Attendorn. Im Interview spricht Friederike Brodhun aus Helden über ihre neue Rolle als Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes. Worauf sie besonders Wert legt:
Seit wenigen Wochen steht eine promovierte Politikwissenschaftlerin an der Spitze der Attendorner CDU: Auf den Heldener Sebastian Ohm, der wie sein Stellvertreter Rolf Schöpf nach internen Streitigkeiten den Stadtverbandsvorsitz abgegeben hatte, folgt die zugezogene Heldenerin Friederike Brodhun, die mit ihrer Familie vor etwa vier Jahren ins Repetal kam. Wir sprachen mit der 40-Jährigen, die verheiratet und Mutter zweier Kinder ist, über die Arbeit, die ihr als neue CDU-Chefin in der Hansestadt bevorsteht, und über das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl.
Die CDU hat bei der Bundestagswahl eine schmerzhafte Niederlage einstecken müssen. Wie kommt die Partei aus der Krise heraus?
Friederike Brodhun Indem das Ergebnis auf allen Ebenen analysiert wird und wir genau schauen, was wir in Zukunft anders machen müssen. Ich darf aber auch sagen, dass unser Kandidat Florian Müller ein gutes Ergebnis erzielt hat. Das hat er sich durch seinen engagierten Wahlkampf verdient.
Hat dieses schwache Ergebnis Einfluss auf die Arbeit der CDU in Attendorn?
Nun ja, für uns sehe ich den klaren Auftrag, dass wir motiviert bei der Sache bleiben und uns durch das Ergebnis auf Bundesebene nicht demotivieren lassen.
Was erwarten Sie von Florian Müller als Bundestagsabgeordneter in Berlin?
Er hat immer gesagt, dass wir Wirtschafts- und Wohlstandsregion bleiben wollen. Das ist auch mein Ziel. Ich weiß, dass er unsere Interessen bestens vertreten wird und er ein offenes Ohr für uns hat. Die konkreten Anliegen aus Attendorn werde ich ihm natürlich mitteilen. Sei es aus unserer Partei heraus oder auch von den Bürgern, die wir vertreten.
Innerhalb ihrer Partei, vor allem in der Fraktion, ist es zu Rissen gekommen. Rolf Schöpf, Ratsmitglied und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbandes, hatte im Gespräch mit unserer Zeitung von permanenten Anfeindungen und Misstrauen gesprochen. Wie schaffen Sie es, die CDU in Attendorn wieder zu einen?
Mit dieser Frage habe ich gerechnet. Es wird ein langer Prozess und es geht auch nicht von heute auf morgen. Wir schauen jetzt gemeinsam nach vorne, wollen Vertrauen schaffen und gemeinsam alles dafür tun, dass wir Politik als das verstehen, was es ist: ein Gemeinschaftswerk, das Freude bereitet.
Sie wollen die Vergangenheit also ruhen lassen?
Wir im geschäftsführenden Vorstand des Stadtverbandes sind alle neu dabei, haben neue Ideen und schauen jetzt nach vorne. Denn die Kommunalwahl wirft ihre Schatten voraus.
Gutes Stichwort. Attendorn ist bekanntlich die einzige Kommune im Kreis, die keinen CDU-Bürgermeister stellt. Wie schaffen Sie bei der nächsten Kommunalwahl die Ablösung?
Das ist die Aufgabe für die nächsten Jahre. Wir wollen wieder stärkste Kraft in Attendorn werden. Das geht nur, wenn wir parteiintern gut zusammenarbeiten. Ich bin sehr optimistisch, dass wir es schaffen.
Der neue Stadtverbandsvorstand mit Ihnen an der Spitze hat sich einen „Wandel im Rathaus“ als politisches Ziel gesetzt. Welchen Wandel stellen Sie sich vor?
Zur Person
Dr. Friederike Brodhun ist 40 Jahre jung, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie arbeitet im Graduiertenzentrum der Uni Siegen. Politikwissenschaften hat die neue Attendorner CDU-Chefin in Münster studiert.Politisch ist sie seit fast 20 Jahren aktiv und hat sich vor ihrer Zeit in der Hansestadt unter anderem in der Jungen Union engagiert.
Wir brauchen offene Türen im Rathaus. Die Menschen müssen sich dort ernst und gut aufgenommen fühlen. Entscheidungen, die diese Stadt nach vorne bringen können, müssen schneller getroffen werden. Es ist wichtig, dass weniger die Verwaltung und dafür stärker die Politik den Weg vorgibt. Während wir bei der letzten Kommunalwahl auf Bundes- oder auch Kreisebene noch gut abgeschnitten haben, sah das Ergebnis bei der Stadtratswahl schlecht aus. Diesen Punkt müssen wir angehen und das Vertrauen der Wähler gewinnen.
Wie sind Sie eigentlich neue CDU-Chefin geworden?
Es sind Parteifreunde auf mich zugekommen und haben mich angesprochen. Und ich habe ja gesagt, weil es mir am Herzen liegt, dass unsere Partei gut aufgestellt ist. Ich möchte eine gute Politik für die Menschen in Attendorn machen und die Stadt voranbringen. Wir leben in einer Demokratie, und die lebt vom Mitmachen. Ich wünsche mir, dass auch andere mitmachen. Wenn ich vermitteln kann, dass politisches Engagement als erstrebenswert angesehen wird, als etwas, das Spaß macht, dann wäre ich glücklich.
Was genau sind eigentlich Ihre Aufgaben als Stadtverbandsvorsitzende?
Es sind zunächst viele organisatorische Aufgaben, die mit diesem Ehrenamt einhergehen. Ich achte darauf, dass die eigentliche Parteiarbeit läuft, wie etwa zuletzt beim Bundestagswahlkampf, wo wir zum Beispiel mit einem Infostand vertreten waren. Zudem geht es um die inhaltliche Aufstellung und die Frage, was unsere Ziele sind.
Und die wären?
Wir wollen als Ansprechpartner wahrgenommen werden und uns für die Attendorner einsetzen. Das macht Lokalpolitik in erster Linie aus, und das ist auch unsere Aufgabe. Uns sind die Anliegen und Sorgen der Menschen sehr wichtig. Für mich ist dabei auch die Bürgerbeteiligung ein entscheidender Faktor.
Wie kann die aussehen?
Wir planen Gespräche mit den Menschen vor Ort und fangen damit schon bald in Ennest an. Die Frage ist doch, wie wir zwischen den Bürgern und der Politik vermitteln können. Das geht nur, wenn wir mit den Menschen sprechen, uns für ihre Belange einsetzen und wissen, wo der Schuh gerade drückt.