Attendorn. Die Attendorner SPD-Fraktion beantragt, die Begehbarkeit des Denkmals am Nordwall zu untersuchen. Was über den Pulverturm bekannt ist.

Der Pulverturm in Attendorn – hier mit der historischen Eingangstür.
Der Pulverturm in Attendorn – hier mit der historischen Eingangstür. © WP | Flemming Krause

In der Wahrnehmung auf den Straßen der Hansestadt Attendorn kommt der Pulverturm „Am Kleinen Graben“ zwischen Nordwall und Ennester Straße nur schwer an seinem „großen Bruder“, dem nahe gelegenen Bieketurm, vorbei. Während Zweitgenannter, bekanntlich Zeughaus und Museum der Schützen, jüngst vom Efeu befreit und grundlegend saniert wurde, „fristet der historische Pulverturm ein eher stiefmütterliches Dasein“, schreibt die Attendorner SPD-Fraktion in einem Antrag aus dem April, der in der nächsten Sitzung des zuständigen Ausschusses am Mittwoch, 1. September, ab 17 Uhr in der Stadthalle diskutiert wird.

Die Sozialdemokraten regen nämlich an, den kleinen Turm aus dem 13. Jahrhundert begehbar zu machen – sofern das möglich ist. Natürlich unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und möglicher Fördermöglichkeiten.

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„Der Pulverturm hat als ehemaliger Gefängnisturm in seinem jetzigen Zustand kaum Bedeutung“, schreiben die Sozialdemokraten und betonen, dass zumindest bei den historischen Führung durch die Hansestadt, die im kommenden Jahr 800 Jahre alt wird, der Pulverturm geöffnet werden sollte. Damit beispielsweise kleinere Gruppen bei den Rundgängen einen Blick hinwerfen können. Reizvoll erscheint der Gedanke, dass der Besucher dabei auch durch das sogenannte Hexenloch (Gefängnisloch) schaut.

Hexenloch nicht bewiesen

Stadtarchivar Otto Höffer bremst jedoch jegliche Vorfreude: „Ein sogenanntes Hexenloch gehört zum jetzigen Zeitpunkt in die Gattung Märchen und ist durch nichts belegt.“ Fakt ist hingegen: Der Pulverturm, der sich im Besitz der Stadt befindet und wie der Bieketurm zur ehemaligen Stadtmauer gehörte, verfügt über keine innere Verbindung zwischen den einzelnen Geschossen. „Die beiden Obergeschosse sind nur von außen mittels einer Leiter erreichbar“, erklärt der Stadtarchivar.

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Der Pulverturm als einer von insgesamt zwölf Türmen wurde im Rahmen der Neuanlage der Stadtbefestigung errichtet und für Verteidigungszwecke genutzt, erklärt Otto Höffer. Der Wehrgang über die alte Stadtmauer, deren Überreste heute noch am Kölner Tor in der Abzweigung Breite Straße/Am Spindelsburggraben zu sehen sind, führte durch das Mittelgeschoss des Turmes, der urkundlich auch als „Diebturm“ bezeichnet wird. Das wiederum deutet darauf hin, dass der Turm tatsächlich als Gefängnis genutzt wurde. „Dafür spricht auch noch die historische Eingangstür“, ergänzt Höffer.

Erdgeschoss für Lagerzwecke

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Turm als Munitionslager eines Landwehrbataillons genutzt – dadurch entstand letztlich auch der Name Pulverturm. Seit Ende des 19. Jahrhunderts, erklärt der Stadtarchivar, war das Erdgeschoss für Lagerzwecke an Nachbarn vermietet, heute steht das Denkmal am Nordwall leer.

Vielleicht auch deshalb genießt der Pulverturm nicht dasselbe Ansehen wie sein großer Bruder, der Bieketurm. Genau das soll sich nach dem Willen der Attendorner SPD in Zukunft aber ändern.