Attendorn. Die Treffen der Ennester Pote, Kölner Poorte, Waterpoote, Niedersten Poorte und des Gesamtvereins sind bereits verschoben worden.
Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Dominoeffekt im Attendorner Traditionskalender. „Wir waren die ersten im letzten Jahr“, sagt Jürgen Koopmann, Poskevatter der Kölner Poorte.
Die Karnevalisten hatten 2020 noch großes Glück und kamen mit einem tiefblauen Auge davon. Ein paar Wochen später sorgte das tückische Virus für den Ausfall des jahrhundertealten Osterbrauchtums. Auch das Schützenfest Anfang Juli musste abgesagt werden. In diesem Jahr ist der Karneval in Kattfilleria bereits ausgefallen, Osterbräuche und Schützenfest dürften – Stand heute – folgen.
Traditionell treffen sich die Poskebrüder kurz nach Karneval zu ihren Generalversammlungen. Die Treffen der Ennester Pote, Kölner Poorte, Waterpoote, Niedersten Poorte und des Gesamtvereins sind bereits verschoben worden und sollen später nachgeholt werden, wenn es die Corona-Situation zulässt. Alle Vorstandsmitglieder bleiben bis dahin im Amt.
„Der eine oder andere hat noch ein bisschen Hoffnung“, weiß Dieter Hundt. Aber der Geschäftsführer des Osterfeuervereins Attendorn gehört nicht dazu. Der Mann aus der Kölner Poorte und Sohn des unvergessenen Poskevatters Paul „Lehmann“ Hundt geht davon aus, dass das Holzstellen und Abbrennen der Osterkreuze in diesem Jahr ausfallen werden, wie alle anderen Osterbräuche auch. Damit würde das Corona-Virus zum zweiten Mal das über die Hansestadt hinaus bekannte Brauchtum lahmlegen.
„Ich bin sehr traurig“
Das hat selbst der Zweite Weltkrieg nicht geschafft. „1943 und 1944 sind die Kreuze tagsüber abgebrannt worden“, berichtet Dieter Hundt. Wegen der Luftangriffe wurde die Tradition 1945 verboten. „Aber schon 1946 sind wieder Osterfeuer abgebrannt worden. Dabei gab es noch keinen Verein“, hat er im Geschichtsbuch geblättert.
Unsere Zeitung hat sich in den vier Po(or)ten umgehört. Die Reaktionen sind eindeutig. „Ich bin sehr traurig“, sagt Sebastian Fecker, Poskevatter der Niederste Poorte. „Mir blutet das Herz“, betont Alexander Tarnow, Poskevatter der Ennester Pote. Aber alle, mit denen wir gesprochen haben, sind sich darüber im Klaren, dass es wohl keine Alternative zur Absage gibt. „Man muss es offen sagen: Es geht einfach nicht“, macht sich Peter Höffer, Pressewart der Waterpoote, nichts vor. Selbst wenn die Vorschriften in einigen Wochen gelockert werden sollten und wieder Treffen mit mehreren Personen eines anderen Haushalts möglich sind.
Wie soll das beim Holzstellen oder Aufstellen der Kreuze gehen? „Wenn wir nur mit ein paar Mann ein Feuerchen auf dem Osterkopp machen, zieht das andere Leute an“, nennt Peter „Pittjes“ Höffer ein Beispiel. Einlasskontrollen oder Zählappelle in den vier Po(or)ten? Unvorstellbar. Für Alexander Tarnow, der schon auf Karneval verzichten musste, ist das „eine ganz traurige Zeit“. „Wir müssen warten, was die Behörden entscheiden. Aber ich glaube, Ostern 2021 wird wieder nichts“, hat der Poskevatter der Ennester Pote das Osterbrauchtum innerlich schon abgehakt.
Ein Osterbrauchtum „light“ kann sich Tarnow nicht vorstellen. Seine Devise lautet: „Entweder ganz oder gar nicht.“ An negative Auswirkungen für seine Pote glaubt er nicht. Stattdessen setzt er darauf, dass die Attendorner im nächsten Jahr „Entzugserscheinungen“ haben.
Nicht direkt absagen
Jürgen Koopmann ist vor zwei Jahren als Nachfolger von „Hansel“ Gerbe zum neuen Poskevatter der Kölner Poorte gewählt worden. Drei Jahre Chef im Kölner Tor und erst einmal die Kommandos beim Aufstellen des Osterkreuzes gegeben: „Das ist schon schade“, blickt Koopmann auf seine bisherige Amtszeit zurück. Im letzten Jahr sind seine Poskebrüder einmal Holzstellen gewesen. Am Samstag darauf wurde der Kopp aufgeräumt – dann war Schluss. „Es zeichnet sich ab, dass es nicht geht. Aber wir wollten nicht direkt absagen“, begründet Jürgen Koopmann die vorsichtige Linie des Gesamtvereins. Sebastian Fecker steht seit zwölf Jahren an der Spitze der Niedersten Poorte, davor war er lange Zeit stellvertretender Poskevatter. In diesem Jahr steht Fecker zur Wahl, aber noch ist kein Termin für die Generalversammlung in Sicht. Das Holzstellen am 6. März ist bereits abgesagt worden.
Im Jubiläumsjahr 2022, wenn die Stadt ihr 800-jähriges Jubiläum feiert, hoffen alle Poskebrüder auf ein normales Osterfest, mit allem was dazugehört: Holzstellen, Aufstellen und Abbrennen der Osterkreuze, Semmelsegnen und Osterprozession. Beim Gesamtverein gibt es zudem Überlegungen, auf dem Osterkopp der Waterpoote Meilertage zu veranstalten.