Kreis Olpe. Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung sieht „hohe Risiken für die kritische Infrastruktur“. Wie sich Polizei, Feuerwehr und Co. vorbereiten.

Wegen schnell steigender Inzidenzen im Zusammenhang mit der Omikron-Welle sieht der Corona-Expertenrat der Bundesregierung „hohe Risiken für die kritische Infrastruktur“. Die Sorge ist, dass es zu Engpässen kommt, wenn zu schnell viele Mitarbeiter ausfallen. Sei es, weil sie selbst infiziert wurden oder, weil sie in Quarantäne müssen. Die Bundesregierung erwartet von Betreibern kritischer Infrastrukturen, dass sie ihre Pandemiepläne „umgehend“ überprüfen und gewährleisten, „dass diese kurzfristig aktiviert werden können“. Wie gehen Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Strom- und Wasserversorgung im Kreis Olpe damit um?

Gelassen, aber auf alles gefasst, so sieht der Kreis Olpe der erwarteten Omikron-Welle ins Auge. „Notfallpläne für den Fall, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkrankt sind, gibt es schon seit geraumer Zeit. Diese werden immer aktualisiert und an die Lage angepasst“, so Landrat Theo Melcher. Für die Kreiswerke, den Rettungsdienst und die Kreisleitstelle, also für die Wasserversorgung, Gesundheitsversorgung und den Brand- und Bevölkerungsschutz, gibt es entsprechende Planungen, um den dauerhaften Dienstbetrieb sicher zu stellen. Darin seien besondere Verhaltensmaßnahmen, Zugangsbeschränkungen, Restriktion bei Aus- und Weiterbildung bis hin zu Urlaubssperren festgelegt.

Trotz Quarantäne zum Dienst?

Sollte dies immer noch nicht ausreichen, könnten auch infizierte Beschäftigte trotz Quarantäne zum Dienst gebeten werden. „Wenn jemand infiziert, aber nicht krank ist, werden wir überlegen, ob er in kritischen Bereichen nicht trotzdem arbeiten kann“, sagt Melcher und nennt dabei als Beispiel die Rettungsleitstelle. „Aber das ist der absolute Worstcase.“ Also das „letzte Mittel, um Dinge aufrecht zu erhalten“.

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Auch die Kommunen seien vorbereitet, hätten ihre Notfallpläne aufgestellt und könnten Krisenstäbe für außergewöhnliche Ereignisse schnell aktiveren. Die Abfall-Entsorgungsbetriebe im Kreis hätten ebenfalls schon während der gesamten Pandemie Vorkehrungen für einen möglichen Ausfall von mehreren Mitarbeitern getroffen, u.a. durch regelmäßige Tests, Personalverschiebungen oder die Einstellung von Leiharbeitern. Wenn alle Stricke reißen, könne auch hier und da der Abfuhrrhythmus gestreckt werden.

Wichtig sei, so Landrat Melcher, frühzeitig aktiv zu werden. „Wenn wir sehen, dass die Fälle steigen und Kolleginnen und Kollegen ausfallen, dann werden wir entsprechend reagieren. Ich sehe das im Moment angesichts der Zahlen bei uns nicht auf uns zukommen und gehe beruhigt in den Januar hinein. Aber wir müssen auf alles gefasst sein und gerade die Infektionszahlen in den Nachbarländern zeigen, da kommt was auf uns zu.“ Die entscheidende Frage werde nicht sein, ob die Welle kommt, sondern was aus der Infektionswelle resultiert, also die Zahl der Erkrankten und Schwererkrankten. Deshalb appelliert der Landrat weiterhin an alle noch Ungeimpften, sich impfen zu lassen, um das Risiko eines schweren oder sehr schweren Verlaufs einzudämmen.

Plan mit verschiedenen Stufen

Die Polizei Olpe hat einen Pandemieplan aufgestellt, der verschiedene Stufen – je nach Inzidenzlage und Betroffenheit der Behörde – beinhaltet. Erkrankte Kollegen würden „selbstverständlich während der Erkrankung keinen Dienst“ verrichten, teilt Esther Schöttke von der Kreispolizei auf Anfrage mit und betont, dass es immer wieder – nicht nur Corona-bedingt – Krankheitsausfälle gebe, sodass die Polizei sehr flexibel in der Dienstplanung aufgestellt sei. Man habe verschiedene Planungen, wie Kollegen ersetzt werden können, sodass die „Aufrechterhaltung der notwendigen polizeilichen Infrastruktur stets gewährleistet“ sei.

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Zu diesen Maßnahmen gehören unter anderem die Bildung von Kohorten, so dass immer dieselben Kollegen miteinander Dienst verrichten und bei einem möglichen Erkrankungsfall nur wenige Beamten aus dem Dienst genommen werden müssten. Zudem wird – wo es die Situation zulässt – die Möglichkeit von Homeoffice umgesetzt. Weitere Maßnahmen können beispielsweise die Umstellung des Schichtbetriebs sein sowie behördeninterne Personalaustausche. „Intern hat eine Aufgabenpriorisierung stattgefunden, die hilft, die Kernaufgaben der Polizei zu erfüllen“, erklärt Esther Schöttke. „Dazu gehört zum Beispiel die Besetzung der Leitstelle (Notruf) oder auch der Wach- und Wechseldienst.“

Wenig Kontakte, FFP2-Maskenpflicht

Bislang, berichtet Kreisbrandmeister Christoph Lütticke, habe sich kaum ein aktives Mitglied der Feuerwehren im Kreis Olpe infiziert. Doch natürlich weiß auch Lütticke, dass der Fall einer Infektion mit der Omikron-Variante in den Reihen der heimischen Löschgruppen eintreten kann. Deshalb hätten die Feuerwehren zuletzt ihre Notfallpläne aktualisiert. Wesentliche Inhalte: So wenig direkte Kontakte bei Einsätzen wie nötig, jeder trägt eine FFP2-Maske, Übungen nur noch in Kleinstgruppen und Jahresabschlussbesprechungen und ähnliches werden abgesagt. Und wenn doch mal ein Kollegen einer Einheit coronabedingt in Quarantäne müsse, helfen andere Löschgruppen mit Personal aus. „Am Ende müssen wir aber noch in der Lage sein, Einsätze auch mit Personal an Bord zu fahren“, dürfen laut Lütticke sämtliche Notfallpläne nicht dazu führen, dass eine Feuerwehreinheit nicht mehr einsatzfähig ist.

Dr. Gereon Blum, Verwaltungschef für die Krankenhäuser in Olpe und Lennestadt, erklärt: „Aus der ersten und zweiten Welle mit entsprechend hohen Ausfällen an Mitarbeitern gibt es bereits Pläne, die je nach Erfordernis aktiviert werden können.“ Dabei komme der Hospitalgesellschaft zugute, „dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern über ausreichend Personal in der Pflege verfügt und im Bedarfsfall standortübergreifend Personalkapazitäten bündeln oder verschieben kann.“