Menden. Frank Oberkampf aus Menden will für die FDP in den Landtag. Klappt das, dann wäre der 46-Jährige der Erste aus der FDP. Ist das ernst gemeint?
Frank Oberkampf aus Menden will für die FDP in den Landtag einziehen. Der 46-Jährige gibt offensiv das Ziel aus, das Direktmandat zu holen. Im Interview redet er über seine Erfolgschancen, die Arbeit als Selbstständiger und die Freiheit im Wohnwagen.
Sie wollen tatsächlich das Direktmandat gewinnen. Das nimmt man einem Kandidaten der FDP nicht so wirklich ab. Es hat noch nie jemand aus der FDP auf Landesebene geschafft...
Im Land nicht, aber kommunal schon. Ich wäre tatsächlich der Erste. Die Parteienlandschaft hat sich insgesamt geändert. Die großen Volksparteien sind kleiner geworden, die Kleinen sind größer geworden. Das schwankt natürlich, aber es gibt durchaus Bewegung. Ich setze klar darauf, dass mir SPD,- CDU- und Grünen-Wähler ihre Erststimme geben. Auf die FDP-Wähler zähle ich sowieso. Aber ich bin durchaus wählbar auch für andere.
Ab wie viel Prozent Stimmanteil wird die Wahl für Sie zum Erfolg?
Ich kann eigentlich nicht verlieren. Für mich wäre ein Mega-Ergebnis, wenn ich ein Prozent mehr habe als die anderen. Mir ist klar, dass ich kein 35 Prozent-Kandidat bin. Aber wenn ich 28 Prozent bekomme und die anderen 27, dann habe ich es geschafft. Eine Stimme mehr reicht. Sollte das nicht klappen, ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen, für die FDP und für mich, damit ich weiterkomme.
Was heißt weiterkommen?
Ich will in den Landtag. Aber ich bin ja im Stadtrat jetzt auch kommunalpolitisch aktiv. Ich kann mir durchaus vorstellen, noch einmal anzutreten. Dann vielleicht mit einem besseren Listenplatz. Wenn man ein gutes Ergebnis erreicht, dann kommt man innerhalb der Partei auch weiter nach vorne.
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Muss sich Stefan Weige in Menden um den Fraktionsvorsitz Sorgen machen?
Ab wie viel Prozent muss sich Stefan Weige in Menden Sorgen um seinen Fraktionsvorsitz in der Mendener FDP machen?
Gar nicht. Das ist eine Landtagswahl. Das hat mit der Mendener Kommunalpolitik nichts zu tun.
Sie sind noch gar nicht lange in der Parteipolitik aktiv. Sie haben Ihr Geschäft und Immobilien. Warum tut man sich dann diesen Stress freiwillig an?
Das ist für mich kein Stress. Das ist viel Arbeit, ja klar. Natürlich kann ein Landtagsjob auch zeitintensiv sein. Ich würde den zu 120 Prozent ausüben. Ich will kein Hinterbänkler oder Zählkandidat werden. Ich war schon immer an Politik und Geschichte interessiert, schon in Schulzeiten. Ich habe mich immer schon engagiert. Ich war Vorsitzender der Werbegemeinschaft und im Vorstand. Das ist ja auch schon so ein halbes politisches Amt. Ich bin in der Kommunalpolitik, weil ich mich gerne engagiere. Ich kann nicht nur meinen Job machen und dann zuhause sitzen und nichts für die Gesellschaft tun. Ich hab es gut gehabt. Es war alles vorhanden. Ich bin ohne Krieg aufgewachsen und will etwas zurückgeben und daran mitwirken, dass unser Wohlstand so bleibt.
Wieso erst jetzt das parteipolitische Engagement? Andere wie Matthias Eggers sind seit früher Jugend in der Politik.
Als wir den sehr guten Übergang zu Falk Steidel in der Werbegemeinschaft hatten, habe ich da gesessen und gesagt: Das kann es nicht gewesen sein. Es lag für mich nahe. Politisch gesehen stand ich schon über viele Jahre der FDP nahe. Das ist meine politische Heimat gewesen – auch wenn ich nicht immer zu 100 Prozent mit allem einverstanden bin.
Die FDP hat im Land mit Schule und Familie zwei in der Corona-Pandemie sehr wichtige Ministerien besetzt. Sie sind selbst Vater. Wenn man in der Praxis das Chaos erlebt, bekommt man da nicht auch eine ausgeprägte Wut auf die Parteifreunde in Düsseldorf?
Grundsätzlich muss man sagen, dass das alles unbefriedigend ist, wenn die Informationen für montags erst am Sonntag kommen. Aber das ist ein bundesweites Problem gewesen. Da möchte ich Frau Gebauer eindeutig in Schutz nehmen. Dahinter steckten die Ministerpräsidentenkonferenzen auf Bundesebene. Das war meist mittwochs. Aber das musste erst einmal auf dem Papier ankommen. Und das ist in Rekordgeschwindigkeit passiert. Dazu kamen Änderungen alle zwei, drei Wochen. Wir müssen aber auch sagen, dass wir gar nicht das heutige Wissen hatten. Mit dem heutigen Wissen hätten die Lockdowns vielleicht verhindert werden können.
Applaus von Querdenkern – welche Rolle spielt die FDP in NRW?
Die FDP hat zuletzt auch den Applaus von Querdenkern in Kauf genommen...
Es war immer FDP-Meinung, dass es Einschränkungen immer nur geben sollte, solange es wirklich nötig ist. Wir brauchen immer nur Einschränkungen, wenn sie wirklich erforderlich sind. Es gibt leider in allen politischen Richtungen irgendwelche Irren, die man nicht haben will. Aber die gibt es.
Die FDP hat Lockerungen erzwungen als die Corona-Inzidenzen auf Rekordhöhe waren.
Und das hat gut geklappt. In Nordrhein-Westfalen haben wir zum Beispiel vor Weihnachten gelockert. Man hat prophezeit, dass die Zahlen explodieren. Das war nicht der Fall. Wir haben auch eine Impfquote bei Erstimpfungen bei knapp 80 Prozent. Ich finde, das ist eine ganz gute Impfquote. Ich habe persönlich auch immer für die Impfungen geworben und mache das auch weiterhin. Wir dürfen es nicht zu schlecht reden.
Wenn Sie in den Landtag kommen, was machen Sie dann mit Ihrem Geschäft? Sie sind Hörakustiker.
Ich hätte nicht kandidieren können, wenn ich nicht vor drei Jahren eine Kooperation mit Rottler geschlossen hätte. Rottler hat 50 Standorte mit Hörakustikern. Aus diesem Konstrukt würden Vertretungen erwachsen. Das Geschäft wird nicht zugemacht. Ich finde das legitim. Ich finde es auch legitim, dass ein Rechtsanwalt seine Kanzlei behält. Man muss die Sicherheit haben, wenn das Mandat endet. Und es muss ja eine Mischung im Parlament geben, Alt und Jung und Angestellte und Beamte. Aber es muss auch Selbstständige geben. Für sie ist das nicht so einfach.
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Meiden Kunden Ihr Geschäft, seit Sie parteipolitisch aktiv sind?
Ich bekomme das ja nicht zu hören. Ich fände das sehr schade. Wir leben ja in einer Demokratie. Solange ich mich in einer demokratischen Partei engagiere, sollte man die politische Einstellung nicht mit der fachlichen und beruflichen Kompetenz vermischen.
Landespolitik wird oft gar nicht so als Landespolitik wahrgenommen...
Landespolitik ist ganz wichtig. Aber die Menschen sehen im Fernsehen eben oft nur Bundes- oder Europapolitik. Oder eben auf kommunaler Ebene die Kommunalpolitik. Das alles will ich durchbrechen.
Wie genau?
Ich will die Probleme aus dem Wahlkreis nach Düsseldorf tragen, damit sie auch gehört werden. Was nützt es, wenn in Düsseldorf Abgeordnete sind, die gar nicht aus der Region kommen. Das gilt im Prinzip für jeden Landtagsabgeordneten. Solche Dinge wie die Rahmedetalbrücke sind ein Super-Gau für die Region. Und solche Beispiele gibt es auch ausreichend im Kleinen. Und das muss in Düsseldorf Gehör finden.
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Mit dem Wohnwagen fährt man nicht 180 auf der Autobahn
Gibt es für Sie ein Herzensprojekt?
Verkehrspolitik gehört mit Sicherheit dazu. Wir sind im ländlichen Bereich. Ich kann hier nicht die Konzepte von Dortmund oder Düsseldorf auf Menden oder Hemer übertragen. Wir müssen die Digitalisierung vorantreiben. Hier muss auf Abruf per App nachts der Kleinbus losfahren. Man muss ohne Ideologien die einzelnen Verkehrssysteme verknüpfen. Das fängt auch mit Homeoffice an. so gibt es in Teilen weniger Verkehr. Darauf muss sich Arbeitsrecht einstellen. Es gibt so viele Synergien. Das kann man sich noch gar nicht vorstellen. Modernes Arbeiten ist ein zentrales Thema. Der Nachwuchs kann weggehen, aber muss wiederkommen. Wir haben gute Arbeitsplätze. Die Firmen erleben einen Strukturwandel. Vom Land müssen wir helfen, dass die guten Arbeitsplätze wie etwa in der Automobilzulieferindustrie erhalten bleiben.
Sie haben Camping als ihr Hobby entdeckt. Mit dem Hänger hintendran kann man nicht mit 180 über die Autobahn rasen.
Das brauche ich auch nicht. Meine Frau war erst gar nicht fürs Camping zu haben. Ich habe sie jahrelang auf Campingmessen geschleppt. Dann haben wir uns ein Wohnmobil gemietet und sind durch Skandinavien gefahren. Ich hab das ja ganz geschickt eingefädelt und vorher eine Kreuzfahrt in einer engen Kabine gemacht. Sie war dann überzeugt. Dann haben wir vor drei Jahren unseren Wohnwagen gekauft. Campen ist Freiheit. Man ist draußen in der Natur und flexibel. Es ist großartig. Tür auf und raus.