Hagen. Der heimische Wald leidet unter dem Klimawandel. Was zu tun ist, erläuterte im Freilichtmuseum der Hochschullehrer Prof. Dr. Jürgen Bauhus.
„Wälder an den Klimawandel anpassen - eine Daueraufgabe, die umfangreiche Investitionen in einer Situation großer Unsicherheit erfordert“, lässt Prof. Dr. Jürgen Bauhus keinen Zweifel an der Größe der ökologischen Aufgabe. Der Klimawandel, so der international anerkannte Experte weiter, stelle uns vor gewaltige Probleme: „Probleme erfordern Lösungen - allerdings keinen einfachen Lösungen.“
Wege zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel stellte der Wissenschaftler am Freitagabend im Hagener Freilichtmuseum vor. Er ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik und Professor für Waldbau der Universität Freiburg. Dass dieser international anerkannte Hochschullehrer den Weg ins Hagener Freilichtmuseum fand und dort – neben der parallelen Zuhörerschaft im Internet – vor interessierten Zuhörern seine Thesen erläuterte, war dem Team des Forschungsschwerpunktes Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit der Fernuniversität Hagen zu verdanken. Direktor dort ist der inzwischen emeritierte Professor Alfred Endres, der diesen Zweig an der Fernuni aufgebaut und etabliert hat und nicht ohne Stolz den namhaften Gastreferenten im Mäckinger Bachtal begrüßte. In einer Museumskulisse, an deren Hängen die Spuren des Klimawandels und des Borkenkäferbefalls zuletzt tiefe, noch viele Jahrzehnte sichtbare Narben hinterlassen haben.
Folgen in Hagen sichtbar
Mit etwa 11,4 Millionen Hektar Wald gilt Deutschland als holzreichstes Land Europas. Ganze 42 Prozent der Fläche werden beispielsweise in Hagen von Forst abgedeckt. Dies macht die kreisfreie Kommune zur waldreichsten Großstadt in Nordrhein-Westfalen. Klar ist damit aber auch: Die Folgen des Klimawandels sind an Volme, Lenne, Ennepe und Ruhr erheblich spür- und sichtbar. Die Flutkatastrophe des vergangenen Jahres hat schmerzlich und vor allem kostspielig deutlich gemacht, wie folgenschwer der Klimawandel seine Spuren hinterlässt.
„Wir benötigen einen Pakt zwischen Gesellschaft und Waldbesitzenden, damit letztere den Wald im Sinne der Gesellschaft zur Bereitstellung aller Ökosystemleistungen bewirtschaften können“, lautete entsprechend die zentrale Forderung des Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik der Bundesregierung. Aber wie geht es nun konkret weiter und was gilt es nun anzupassen? Eine Frage, so Bauhus, die diese Gesellschaft dringend beantworten müsse.
Bessere Mischung der Bäume
So steht es momentan generell um die Waldgesundheit: Zwar beobachtet man einerseits eine positive Entwicklung der Baumartenmischungen hin zu mehr Natürlichkeit, aber die Branche erlebt andererseits einen deutlichen Vitalitätsverlust und eine erhöhte Sterberate der Bäume. Gründe dafür sind vor allem eine Zunahme von Schädlingen und Krankheiten wie beispielsweise den Borkenkäfer, der sich durch den Klimawandel leichter vermehren kann. Hinzu kommen Wildverbiss und menschliche Aktivitäten, die zu einer Anreicherung von Nährstoffen in ursprünglich nährstoffarmen Gewässern führen. Folgen des Ganzen sind unter anderem die vom Aussterben bedrohte Esche.
Um den Prozess zu stoppen, stellte der Wissenschaftler einige Beispiele für waldbauliche Anpassungsoptionen in seinem anspruchsvollen Fachvortrag vor: Kurzfristig gesehen sei eine Erhöhung von Trockenstressresistenz und -resilienz bestehender Wälder mittels Durchforstung geboten. Langfristig gesehen müssten jedoch andere Lösungen her wie beispielsweise eine Anpassung durch Baumartenwechsel mit einheimischen und eingeführten Baumarten. Daher schrieb Prof. Bauhus der Zuhörerschaft ins Stammbuch: „Wir haben viele Möglichkeiten, bestehende Wälder resistenter, resilienter und anpassungsfähiger zu gestalten. Aber ein großer Teil der Wälder bedarf einer aktiven Anpassung.“