Kreis Olpe. Am Montag nimmt das Impfzentrum des Kreises Olpe seine Arbeit auf. Bis Rentner wie Manfred Orth in Attendorn dran sind, dauert es noch Wochen.

Seit dem 25. Januar läuft die Vergabe von Impfterminen für Menschen über 80 Jahre. Also für jene Senioren, die ab kommender Woche Montag, 8. Februar, im Impfzentrum des Kreises Olpe in Attendorn ihre erste Spritze bekommen– sofern sie nicht im Senioren- oder Pflegeheim leben und schon geimpft sind.

Nach dem holprigen Vergabestart aufgrund technischer Probleme – die Server und die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die für die Koordination zuständig ist, hielten dem immensen Andrang nicht stand – ist eine Besserung eingetreten. Die Senioren kommen also durch. Dennoch sind viele frustriert, weil Termine für Februar und März offenbar schon alle vergeben sind. Das ergab zumindest eine stichprobenartige Umfrage dieser Redaktion.

Zweitimpfungen am 30. Januar abgeschlossen

Am 30. Januar, so erklärt Dr, Martin Junker aus Olpe in einer Presseerklärung, wurden im Kreis Olpe in den Pflegeeinrichtungen die Zweitimpfungen gegen Covid-19 mit dem Biontech-Impfstoff erfolgreich abgeschlossen. Nunmehr sind alle Berechtigten der Alten- und Pflegeheime mit ihren Mitarbeitern, soweit gewünscht, gegen Covid-19g eschützt. Dazu konnten gleichfalls in der höchsten Priorisierungsstufe gelistete Hilfsberufe durch klug eingesetzte „Überhänge“ an Impfstoff mit geschützt werden, so Junker. Somit könnten bis auf wenige „Nachzügler“ die Kräfte im Kreis Olpe voll auf den zukünftigen Betrieb im Impfzentrum des Kreise Olpe in Attendorn konzentriert werden.

Ein Lied davon kann zum Beispiel Manfred Heuel aus Olpe singen. Der 86-jährige Rentner beklagt sich: „Frohen Mutes habe ich mich an die Arbeit gemacht, um in Attendorn einen Impftermin zu bekommen. Einfacher gesagt als getan. Im Internet wurden mir eine Reihe von freien Termin angeboten, was mich erstaunte. Ich habe einen passenden Termin ausgesucht, angeklickt und verbindlich gebucht. Und siehe da, der Termin war schon ,gebucht’ – nur nicht von mir. Das gleiche Spiel wiederholte sich immer wieder, bis ich endlich einen Termin fest gebucht hatte.“

100.000 Termine freigeschaltet

Glaubte der Senior aus Olpe zumindest. Heuel: „Danach versuchte ich den zweiten Impftermin zu buchen. Ich wurde eines Besseren belehrt.“ Denn offenbar hatte das System seine erste Impfbuchung nicht registriert. „Ich war und bin immer noch sprachlos. Die letzte Mail erhielt ich am 29. Januar mit dem Hinweis, dass in meiner Region leider aktuell keine Termine verfügbar sind. Ich bin wieder dort gelandet, wo ich angefangen habe: nämlich bei Null.“

Manfred Orth aus Elben, laut eigner Aussage ein „junger 80er“, ist zumindest einen kleinen Schritt weiter als Heuel und hat seine beiden Impf-Termine schon bekommen. Allerdings erst am 7. April und später dann am 27. April. „Das sind noch neun Wochen bis zum ersten Termin, das glaubt man kaum. Leider kann ich es nicht ändern.“

Ein Phänomen, das der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe bekannt ist. Am vergangenen Wochenende seien daher kleinere Terminkontingente für die Region im Online-Buchungssystem freigeschaltet worden, am Montag dann noch einmal rund 100.000 weitere Termine für Westfalen-Lippe insgesamt in einem Termin-Buchungsfenster bis Ende April. „Impfberechtigte Bürger, die noch keinen Termin haben, können sich also weiterhin an die Hotline wenden oder einen Termin über das Online-Buchungssystem vereinbaren“, erklärt KVWL-Pressesprecherin Vanessa Pudlow auf Nachfrage.

Weniger kritische Kommentare

Frohen Mutes ist auch Dr. Martin Junker, der gleichzeitig Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für die Kreise Olpe, Siegen und MK ist. Nach den Terminierungsschwierigkeiten der vergangenen Tage für die Ü-80-Gruppe, die sich mit Schaltung weiterer Termine für April hoffentlich verflüchtigen werde, könnten auch die kritischen Kommentare weniger werden – sofern der Impfstoff auch wirklich ankommt, hofft der Olper Hausarzt.

Grundsätzlich ist er der Meinung: „Zum Glück wollen sich zunehmend mehr Menschen impfen lassen, denn Impfen schützt. Nach den bisherigen Erfahrungen sind bei den Tausenden von Impfungen keine wesentlichen Reaktionen aufgetreten, die meisten haben genauso wenig bemerkt wie von einer Grippe-Impfung.“

Wie viele der rund 8700 Über-80-Jährigen aus dem Kreis Olpe, die nicht in einem Senioren- oder Pflegeheim leben, bereits einen Termin im Attendorner Impfzentrum erhalten haben, ist nicht bekannt. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe könne die Zahlen nicht auf den Kreis herunterbrechen.