Kreis Olpe. Nicht mehr alle Menschen haben ab Juli Anspruch auf kostenlose Schnelltests. Trotzdem wollen Betreiber die Tests weiterhin kostenfrei anbieten.
Schon ab dem 30. Juni sollen für den Großteil der Bevölkerung die kostenlosen Schnelltests wegfallen. Auf diese haben dann nur noch vulnerable Personengruppen einen Anspruch. Dazu gehören unter anderem Kinder bis fünf Jahren, Frauen zu Beginn der Schwangerschaft, Haushaltsangehörige von Infizierten, Menschen, die sich nicht impfen lassen können, sowie Besucher von Kliniken und Pflegeheimen. Alle anderen sollen dann laut Bundesgesundheitsministerium einen Eigenanteil von 3 Euro zahlen – und auch nur dann, wenn sie beispielsweise Veranstaltungen in Innenräumen besuchen (sogenannte „Risikoexposition“). Die Länder haben die Möglichkeit, die Eigenbeteiligung zu übernehmen. Nach Auskunft von Stefanie Gerlach, Pressesprecherin des Kreises Olpe, sei das in NRW aber nicht der Fall. Von anlasslosen Tests wird ganz abgeraten, um eine Überlastung der Labore zu verhindern. Wer dennoch einen Schnelltest machen möchte, muss den vollen Preis zahlen.
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Vom Wegfall der kostenlosen Coronatests sind Besucher von Seniorenzentren nicht betroffen. Wer nachweisen kann, dass er einen Seniorenhausbewohner besucht, der über 60 Jahre alt ist und zu den vulnerablen Risiko-Gruppen gehört, muss nichts bezahlen. Das sagte am Mittwoch Vormittag Ronald Buchmann, Verwaltungschef aller Senioreneinrichtungen der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) im Kreis Olpe: „Wir gehen davon aus, dass sich für uns wenig bis nichts ändern wird. Laut der neuen Corona-Testverordnung werden wir unseren Besuchern vor ihren Besuchen ein Zertifikat darüber ausstellen, und damit werden diese Personen ihren Corona-Schnelltest auch weiterhin kostenlos erhalten.“
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Praktisches Beispiel: Zertifiziert werde, dass Herr oder Frau Mustermann im St.-Gerhardus-Haus in Drolshagen eine Verwandte hätten, die 93 Jahre alt sei und zu den Corona-Risikogruppen gehöre. Damit könnten die Mustermanns in die nächste Teststation gehen und ihren kostenlosen Bürgertest wie bisher erhalten. In den GFO-Seniorenhäusern würden weiterhin alle Beschäftigten zweimal in der Woche im Haus getestet, diese Kosten übernehme nach wie vor auch das Land, allerdings mit etwas abgesenkten Kostensätzen. Offizielle Post vom Gesundheitsministerium NRW habe die GFO noch nicht erhalten: „Es gibt verschiedene Quellen, aus denen wir uns informieren“, sagt Buchmann und kritisiert, dass erneut kurzfristig gehandelt werde: „Es ist schon ärgerlich, dass wir wieder einmal keinen vernünftigen Vorlauf haben.“
Apotheke will weiterhin für alle kostenlose Schnelltests anbieten
Beruhigende Nachrichten indes hat Dr. Gerd Franke, in Drolshagen lebender Apotheker und auch Betreiber der Schnellteststelle in der ehemaligen Agatha-Apotheke an der Martinstraße in Olpe: „Bei uns wird keiner bezahlen müssen. Wir werden die Tests für alle ohne Zuzahlung lassen.“ Er will so den „großen logistischen Aufwand“ vermeiden, der nötig wäre, um die Zuzahlung zu umgehen. „Diese ganze neue Regelung ist extrem praxisfremd.“ Im Prinzip seien die kostenlosen Bürgertests für alle abgeschafft. „Künftig hat nicht mehr jeder das Recht auf einen Bürgertest.“ In einem ersten Schritt sei geregelt, wer überhaupt noch einen Bürgertest erhalte, der mit einem Zuschuss vom Bund gefördert werde. Das seien beispielsweise Menschen, die an einer Veranstaltung in einem geschlossenen Raum teilnehmen wollen oder die einen über 60 Jahre alten Angehörigen in der Familie haben. Und dann folge der zweite Schritt, der kläre, welche dieser überhaupt zum Test zugelassenen Personen eine Zuzahlung von 3 Euro leisten müssten und welche nicht. „Wie soll das gehen? Wie soll mir jemand nachweisen, dass er gleich einen Krankenbesuch vorhat?“ Um dazu beizutragen, dass auch künftig eine hohe Testfrequenz herrsche und niemand bestraft werde, weil er bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt, habe er sich entschieden, die 3 Euro zu übernehmen und weiterhin alle Kundinnen und Kunden der Teststelle ohne Zuzahlung zu testen.
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So weit geht Florian Junker nicht, der die Teststelle an der Olper Hütte betreibt. „Alles, was ich zum jetzigen Zeitpunkt verlässlich sagen kann, ist, dass wir geöffnet bleiben und weitermachen.“ Für weitere Details sehe er noch keine ausreichende Grundlage. Für Tests bezahlen, so seine Vermutung, werde aber ohnehin kaum jemand, denn als Grundlage für die Frage, ob jemand 3 Euro selbst tragen müsse oder nicht, müsse die Angabe der zu testenden Person ausreichen. „Ich kann ja nicht hinterhergehen und nachsehen, ob derjenige wirklich jemanden im Krankenhaus besucht.“ An seiner Teststelle werde dies ab dem 1. Juli wohl mit einer Ankreuz-Lösung realisiert: Bei der Anmeldung kann jeder Proband selbst erklären, ob er testberechtigt ist und ob eine Zuzahlung erfolgen muss. Ohnehin geht Junker davon aus, dass die derzeitige politische Situation dafür sorge, dass „im Herbst wieder laut nach Bürgertests geschrien wird, weil wir voll in die nächste Welle fahren“. Ähnliches berichtet Julian Halbe, Pressesprecher beim DRK, das hauptsächlich in Rhode und Lennestadt noch Teststellen betreibt: „Wir sind aktuell noch in der Klärung mit dem Gesundheitsamt, ob und wie wir die 3 Euro kassieren werden.“