Haspe. Wie geht es eigentlich den Eichen, die im November die Waldretter gepflanzt haben? Wir haben an der Hasper Talsperre mal vorbeigeschaut.

Die Sommersonne hat an diesem Ferien-Vormittag schon reichlich Kraft. Der Waldboden ist zumindest in den oberen Schichten entsprechend ausgetrocknet. Doch die jungen Eichen – ummantelt mit einer kompostierbaren Kunststoff-Hülle (Tubex) – wachsen dennoch in einem Feuchtklima. „Der Tau der Nacht hält sich in der Wuchshülle, so dass dort ein Mikroklima wie in einem Gewächshaus herrscht“, beschreibt der Hagener Forst-Experte Martin Holl die Situation. Mitte November haben die Leser dieser Zeitung im Regen am Fuße der Hasper Talsperre im Rahmen des Waldretter-Projektes 1000 Stieleichen in der Erde eines Südhangs versenkt. Acht Monate später treiben die im Verborgenen sich entwickelnden jungen Setzlinge bereits reichlich grünes Blattwerk und recken sich im Schutze der champagnerfarbenen Ummantelung in die Höhe.

Bei klassischem nasskaltem November-Wetter hatten im vergangenen Herbst etwa 100 engagierte Forstbewahrer mit dem Spaten schweißtreibend 1000 Löcher in den Hang getrieben, um dort Pflanzmulden für 40 Nester (Klumpen) à 25 Stieleichen in das verwurzelte Erdreich zu treiben. Bereits in der Folgewoche platzierten die Profis vom Wirtschaftsbetrieb Hagen neben jedem Setzling noch einen Pflanzstock, an dem wiederum die Schutzhüllen befestigt wurden. Wesentliches Ziel dieses eher futuristisch anmutenden Anblicks: dem Rehwild keinen Schlemmerhang mit jungen Gehölzen zu überlassen. „Der Wilddruck ist hier relativ hoch“, skizziert Holl, Leiter des Forst-Ressorts beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), die Situation. Erst wenn die Eichen mit ihrem Blattwerk in etwa zwei bis fünf Jahren eine Höhe jenseits der 1,40 Meter erreicht haben, werden die Kunststoff-Ummantelungen wieder entfernt.

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Martin Holl, Leiter des Forstressorts beim Wirtschaftsbetrieb Hagen, öffnet den Kunststoffschutz, und präsentiert die prächtig sprießende Stieleiche.
Martin Holl, Leiter des Forstressorts beim Wirtschaftsbetrieb Hagen, öffnet den Kunststoffschutz, und präsentiert die prächtig sprießende Stieleiche. © WP | Michael Kleinrensing

eute recken sich zwischen den 40 Stieleichen-Nestern auf dem gut einen Hektar großen Hang auch schon junge Ahorn-Bäume aus dem Erdboden, an deren zartem Grün sich prompt erste Bissspuren von Rehen erkennen lassen. Auch Buchen und Birken haben sich aus der angrenzenden Bewaldung auf der gerodeten Waldfläche ausgebreitet – selbst einige junge Fichten versuchen der Borkenkäfer-Apokalypse zu trotzen.

Vom Wanderweg aus wuchern zudem erste Brombeeren als klassisches Standard-Begleitgrün auf die Fläche. Hier müssen sich die jungen Bäume jetzt einem Wettbewerb stellen: Sollten sie durch schnellen Wuchs sich dem Licht schneller entgegenstrecken als die Brombeeren nahen, könnten sie sich dort zu einem soliden Mischwald weiterentwickeln. Die WBH-Forstleute werden erst in 10 bis 15 Jahren pflegerisch auf dem Hang wieder eingreifen. Dann geht es auch um die Frage, ob die natürliche Mischung dort in den nächsten Jahrzehnten existenzfähig ist oder zwischen den Stieleichen-Nestern eventuell noch Hainbuchen und Linden nachgepflanzt werden.

Einige Fichten bleiben stehen

Ansonsten sind die Fichtenbestände rund um die Hasper Talsperre – mal abgesehen von einigen aufgestapelten Restholzbeständen – inzwischen weitgehend verschwunden. „Wir werden bloß noch am Nordufer Verkehrssicherung betreiben – also jene Totholz-Fichten fällen, die bei Sturm auf den Wanderweg stürzen könnten.“ Die übrigen Stämme überlässt der WBH ihrem Schicksal, zumal es in den unwegsamen Hängen auch keine Erschließungswege gibt, um die Hölzer aus dem Wald zu schaffen. Ohne Wiederaufforstung wird es hier in den nächsten Jahrzehnten zu einer natürlichen Walderneuerung kommen.

Der Borkenkäfer hat derweil in Hagen weite Teile des Fichtenholzbestandes komplett zerstört. „Bei der Betriebsinventur im Jahr 2006 standen auf den städtischen Forstflächen noch 25,4 Prozent Fichten – in diesem Jahr liegen wir im tiefsten einstelligen Bereich“, macht Holl deutlich, dass die Tiere ein Viertel des gesamten kommunalen Waldbestandes vernichtet haben. Mangels Alternativen machen sich die Käfer, von denen bis zu 25.000 Exemplare sich durch eine Fichte fressen, inzwischen über die Lärchen in den Wäldern her.