil“ seines Programms stellte der gut gelaunte 70-Jährige, der mit BAP und als Solist ein wichtiges Stück deutscher Musikgeschichte geschrieben hat, sein Buch „Bob Dylan’s Amerika“ vor. Für den deutsch-französischen TV-Sender Arte war Niedecken 2017 in den USA unterwegs gewesen und hatte auch an Originalschauplätzen mit Freunden, Weggefährten und Journalisten über Bob Dylan gesprochen. Über diese Reise erzählt der Kölner in seinem Buch, mischt das mit persönlichen Erinnerungen und erinnert an seine musikalischen Anfänge, als aus dem Paul-McCartney-Typ am Quelle-Bass ein Sänger auf den Spuren von Bob Dylan wurde.
Vier Dylan-Strophen auf Bayerisch
Sein erstes kölsches Lied widmete der damalige Zivildienstleistende, der mit einem Freund „Essen auf Rädern“ auslieferte, seiner „Lieblingsoma“ zum 93. Geburtstag, der „lieben Frau Herrmann“. Nicht immer war Wolfgang Niedecken mit seinen mundartlichen Interpretationen zufrieden, verriet er am Donnerstagabend in Elspe. Mit der kölschen Version des Dylan-Klassikers „Like a Rolling Stone“ hat er mittlerweile aber seinen Frieden geschlossen, wovon sich die Zuhörer gerne überzeugen ließen.
Die USA-Tour 2017 auf den Spuren von Bob Dylan, dem Wolfgang Niedecken auch persönlich begegnet ist, war dem BAP-Gründungsmitglied eine Herzensangelegenheit. „Das war eine wunderbare Reise, aber anstrengend“, blickt Niedecken gerne zurück. In seinen Liedern wechselte der Anhänger des 1. FC Köln vom Englischen ins Kölsche. Dann legte er noch eine Schippe drauf und sang vier Strophen auf Bayerisch, was aber eher wie Österreichisch klang. Aber es waren ja auch keine Bayern im Publikum unter dem riesigen Zeltdach.
Und dann lief auch noch Niedeckens Hund „Fussel“ auf die Bühne, war nach wenigen Minuten aber schon wieder verschwunden. Der Vierbeiner mag keinen Applaus, verriet sein Herrchen schmunzelnd. Viel Beifall der Niedecken- und BAP-Fans gab es am Ende trotzdem. Dass passte zu diesem gelungenen musikalisch-literarischen Auftakt der „Indian Summer“-Konzertreihe auf dem Gelände des Elspe-Festivals, wo sonst Winnetou und sein Blutsbruder Old Shatterhand gegen das Böse kämpfen.